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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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abgebröckelt war. Darunter war das Glänzen von Gold zu sehen.
    »Warum ist das Gold auf dieser Seite der Tür übermalt?«, fragte sie.
    »Ein zusätzlicher Schutz gegen den Dämon«, flüsterte Timon, ohne sich zu dem Mädchen umzuwenden.
    »Was soll Farbe gegen einen Dämon helfen?«
    »Es ist keine Farbe.« Timon zögerte kurz, bevor er weitersprach. »Es ist Drachenblut.«
    »Drachenblut?« Ein Schauder lief über Daniras Rücken, als sie an Goldschuppe dachte und daran, dass jemand ihn töten könnte, um mit seinem Blut Türen oder Wände anzustreichen. Sie fragte sich, ob es das Drachenblut war, welches auch in ihren Adern floss, das sie nun so erregte.
    »Wusstest du denn, dass die Drachen die Feinde der Dämonen sind?«, fragte sie.
    »Nein, das wusste ich nicht. Ich habe einfach nur Versuche angestellt mit dem Blut der Drachen. Es war in der Zeit, als Gingarod lebte – der erste Mann, der einen Drachen mit dem Schwert getötet hat. Aber bitte – lass uns später darüber reden.« Timons Stimme klang angespannt. »Wir müssen uns auf den Dämon konzentrieren.«
    »Ja, das müssen wir.« Danira wandte sich von der Tür ab, und ihr Blick schweifte durch das Halbdunkel des Raumes. Trotzdem verfolgte sie der Gedanke an den Drachen, dessen Blut die Tür bedeckte. Fast schien es ihr, als spürte sie eine Erinnerung an die Schmerzen, die der Drache gelitten hatte, als das Blut aus tiefen Wunden aus seinem Körper herausgeronnen war. Wieder glaubte Danira, ein fremdes Gefühl in sich zu spüren. War es das, was Eisenklaue zu ihr gesagt hatte – dass sie den Zauber und die Kraft der Drachen irgendwann in sich finden würde? Doch nun spürte sie keine Kraft – im Gegenteil, sie fühlte sich schwach und ausgelaugt. Mühsam konzentrierte Danira sich wieder auf ihre Mission, und ihre Blicke schweiften aufmerksam über den Boden. »Der Stein, den du suchst – ist er hier irgendwo?«
    Stumm schüttelte Timon den Kopf, während er sich langsam auf den Durchgang zum Nebenraum zubewegte, den leuchtenden Kristall vor sich ausgestreckt. Danira hielt ihr Schwert fest umklammert, auch sie angespannt und wachsam. Die Klinge leuchtete in einem matten Schein. Ein paarmal atmete Timon tief durch, dann blickte er in Daniras Augen und nickte bedeutungsvoll.
    »Komm heraus!«, sagte er mit gebieterischem Tonfall. Für eine Weile geschah nichts, und erneut erhob Timon seine Stimme.
    »Komm heraus, Kreatur der Finsternis! Wir wissen, dass du dort bist.«
    Wieder verging eine kurze Zeit, dann hörten die beiden Kinder die körperlose Stimme des Dämons, die direkt in ihren Köpfen zu ertönen schien.
    »Dein Licht schmerzt in meinen Augen. Lösche es, und ich werde hervortreten.«
    »Nein, ich werde es nicht löschen«, sagte Timon. »Ich habe dich in diese Welt gerufen, und du musst meinen Befehlen gehorchen. Tritt hervor.«
    »Du bist keine der Schwarzen Seelen, ich muss deinen Befehlen nicht folgen. Nur wenn du mir Blut zu trinken gibst, werde ich dir dienen.«
    »Du wirst kein Blut von mir erhalten. Doch wenn du mir hilfst, werde ich dich aus deinem Gefängnis befreien.«
    »Und was soll ich für dich tun?«
    »Erzähle mir etwas über die Schwarzen Seelen. Wie können sie überwunden werden?«
    »Es gibt keinen Weg, sie zu überwinden. Ihre Körper können getötet werden, denn es sind die schwachen Körper der Menschen. Doch ihr Geist ist auf ewig an diese Welt gebunden.«
    »Wenn du uns nicht mehr zu sagen hast, dann bist du ohne Nutzen für mich. Dein verderbter Geist wird zu deinem Dunklen Herrn zurückkehren, wenn wir deinen Körper vernichten. Nie wieder sollst du den Geschmack von Blut genießen.«
    Eine Weile schwieg der Dämon, dann endlich erschien seine gewaltige Gestalt in dem schmalen Durchgang. Danira und Timon hielten entsetzt den Atem an. Schon zuvor hatten sie den grauenvollen Kreaturen der Finsternis gegenübergestanden, dieses Wesen war allerdings noch erschreckender als die, die sie zuvor gesehen hatten. Sein Körper erschien faltig und ausgemergelt, und sein Gesicht war eine grinsende Fratze des Todes. Das Glühen der roten Augen konkurrierte mit dem Licht von Timons Kristall, das die fahle, faltige Haut des Dämons erleuchtete.
    »Ihr seid nur Kinder«, stellte er fest. »Noch kleiner und schwächer als die Menschen, die ich zuvor gesehen habe. Doch euer Blut wird mich stärken.«
    »Narr«, sagte Timon. »Siehst du nicht, dass Firions Macht in uns ist? Meine Gefährtin trägt Firions Schwert, und es ist

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