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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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am Beginn ihres Abenteuers, trotzdem glaubte sie plötzlich selbst, etwas zu sehen – einen schwachen roten Widerschein, der sich tief im Kristall bewegte. Es war ein böses Licht, und als sie unvermittelt zum Himmel blickte, sah sie Eril-Angoth hell funkelnd am Himmel stehen. Auch Timon schien es bemerkt zu haben, denn er verbarg den Stein schnell in seiner Tasche und zog dann einen anderen Gegenstand hervor, den er Danira reichte.
    »Hier«, sagte er. »Ich habe etwas für dich.«
    Obwohl Danira kaum sah, dass Timon ihr einen Arm entgegenstreckte, fasste sie nach ihm und fühlte eine kleine, harte Kugel in ihre Hand fallen. Sofort spürte sie die Ausstrahlung einer fremdartigen Kraft, die auf sie einströmte, in sie einzudringen versuchte. Gerade noch hatte sie Timons Kristall in ihrer Hand gehalten und dessen Zaubermacht gefühlt; die Kugel jedoch war völlig anders, ihre Kraft nicht so klar und elementar wie die des Kristalls. Sie war auch bei weitem nicht so stark, doch sie war tiefgründiger, reicher – und vertrauter.
    »Was ist das?«, fragte Danira.
    »Es ist das Ergebnis eines Experimentes, das ich vor langer Zeit durchgeführt habe. Ich habe versucht, die Zauberkraft der Drachen zu ergründen.«
    Nachdenklich betrachtete Danira die harte Kugel in ihrer Hand. Jetzt, da Timon es erwähnt hatte, spürte sie tatsächlich, dass die Ausstrahlung sie an die Drachen erinnerte.
    »Aber was haben die Drachen mit dieser Kugel zu tun?«
    »Wie gesagt«, begann Timon. »Es war ein Experiment. Ich habe versucht, die Magie der Drachen zu verstehen. Die Drachentöter brachten mir Drachenblut und noch andere Dinge, um die ich sie gebeten hatte. Ich selbst spürte keine große Macht darin, doch nachdem ich den Dämon gefangen hatte, merkte ich, dass er das Blut fürchtete. Schließlich habe ich es destilliert, die Kondensate fraktioniert. Und eine der Fraktionen erstarrte schließlich und formte diese Perle – oder wie auch immer du es nennen willst. Diese Kugel ist die kondensierte Energie eines Drachen, wenn auch nur ein kleiner Teil davon, denn es war nicht viel Blut, von dem ich ausgehen konnte.«
    »Und was soll ich nun damit tun?«, fragte Danira. Sie hielt die Kugel unschlüssig in ihrer Hand – fasziniert von ihrer Ausstrahlung und gleichzeitig abgestoßen von dem Gedanken, dass ein Drache hatte sterben müssen, damit dieses Artefakt geschaffen werden konnte.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich denke, wenn jemand etwas damit anfangen kann, dann bist du es. Lass uns nun in den Gasthof zurückkehren, bevor die anderen uns vermissen.«
    »Ja, lass uns zurückgehen.« Für einen kurzen Moment blickte Danira zu der dunklen Seitengasse, wo sie sich von Terilo verabschiedet hatte. Halb hoffte sie, dass der Junge doch auf sie gewartet hätte, aber nichts regte sich in den Schatten der verwinkelten Häuser. Sie würde ihn also nicht wiedersehen, denn morgen würden sie die Stadt verlassen, um über das Meer hinweg in den Süden zu reisen. Enttäuscht lief Danira hinter Timon her, der sich bereits in Richtung auf den Marktplatz in Bewegung gesetzt hatte.
    *
    »Jandaldon war sein Name,
Gesang sein liebstes Spiel.
Er liebte eine Dame,
die nicht nur ihm gefiel. 
      
    Einem ander’n war sie hörig,
sie schenkte ihm ihr Herz.
Der and’re war ein König,
dem Sänger blieb nur Schmerz.
      
    Er ging in ferne Lande,
die sonst kein Mann geseh’n,
zerriss die Liebesbande,
es war um ihn gescheh’n.
      
    Der Sänger sucht’ vergebens
den Tod im Drachenreich.
Das Ende seines Lebens,
kam weder bald noch gleich.
      
    Er traf dort fremde Leute,
auch wenns ihm nicht gefiel.
Zum Trotz der Drachenmeute,
der Zauberturm ihr Ziel.
      
    Der Zauber ward erneuet,
die Drachen sie sind fort.
Den Sänger hats gereuet,
auch er verließ den Ort.
      
    Es zog ihn in die Ferne,
nach Süden ging das Schiff,
dort sehen wollt er gerne,
die Küste, Meer und Riff.
      
    Hier fand er bald das Feuer,
das brennt für alle Zeit.
Die Frau, die ihm nun teuer,
ging mit ihm Seit’ an Seit’.
      
    Ein Engel fand den Sänger,
im grellen Feuerschein,
sprach: ›Such den Tod nicht länger,
denn du bist nicht allein.‹ 
      
    Nun zog der Sänger weiter,
er singt sein neues Lied,
mal traurig und mal heiter,
wie es der Engel riet.«
    Erwartungsvoll blickte Jandaldon in die Runde der Menschen, die sich um ihn versammelt hatten, um seinem Lied zu lauschen. Es waren Männer, Frauen und Kinder, die sich dem Äußeren nach in

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