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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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hier in der Gilde lebte. Ich will eine Lampe anzünden, damit ich beide Hände frei habe.«
    Mit einem Finger zeigte der Junge auf eine Öllaterne, die in einer Wandhalterung an der gegenüberliegenden Seite des Ganges hing. Sofort erwachte ein Glimmen in ihr, das sich langsam zu einem hellen Lichtschein verstärkte. Sein Zauberlicht ließ Timon verlöschen, um mit beiden Händen die golden schimmernde Oberfläche zu betasten. Für eine Weile schloss er die Augen, während seine Stirn sich sanft gegen die Tür lehnte.
    »Das Siegel ist noch intakt«, sagte er schließlich. »Niemand hat diese Tür geöffnet, seit ich sie vor langer Zeit verschlossen habe.«
    »Ist sie aus Gold gemacht?«, fragte Danira.
    »Nein, sie ist aus Holz. Doch sie ist mit einem Blech aus Blei überzogen, und darüber liegt eine dünne Goldschicht.«
    »Wozu soll das gut sein?«, fragte Danira. »Was ist hinter der Tür?«
    »Vor langer Zeit hat sich ein Dämon der Finsternis hinter dieser Tür befunden. Ich selbst habe ihn in diese Welt gebracht durch einen unbedachten Zauber, mit dem ich meine Fähigkeiten erproben wollte. Doch es lag nicht in meiner Macht, den Dämon wieder in seine Welt zurückzusenden. Immerhin habe ich es geschafft, ihn in einen magischen Kreis zu bannen. Ich war mir allerdings nicht sicher, wie lange dieser Schutzzauber wirken würde. Die Wände aller Zauberkammern sind mit Blei ausgekleidet, denn dieses Metall hemmt den Fluss der Magie. Dadurch soll das Gebäude geschützt werden, wenn ein Zauber außer Kontrolle gerät. Ich habe die Tür zusätzlich mit Gold verstärkt, denn es heißt, dass Gold den Dämonen widerstehen kann.«
    »Du meinst, der Dämon ist immer noch in diesem Raum?«
    »Vielleicht. Bist du bereit, mir zur Seite zu stehen, wenn wir diese Tür durchschreiten?«
    »Aber was suchst du dort?«
    »Einen Gegenstand, den ich einst besessen habe – einen roten Kristall. Er ist von der gleichen Art wie Tan-Thalions blauer Stein. Durch ihn konnte ich den Dämon in diese Welt rufen, und er war auch ein Teil der magischen Barriere, in der ich den Dämon gefangen hielt. Ich denke, dass er bei unserer weiteren Aufgabe noch eine Rolle spielen wird.«
    »Wenn es so ist, dann gibt es keinen anderen Weg. Du musst die Tür öffnen.«
    »Gut, ich werde es also tun.« Timon schloss wieder seine Augen, und seine Hand bewegte sich über den Türrahmen. Ein leises schabendes Geräusch war zu hören, als würde ein Riegel zurückgeschoben.
    »Sie ist offen«, sagte er. Aus seiner Tasche zog er Tan-Thalions Kristall hervor, und mit einem geflüsterten Zauberwort brachte er ihn zum Leuchten. Im Gegensatz zu dem weißen Licht, das zuvor seiner Hand entsprungen war, erfüllte nun ein unwirklicher blauvioletter Schein den Gang.
    Zögernd betrat Timon den Raum, und Danira folgte ihm, ihr Schwert vor sich ausgestreckt. Mit einem grimmigen Blick nahm das Mädchen zur Kenntnis, dass ein bleiches Glühen von der Klinge ausging. In dem Raum herrschte ein Durcheinander von Pergamenten und Papieren, die wild verstreut zwischen verschiedensten anderen Gegenständen auf dem Boden lagen. Wände und Boden bestanden aus Blei, so wie Timon es angekündigt hatte, einem stumpfen, dunkelgrauen Metall, das den Raum düster und bedrohlich erscheinen ließ. Die Kammer war quadratisch, vielleicht sechs Schritte weit in der Länge und Breite, und ein Durchgang führte weiter in einen angrenzenden Raum.
    »Der Dämon ist also aus dem Bannkreis entkommen«, sagte Timon, während er die Unordnung in dem Raum begutachtete. »Wir müssen uns hüten, denn vielleicht ist er immer noch hier.«
    »Ja, er ist hier«, flüsterte Danira. »Spürst du nicht auch seine Nähe? Wie kann er nur überlebt haben, so viele Jahre ohne Nahrung?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wenn er noch lebt, wird er hungrig sein. Und Blut ist seine Speise.«
    Timon musterte nur kurz die am Boden verstreuten Gegenstände, denn sein Blick wurde immer wieder von der dunklen Türöffnung angezogen, die in den Nachbarraum führte. Einmal bückte er sich schnell, um einen kleinen Gegenstand aufzuheben, den er in seiner Tasche verschwinden ließ.
    »War das der Stein, den du suchst?«, fragte Danira.
    »Nein.« Timon schüttelte seinen Kopf, doch er sah Danira nicht an. »Es war etwas anderes – ich werde es dir später zeigen.«
    Auch Danira blickte sich vorsichtig um, und sie sah, dass die Tür auf der Innenseite mit einer dünnen Schicht einer dunklen Farbe bedeckt war, die stellenweise

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