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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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angelockt – Ihr habt von den Drachen gesungen. Seid Ihr ihnen jemals begegnet?«
    »Ja, ich bin ihnen begegnet. Ich habe einige Jahre in ihrem Land gelebt.« Jandaldon betrachtete den Priester mit gerunzelter Stirn, denn dieser hielt seine Hand immer noch mit festem Griff umfangen.
    »Ich würde gerne Eure Geschichte hören«, sagte Sad Olgar, »wenn Ihr sie mir erzählen wollt.«
    »Das will ich gerne tun«, erwiderte Jandaldon. »Bald kommt jedoch die Stunde, da die Sonne in den Wassern des Sees versinkt. Ich würde diesem Schauspiel gerne beiwohnen, so wie ich es auch an den letzten Abenden getan habe.«
    »Wenn Ihr mögt, können wir den Sonnenuntergang gemeinsam verfolgen«, sagte der Priester, und erst jetzt entließ er die Hand des Sängers aus seinem Griff. »Ich weiß einen Ort, von dem aus wir einen besonders guten Ausblick haben.«
    »Ich will Euch gerne folgen«, sagte Jandaldon. »Wenn auch Rhya an dem Ort willkommen ist, zu dem wir gehen.«
    »An dem Ort, zu dem wir gehen, ist jeder willkommen, denn Firions Tempel ist unser Ziel, dort oben auf dem Gipfel des Berges.«
    *
    »Firions Liebe und seine Güte sind groß – größer als wir erfassen können. Er liebt uns, denn wir sind seine Kinder. Sein Auge, das sich nun im Osten erhebt, wacht über uns. Ihr dürft nicht zaudern, auch wenn Eril-Angoths Licht an Stärke zugenommen hat. Der Böse blickt mit gierigem Auge auf uns, doch wenn unser Vertrauen in Firion nicht wankt, dann werden wir gerettet werden. Und wenn doch einmal die Einflüsterungen des Bösen euer Herz beschattet haben, verzweifelt nicht. Wenn ihr eure Sünden bereut, dann wird Firion euch vergeben, und der Böse wird keine Macht über eure Seele haben. Darum frage ich euch jetzt: Bereut ihr eure Sünden, und erbittet ihr die Vergebung Firions?«
    »Ja, ich bereue«, murmelte Jandaldon, und seine Worte gingen unter im Klang vieler anderer Stimmen. Er stand zusammen mit Rhya in den Trümmern der alten Burg, hoch auf dem Hügel über der Seestadt, inmitten einer Menge von Männern und Frauen, die alle den Worten des Priesters lauschten.
    »Geht nun nach Hause meine Brüder und Schwestern«, sagte Sad Olgar, »denn eure Sünden sind euch vergeben, und Firions Segen begleitet euch.«
    Die Menge der Andächtigen zerstreute sich rasch, nachdem der Priester seine Predigt beendet hatte. Jandaldon schaute zu, wie die Menschen dem Ausgang der Burgruine zustrebten, der von einer kleinen Öllampe beleuchtet wurde. Ein weiteres Licht brannte auf dem Altar, der größte Teil der alten Wehranlage lag jedoch im Zwielicht der Dämmerung. Nur noch ein schwacher Lichtstreif erhellte den westlichen Horizont, wo schon zu Beginn der Predigt die Sonne im See versunken war. Im Osten leuchtete das Auge des Wächters, eine bleiche Scheibe aus weiß-gelbem Licht, und daneben war das bösartige Funkeln von Eril-Angoth zu sehen. Jandaldons Blick folgte Sad Olgar, als dieser sich durch die Menge der Menschen hindurchbewegte und ein paar Worte mit verschiedenen Männern und Frauen wechselte. Der Priester trug die Altarlampe in der Hand, das Buch Firion hatte er unter seinen Arm geklemmt. Nach kurzer Zeit sah Jandaldon, dass das tanzende Licht der kleinen Lampe sich ihm näherte, und er blickte Sad Olgar erwartungsvoll entgegen. An dessen Seite gingen mehrere andere Gestalten, nicht mehr als dunkle Silhouetten im Dämmerlicht des Abends.
    »Nun meine Freunde«, sagte der Priester, als er bei Jandaldon und Rhya angekommen war. »Lasst uns in meine Unterkunft einkehren, denn dort können wir in Ruhe reden. Ich habe ein paar Gefährten mitgebracht, die sich so wie ich für Geschichten aus dem Norden interessieren. Ich will sie Euch vorstellen, wenn wir mehr Licht haben.«
    Sad Olgar führte die kleine Gruppe an der zerfallenen Außenmauer der Burg entlang, bis sie eine schmale Treppe erreichten, die nach unten in ein weites Gewölbe führte. Schnell entzündete der Priester zwei weitere Lampen, und in deren Schein betrachtete Jandaldon die Menschen, die zusammen mit ihm den Raum betreten hatten.
    »Jandaldon«, sagte Sad Olgar. »Dies sind Freunde von mir, die gekommen sind, um Euch kennenzulernen. Wollt Ihr ihnen Eure Hände zum Gruß reichen?«
    Verwirrt betrachtete Jandaldon die drei Fremden, die ihm gegenüberstanden und ihn freundlich anlächelten. Zwei Männer waren es und eine Frau, die als Erste auf ihn zutrat, beide Arme vor sich ausgestreckt. Jandaldon fasste ihre Hände, während er unsicher ihren forschenden

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