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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Blick erwiderte. Die Haare der Frau waren ergraut, und Falten zeichneten ihr Gesicht, ihr Lächeln erschien jedoch jugendlich und kraftvoll.
    »Melia ist mein Name«, sagte sie, als sie nach kurzer Zeit die Hände des Sängers wieder freigab. »Ich grüße Euch, Mann aus dem Norden.«
    Nun trat einer der beiden Männer auf Jandaldon zu. Er war von kräftiger Statur, auch wenn sein Haar die ersten grauen Strähnen zeigte, und wie Sad Olgar trug er einen dunklen Vollbart.
    »Mein Name ist Widbald«, sagte der Fremde, während er die Hände des Sängers hielt. Immer noch war Jandaldon verwirrt von der Förmlichkeit der Begrüßung, doch bereitwillig streckte er seine Hände auch dem zweiten Mann entgegen, nachdem Widbald beiseitegetreten war. Dieser war jünger als die anderen, noch nicht einmal zwanzig Jahre alt, und sein Gesicht war bartlos. Jandaldon wunderte sich über den sanften Händedruck des schlanken jungen Mannes.
    »Talladin bin ich«, sagte der Jüngling. »Und auch ich grüße Euch, Jandaldon.«
    »Nun?«, sagte Sad Olgar, nachdem die Begrüßung des Sängers beendet war. »Schließt ihr euch meinem Urteil an?«
    »Ja, das tun wir«, erwiderte Melia. »Es besteht kein Zweifel. Jandaldon ist ein reiner Sohn Firions, einer der Auserwählten.«
    »Ein Auserwählter?« Verwirrt blickte Jandaldon zu Rhya hin, die ihm lächelnd zunickte. »Was meint Ihr damit?«
    »Verzeiht uns, Jandaldon.« Sad Olgar war neben den Sänger getreten, und er legte eine Hand auf dessen Schulter. »Unsere Begrüßung muss Euch verwundern, doch nun haben wir gespürt, dass Ihr ein Auserwählter seid, und wir können Euch unsere Geschichte erzählen und alle Fragen beantworten, die Ihr stellen mögt. Bitte, setzt Euch und speist mit uns – während der Mahlzeit können wir weiterreden.«
    Erst jetzt schaute Jandaldon sich in dem Raum um, und sein Blick blieb zuerst an der Stirnseite des Gewölbes haften, wo ein Ring aus ineinander verflochtenen Zweigen hing – das Symbol für den ewigen Kreis, Firions Auge. An der Wand lehnte der kräftige Stab, den der Priester bei ihrer ersten Begegnung in seiner Hand getragen hatte. Ein Tisch und fünf Stühle, aus rohem Holz gezimmert, standen in der Mitte des Raumes, und mehrere Schränke und Truhen waren an den Wänden aufgereiht. Eine dieser Truhen schob der Priester als Ersatz für einen Stuhl an den Tisch heran, dann bedeutete er seinen Gästen, sich zu setzen. Aus einem der Schränke holte er hölzerne Teller und Becher hervor, einem anderen entnahm er Brot und kalten gebratenen Fisch. Als alles bereitstand, setzte sich auch Sad Olgar, und er hielt seine Hände über die Speisen und sprach ein kurzes Dankgebet.
    »Jandaldon, du bist ein Auserwählter«, begann Melia, »und zwischen uns muss es keine Förmlichkeiten geben, daher will ich dich anreden wie einen Freund. Wir wollen dir nun in kurzen Worten erzählen, wer wir sind und warum wir uns für deine Geschichte interessieren. Es sind geheime Informationen, die wir dir erzählen, und wir müssen dich bitten, mit niemandem über das zu reden, was du hier erfahren wirst.«
    »Euer Vertrauen ehrt mich«, sagte Jandaldon, »auch wenn ich nicht weiß, womit ich dies rechtfertige. Denn zuvor schon habe ich das Zutrauen missbraucht, das andere in mich legten. Wieso denkt ihr nun, dass ich einer der Euren bin, nachdem ihr nur einmal meine Hand gehalten habt?«
    »Du irrst«, sagte Melia. »Denn du bist keiner der Unseren. Wir sind Bewahrer, und dies sind wir durch unser Wissen und unseren Schwur, diese Gemeinschaft zu schützen. Durch unsere Ausbildung haben wir die Fähigkeit erlangt, in die Herzen der Menschen zu schauen, und in dem deinen haben wir kein Arg gesehen. Du bist ein Auserwählter, und dies bist du durch Firions Macht und seinen Willen. Selten habe ich Firions Kraft stärker in einem Menschen gespürt. Du könntest einer der Unseren werden, wenn dies dein Wunsch sein sollte – doch keiner von uns könnte jemals ein Auserwählter werden.«
    »Jandaldon ist durch Wasser und Feuer gegangen, bevor er hierherkam, um auch Firions Vergebung zu erbitten«, sagte Rhya. »Und das Einzige, was seine Seele befleckte, war der Wunsch, sein Leben zu beenden.«
    »Du überraschst mich«, sagte Jandaldon zu der jungen Frau. »Gehörst auch du zu diesen Leuten?«
    »Ich gehöre nicht zu ihnen, doch ich kenne sie, und sie kennen mich. Aber nun lausche auf Melias Worte, und du wirst mehr erfahren.«
    »Ja, höre mir zu, Sänger aus dem Norden, denn

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