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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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ich will dir erzählen von den Bewahrern.« Melia machte eine kurze Pause, bevor sie mit leiser Stimme weitersprach. »Die Geschichte unseres Bundes reicht nun fast zweihundert Jahre zurück, und an ihrem Anfang stand ein Mann, den wir den Gründer nennen. Er besaß verborgenes Wissen der Runenschmiede, und er gab den Bewahrern den Auftrag, dieses Wissen zu erhalten und es zu mehren. Wir wissen von der Macht der Elemente und darüber, wie wir sie nutzen können. Deshalb sind die Priester der Elemente unsere Freunde, obwohl diese es für vermessen halten, die Macht der Elemente in Runen zu bannen, um sie den Menschen nutzbar zu machen. Ist es nicht so, Rhya?«
    »Ja, so ist es«, erwiderte die Priesterin, »und vielleicht wird Jandaldon mich verstehen, denn er hat die tiefe Macht des Wassers gespürt und die wilde Kraft des Feuers. Es ist eine Gefahr, diese Mächte in die Gestalt einer Rune binden zu wollen.«
    »Ja, es ist eine Gefahr«, fuhr Melia fort. »Und wir sind uns dessen bewusst. Doch nur durch die Kraft der Elemente haben die Runenschmiede vor langer Zeit die Alten besiegt, die versuchten, den Kreaturen des Bösen einen Weg in diese Welt zu öffnen. Obwohl die Geheimnisse der Runenschmiede nur lückenhaft erhalten wurden, wissen wir immer noch einiges darüber, wie die Kräfte der Runen zu verwenden sind. Der Gründer hat uns geboten, im Verborgenen zu wirken und uns zu hüten vor der Macht der Alten, die uns verfolgen und töten würden. Erst wenn sein Ring zu uns gebracht wird, sollen wir wissen, dass die Zeit des Kampfes gekommen ist. Nun steht eine Konjunktion bevor, in der Firion und Thaur-Angoth ihre Kräfte messen, doch es ist kein Ruf an uns ergangen.«
    »Aber wie soll dieser Ring zu euch kommen?«, fragte Jandaldon.
    »Wir wissen es nicht – vielleicht gibt es einen noch geheimeren Orden innerhalb des Bundes der Bewahrer, der auch vor uns verborgen ist. Doch wenn dies so ist – wie können wir dann wissen, ob nicht dieser geheime Bund inzwischen vernichtet wurde? Dies ist zumindest das, was Einzelne von uns denken – und wenn es so wäre, dann müssten wir selbst entscheiden, wann unsere Stunde gekommen ist. Einer von uns ist vor einiger Zeit in den Norden gegangen, und er ist ein Auserwählter so wie du. Deshalb sind wir an den Geschichten interessiert, die du uns aus dem Norden bringst. Es könnte sein, dass du ihm begegnet bist, denn das Schicksal will, dass die Auserwählten zusammentreffen, wenn eine Konjunktion bevorsteht. Er ist ein großer kräftiger Mann mit einem dunklen Bart. Er ähnelt Widbald, denn die beiden sind Brüder.«
    »Ihr sprecht in Rätseln«, sagte Jandaldon, »denn ich habe niemanden getroffen, auf den diese Beschreibung passt. Und ich weiß nicht, was eine Konjunktion ist.«
    »Eine Konjunktion ist das Zusammentreffen der Himmelslichter – alle siebzig Jahre nähern sich Eril-Firion und Eril-Angoth einander. Auch in diesem Jahr wird es wieder dazu kommen, und dies ist ein Zeichen von kommendem Unheil. Willst du uns nun deine Geschichte erzählen?«
    »Meine Geschichte ist lang«, begann Jandaldon, und er wechselte einen kurzen Blick mit Rhya. »Dennoch will ich mich kurzfassen. Ich habe den Tod gesucht, weil ich einer unerfüllten Liebe nachtrauerte. Im Feuer eines Drachen wollte ich sterben, denn ich hatte den vermessenen Wunsch, dass mein Tod etwas Besonderes sein sollte. Lange Jahre habe ich im Land der Drachen gelebt, und oft habe ich diesen furchtbaren Wesen in die Augen geblickt, aber sie wollten meinen Wunsch nicht erfüllen. Und später war da eine Frau, die mich von Zeit zu Zeit besuchte. Damals dachte ich, sie sei ein Engel, doch nun, da ein echter Engel meine Hand berührt hat, weiß ich, dass dem nicht so ist. Sie war ein Mensch wie ich, ein Mensch, der aus irgendeinem Grund Gnade vor den Drachen gefunden hat.«
    Jandaldon machte eine Pause, denn er sah, dass Melia ihn mit gerunzelter Stirn ansah, seit er seine Begegnung mit dem Engel erwähnt hatte. Die Frau nutzte die Gelegenheit, um das Wort zu ergreifen.
    »Der Grund, weshalb die Drachen dich verschont haben, ist offensichtlich«, sagte sie. »Auch sie erkennen, dass du ein Auserwählter bist, so wie wir es tun. Sie sind nicht die Geschöpfe des Bösen, für die man sie hält, denn Aeon selbst hat sie erschaffen, um die Dämonen des Dunklen Herrn zu bekämpfen. Ein reiner Mensch wie du braucht sie nicht zu fürchten. Bitte, lass uns nun den Rest deiner Geschichte hören.«
    »Eines Tages kam eine

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