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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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soll mich begleiten.«
    »Wir wollen deinem Rat folgen«, sagte Sad Olgar. »Aber ich denke, wir können mehr zu dem Kampf beitragen als unser Wissen. Wir können das Volk des Südens zum Kampf aufrufen, um unseren Brüdern im Norden zu helfen.«
    »Das Volk des Südens ist nicht groß an Zahl«, wandte Melia ein. »Trotzdem magst du recht haben – jeder Arm und jedes Schwert, das uns zur Seite steht, soll mir willkommen sein. Denn vielleicht müssen wir ein Land voller Feinde durchstreifen, um die zu finden, an deren Seite wir kämpfen wollen.«
    »Ich werde also sehen, was ich tun kann. Hier in der Stadt und in den Siedlungen am Seeufer gibt es genügend wackere Männer, die auf meine Worte hören werden.«
    »Ja, die Menschen hier vertrauen in dich«, sagte Melia nachdenklich. »Und ich denke, es wäre das Beste, wenn du mit in den Norden kämest, um die anzuführen, die dir folgen wollen. Du bist ein guter Hirte für deine Gemeinde, und ein starker Führer ist wichtig in dem Kampf, den wir führen müssen.«
    »Ja, ich will gerne mit dir kommen«, erwiderte der Priester. »Gleich morgen will ich beginnen, alle die um mich zu scharen, die willig sind, mir zu folgen.«
    »Das ist gut«, sagte Melia. »Denn ich fühle, dass Eile geboten ist. Es ist ein weiter Weg bis zur Küste, und wir dürfen nicht zu lange zögern. Innerhalb weniger Tage müssen wir bereit sein aufzubrechen.«
    »Und welchen Weg sollen wir gehen?«, fragte Sad Olgar. »In den Westen, nach Car-Gonaredh, oder nach Norden zur Stadt Car-Danaan?«
    »Beide Wege sind voller Gefahren und Entbehrungen«, sagte Melia. »Wir wollen darüber beraten, während wir unsere Reise vorbereiten.«
    »Der Weg nach Norden mag die größeren Gefahren in sich bergen«, sagte Talladin. »Die Nomaden des Öden Landes erzählen, dass Ul’ur wieder umgeht.«
    »Im Westen gibt es die gleichen Gerüchte«, sagte Melia. »Doch ich denke nicht, dass das Schicksal der Bewahrer sich hier in diesem Land besiegeln wird. Unser Aufgabe liegt auf dem Nordkontinent, und dort wird nicht nur unser Schicksal sich entscheiden, sondern das der ganzen Welt. Firion möge uns gnädig sein.«
    »Ja, wir wollen in Firion vertrauen«, sagte Sad Olgar, »und in sein Licht, das uns leuchtet in der Nacht. Sein Wille soll geschehen.«
    *
    An die Reling des Schiffes gelehnt, schaute Danira zu, wie die Sonne am Horizont im Meer versank. Zu einem goldenen Feuerball war sie geworden, und über die gekräuselte Oberfläche des Wassers schien eine glühende Straße zu ihr hinzuführen. Schon in Car-Elnath hatte Danira viel Zeit in den Ruinen des Hafens verbracht, denn seit jeher hatte sie die Nähe des Meeres geliebt. Als ihr Vater noch lebte, war auch er mit ihr dort gewesen, und er hatte ihr Geschichten über geheimnisvolle Inseln erzählt und über fantastische Geschöpfe, die in den bodenlosen Tiefen der Ozeane lebten. Danira wusste, dass ihr Vater den größten Teil seines Lebens in der Schreibstube des Fürsten von Lornmund gearbeitet hatte, bevor er nach Car-Elnath geflohen war. Erst dort hatte auch er zum ersten Mal das Meer gesehen, und er war nie auf einem Schiff gewesen. Trotzdem hatte sie seine Geschichten geliebt und sich immer gewünscht, einmal auf einem Schiff die Küste hinter sich zu lassen. Auch wenn dieser Wunsch sich nun erfüllt hatte, war sie traurig, denn es machte ihr bewusst, wie sehr sie ihren Vater vermisste.
    Schon seit zwei Tagen waren sie nun an Bord des Seedrachen, der sie in das sagenumwobene Land im Süden bringen sollte. Neue Rätsel lagen vor ihnen, obwohl noch so viele unergründete Geheimnisse hinter ihnen zurückblieben. Die nächtlichen Straßen von Car-Niëllath kamen in ihren Sinn, der maskierte Fremde mit seinen schwarzgekleideten Begleitern. Aber mehr noch dachte sie an Terilo, der nun nur noch eine Erinnerung war, die sich in die lange Reihe früherer Verluste einreihen würde.
    Car-Niëllath war schon lange aus ihrer Sicht entschwunden; auf allen Seiten war das Schiff bis zum Horizont von Wasser umgeben. Heute war ein schöner Tag gewesen, und die Gefährten hatten viel Zeit auf dem Deck des Schiffes verbracht, denn ihre Kabinen waren eng und stickig. Längst hatte Danira sich an das beständige Schaukeln gewöhnt, mit dem das Schiff sich durch die sanften Wellen bewegte. Raydan, der Kapitän des Schiffes, hatte sie allerdings gewarnt, dass die See in diesen Breiten nur selten so ruhig war wie jetzt. Die Geschichten, die er erzählt hatte, waren anders

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