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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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bewusst, dass der Bannzauber der Alten nach ihr griff und versuchte, ihr diese neue Kraft zu entreißen. Die Macht in ihr würde sich jedoch nicht vertreiben lassen, sie würde auf die Gelegenheit warten, wenn sie vonnöten wäre. Und irgendwann würde sie hervortreten, so wie auch Goldschuppe wochenlang im Berg des Feuers ausgeharrt hatte, um dann im rechten Augenblick dem Drachenbann zu trotzen.
    Der flüchtige Moment der Verzauberung wich von Danira, und sie bemerkte eine Bewegung, nicht weit von sich entfernt. Sie sah, dass zwei Seeleute zu ihr herüberblickten; Verwirrung oder gar Angst spiegelten sich in ihren Gesichtern. Ob sie auch das Leuchten gesehen hatten? Die beiden flüsterten miteinander, offenbar unschlüssig, wie sie das Gesehene deuten sollten. Dann bemerkte Danira, dass auch Loridan und Selina sie ansahen. Loridan trat auf sie zu, doch schon bevor er sie erreichte, spürte sie, wie Selina sie berührte – nicht mit ihrer Hand, sondern mit ihrem Geist.
    »Was ist dir geschehen, Drachenblut?«, fragte sie in der Sprache der Drachen, und sie benutzte den Namen, den Eisenklaue ihr einst gegeben hatte. »Ich habe die Nähe eines Drachen gespürt.«
    Danira war verwundert, denn nie zuvor hatte sie die Sprache der Drachen so klar verstanden. Sie war so konzentriert auf Selina und das neue Gefühl in sich, dass sie fast Loridans besorgte Fragen überhörte. Dann erst spürte sie die Hände des Ritters auf ihren Schultern und sah zu ihm auf.
    »Es ist gut«, sagte sie. »Alles ist gut.«
    Loridans Blick blieb jedoch ernst, und in seinen Augen las Danira, dass auch er die Veränderung in ihr spürte.
    *
    »Noch etwas weiter nach rechts, Vier .« Mit kritischem Blick beobachtete der junge Zauberer, wie der Dämon einen schweren Steinblock zur Seite wuchtete. »Hier muss es sein.«
    Mit lautem Poltern fiel der Felsbrocken zwischen anderes Geröll, das überall den Boden bedeckte. Das Geräusch hallte von den Wänden wider, und der Klang verriet, dass sie sich in einer Höhle mit gewaltigen Ausmaßen befanden. Das Licht der kleinen Lampe, die der junge Mann in seiner Hand hielt, war nicht hell genug, um die Wände und die Decke der Höhle zu erleuchten. Coort kniete sich auf den schmutzigen Boden und warf achtlos ein paar kleine Steine in die Dunkelheit, um einen ebenen Abstellplatz für seine Laterne freizulegen. Mit beiden Händen begann er dann, Schmutz und Geröll beiseitezufegen, während sein Blick konzentriert auf den Boden gerichtet war. Bald wurde ein metallisches Glitzern sichtbar, eine silberne Linie, die in den Stein des Bodens eingelassen war. So breit wie zwei Finger eines erwachsenen Mannes war der Streifen, und das Metall erschien uneben und blasig. Kleine Tropfen von Silber waren an seinem Rand verteilt, so als sei siedendes Metall aus der vertieften Nut hervorgespritzt. Der junge Mann hielt kurz inne und betrachtete die silberne Linie, die außerhalb der Reichweite seiner Hände wieder unter Staub und Steinen verschwand. Der Dämon trat einen Schritt näher heran und blickte über die Schulter seines Gefährten auf den Boden hinunter.
    »Ja, hier ist es«, sagte er. »Es ist lange her, dass wir diesen Ort zum letzten Mal besucht haben.«
    »Ja, es ist lange her.« Angbolds Stimme erklang aus dem Dunkel jenseits des Lichtkreises, den die kleine Lampe des Zauberers erleuchtete. »Vor einhundertfünfzig Jahren haben wir diesen Ort verlassen, am Tag der Konjunktion, als der Turm auf der Nebelinsel aufhörte zu arbeiten und der Turm im Norden zerstört wurde.«
    »Was führt dich hierher, Eins ?« Coort erhob sich, um seinem Gefährten entgegenzublicken.
    »Wichtige Neuigkeiten. Drei und Fünf werden gleich zu uns stoßen, ich habe sie hierher gerufen.«
    »Neuigkeiten?«
    »Ich werde davon berichten, wenn wir alle versammelt sind. Was hat eure Suche ergeben?«
    »Wir haben den Kreis gefunden – vergraben unter Trümmern und Geröll. Es gibt viel für uns zu tun.« Mit seinem Fuß strich Coort durch den Staub des Bodens, und eine weitere silberne Linie wurde sichtbar, die auf die andere zustrebte. »Vielleicht hätten wir früher hierher zurückkehren sollen. Seit wir den Bannkristall auf der Nebelinsel erneuert haben, wäre der Weg für uns frei gewesen.«
    »Dies hätte nur neue Risiken mit sich gebracht«, sagte Angbold. »Auch jetzt bleibt genügend Zeit, um alles für die Konjunktion vorzubereiten.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass die Drachen selbst hierher in unser Allerheiligstes

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