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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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vordringen würden. Ihr Feuer hat sogar den Beschwörungskreis geschmolzen.«
    »Wir werden den Kreis und das Tor wieder instand setzen. Viel mehr Schaden konnten die Drachen nicht anrichten. Angoth selbst hat diesen Felsentempel erschaffen, und er wird bestehen, solange diese Welt existiert. In zwei Wochen wird alles wieder so sein wie damals, als wir den letzten Versuch wagten.«
    »Nicht alles«, erwiderte der Gelehrte. »Denn damals war Sechs noch bei uns.«
    »Ja, wir sind nur noch fünf – und das ist gut so. Der Beschwörungskreis hat fünf Punkte der Macht, einer von uns war ohnehin überflüssig. Und nicht nur unsere Zahl war falsch. Sechs war schwach – sein Verlust macht uns stärker.«
    »Und dennoch glaube ich, dass er es war, der die Katastrophe verursacht hat, damals, als die Türme aufhörten zu arbeiten.«
    »Auch wenn es so war – es wird ihm nicht noch einmal gelingen. Der Zutritt zu den Türmen ist ihm nun verwehrt. Doch seht – Vier und Fünf sind da. Wir wollen nun von anderen Dingen reden.«
    Die beiden Männer und der Dämon blickten ins Dunkel der Höhle hinauf, in die Richtung, aus der sie das Nahen ihrer Gefährten spürten, schon bevor sie das rote Glimmen der unmenschlichen Augen sahen. Ein Luftzug strich durch die Höhle, als zwei Dämonen mit weit ausgebreiteten Schwingen zur Landung ansetzten.
    »Warum hast du uns gerufen, Eins ?«
    »Es gibt Neuigkeiten. Acht hat mich gerufen. Palaris hat den Angriff auf Car-Osidia begonnen.«
    »Er hat nicht lange gezögert – das war zu erwarten.«
    »Ja, Vier , er hat unsere Hoffnungen erfüllt«, sagte Angbold. »Auch Acht hat seinen Teil dazu beigetragen. Er hat das Tor der Stadt geöffnet, wie ich es ihm befohlen habe. Ein Gemetzel wird nun in den Straßen von Car-Osidia stattfinden. Wir wollen hier einen Moment gemeinsam in Andacht verbringen. Ich spüre, wie Thaur-Angoth frohlockt, denn wieder einmal bringen Firions Kinder sich gegenseitig den Tod.«
    Für eine kurze Zeit standen die fünf Alten schweigend beieinander, drei Dämonen mit rot leuchtenden Augen und zwei Männer, die zwischen den unmenschlichen Kreaturen klein und verletzlich wirkten.
    »Ja, Thaur-Angoths Gedanken sind bei uns«, sagte Angbold nach einer Weile. »Seine Macht wächst, und sein Licht nimmt zu. Das Blut der Menschen, das jetzt in dieser Stunde fließt, wird seine Stärke noch erhöhen. Doch wir müssen noch mehr tun. Der Kampf vor Car-Dhiorath ist zum Erliegen gekommen. Istaron zögert immer noch – ich hätte es mir denken können.«
    »Sollen wir nun einen Dämon aussenden, um ihn zu töten?«
    »Ja, ich denke, dass dies nun einen Vorteil für uns bringen würde. Wenn Istaron stirbt, kann Elf das Kommando über die Truppen übernehmen.«
    »Zumindest die Soldaten aus Car-Tiatha werden ihm folgen – doch was ist mit Istarons Männern?«
    »Das können wir nicht voraussehen, Fünf «, sagte Angbold. »Auf jeden Fall wird es sie erschüttern, wenn ein Dämon ihren Herrn vor ihren Augen tötet. Danach mögen die Kriege der Menschen ihren Lauf nehmen, denn wir werden nicht mehr viel Gelegenheit haben, in sie einzugreifen. Die Konjunktion ist nicht mehr fern, und es gibt noch viel zu tun, um uns darauf vorzubereiten.«
    *
    Zwei Reiter näherten sich eilig dem kahlen Hügel, auf dessen Spitze der Turm eines kleinen Tempelgebäudes weithin sichtbar war. Es war ein warmer Sommerabend, und der Himmel hatte sich in eine formlose graue Wolkenschicht gehüllt. Nur weit im Westen schimmerte die Sonne durch die Wolken hindurch, ein goldener Streifen am grauen Horizont. Einer der Reiter war gerüstet und trug ein langes Schwert an seinem Gürtel. Ein leichter Umhang wehte von seinen Schultern, doch kein Wappen verriet, woher er kam, oder welchem Herrn er diente. An seiner Seite ritt ein alter Mann mit grauen, verfilzten Haaren, gehüllt in einen zerschlissenen braunen Umhang. Der Weg, auf dem sie ritten, war trocken und staubig von der Hitze der letzten Tage. Die Reiter bewegten sich durch fruchtbares Ackerland, auf dem die grünen Halme des Getreides bereits kniehoch standen.
    Bald führte der Weg die beiden Reiter in ein kleines Dorf, eine Ansammlung von schäbigen Häusern, die sich am Fuß des Hügels zusammendrängten. Die Reisenden setzten ihren Weg fort, ohne der Ansiedlung Beachtung zu schenken. Ein paar Kinder, die im Staub der Straße gespielt hatten, liefen erregt zusammen und folgten den Fremden noch lange mit ihren Blicken. Der Schritt der Echsen verlangsamte

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