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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Stadt, und ihre Schwerter und ihr Gold mögen ein Übriges tun.«
    »Also gut«, sagte Sad Eldon. »Doch wir können dieses Wunder nicht vollbringen ohne die Hilfe von Sad Serion. Lass uns zu ihm gehen. Und dann müssen wir mit Eldilion beraten.«
    *
    Die Sonne war bereits hinter den hohen Mauern von Car-Tiatha verschwunden, und die mächtige Brücke, die sich über den Grünechsenfluss erstreckte, lag im abendlichen Dämmerlicht. Zwei Wächter lehnten gelangweilt an der Tormauer, denn auf der Straße waren kaum noch Menschen zu sehen. Nur ein einsamer Mann, der trotz der warmen Witterung in einen dünnen Umhang gehüllt war, schritt durch das Torhaus und ging langsam auf die Brücke hinaus. Eine Kapuze verbarg sein Gesicht. Bis zur Mitte der Brücke ging er, und dort lehnte er sich an die Brüstung, um auf den Fluss hinunterzublicken. Ein paar Arbeiter waren nahebei damit beschäftigt, einen Lastkahn an einen Liegeplatz zu manövrieren und dort zu vertäuen. Sonst regte sich nichts mehr in dem kleinen Flusshafen, der außerhalb der Stadtmauern lag. Mit eiligen Schritten erklommen die Arbeiter die Uferböschung, um vor dem Schließen der Tore in die Stadt zurückzukehren, doch der Mann auf der Brücke regte sich auch dann nicht, als von der Burg her der Ruf einer Lure erklang. Die Sonne war hinter dem Horizont versunken, und es war Zeit, die Tore zu verschließen. Schon ertönte eine laute Stimme, die einen Befehl rief, und der Klang von Soldatenstiefeln hallte aus dem Durchgang des Torturms. Erst jetzt wandte der Mann mit dem Umhang kurz seinen Blick, dennoch machte er keine Anstalten, seinen Platz zu verlassen. Ein Offizier trat durch das Tor auf die Brücke hinaus und näherte sich zielstrebig dem Unbekannten. Obwohl das Haar des Soldaten ergraut war, zeigte sein Gesicht noch nicht die Falten des Alters.
    »Verzeiht, Herr«, sagte er. »Das Tor wird jetzt geschlossen. Wenn Ihr die Nacht in der Stadt verbringen wollt, müsst Ihr nun das Tor durchschreiten.«
    »Immer noch die alten Gewohnheiten?«, fragte der andere. »Ein kleiner Gang über die Brücke, bevor die lange Nachtwache beginnt?«
    Der Offizier runzelte nachdenklich die Stirn, denn noch immer war das Gesicht des Fremden unter seiner Kapuze verborgen. Dann erst erkannte der Soldat die Stimme seines Gegenübers.
    »Eldilion? Bist du es?«
    »Leise.« Der Verhüllte legte einen Finger an die Lippen, während er sein Gesicht dem Offizier zuwandte. »Nenne nicht meinen Namen.«
    »Aber was tust du hier? Es heißt, du seist geflohen, um dich Calidor anzuschließen.«
    »Ich bin nicht geflohen«, sagte Eldilion. »Es gab Dinge zu erledigen, und daher sind die Drachenritter in den Norden gezogen.«
    »Und nun?«
    »Nun gibt es wieder Dinge zu erledigen – hier in der Stadt. Und dabei brauche ich deine Hilfe.«
    »Meine Hilfe?« Der Offizier sah sich unruhig um. Hinter dem Tor standen die Wachsoldaten und erwarteten den Befehl, das Tor zu schließen.
    »Ja, Valdon, ich brauche Hilfe. Seit Tanolan starb, haben wir uns nicht mehr oft gesehen – es tut mir leid, dass ich dich nun auf diese Weise behellige.«
    »Es muss dir nicht leid tun, Bruder meines Bruders.« Der Soldat fasste nach Eldilions Arm und drückte ihn fest. »Was kann ich für dich tun?«
    »Wirst du morgen Abend auch Wache halten, hier am Osttor?«
    »Ja, das werde ich.«
    »Ich werde die Stadt verlassen müssen, morgen nach Sonnenuntergang. Vielleicht werde ich in Eile sein.«
    »Du willst, dass ich das Tor für dich öffne?«
    »Nein, das wäre zu gefährlich – für die, die mit mir gehen wollen, und auch für dich.«
    »Und nicht auch für dich? Aber ich vergaß, dass die Drachentöter keine Gefahr kennen. Welchen Gefallen erbittest du also?«
    »Die Pforte dort drüben an der Uferböschung – wenn sie morgen Abend geöffnet wäre, zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht, dann wäre mir sehr geholfen.«
    »Es wird so sein, wie du es wünschst«, sagte der Offizier. »Doch wohin willst du gehen?«
    »In den Westen. Denn ein Teil der Gerüchte ist wahr – ich will zu Calidor gehen, auch wenn es nicht dem Zweck dient, ein Bündnis gegen Car-Tiatha zu schließen. Es gibt einen anderen Gegner – einen Gegner, der uns alle bedroht. Willst du nicht mit mir kommen? Ich könnte Männer wie dich brauchen, dort, wo ich hingehe.«
    »Nein, ich gehöre hier in diese Stadt. Ich war nie ein Abenteurer, so wie du. Oder so wie Tanolan.«
    »Also gut, dann lass uns nun gehen.« Mit beiden Händen stieß

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