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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Körpern. Sad Eldon und Grimstan überquerten eilig den Platz, und ohne zu zögern betraten sie das prächtige Tempelgebäude. Innerhalb der wuchtigen Mauern herrschte feierliches Zwielicht und angenehme Kühle. Niemand befand sich im Tempel außer Sad Serion, der vor dem Altar kniend in ein Gebet vertieft war. Die beiden Männer setzten sich auf eine der hölzernen Bänke und warteten, bis der alte Priester sich erhob und auf sie zutrat.
    »Seid gegrüßt, meine Freunde.« Sad Serion fasste die Hand des jüngeren Priesters und nickte Grimstan freundlich zu.
    »Es ist soweit«, sagte Grimstan. »Wir müssen gehen.«
    »Ich habe zu Firion gebetet, dass unser Plan von Erfolg gekrönt sein mag. Es ist ein großes Wagnis, das wir eingehen.«
    »Das ist wahr«, sagte Sad Eldon. »Doch wenn wir es jetzt nicht wagen, dann wird die Gefahr in wenigen Wochen umso größer sein. Seid Ihr bereit?«
    »Gebt mir nur noch einen Moment der Einkehr.« Der alte Priester trat wieder an den Altar heran, und sein Blick war auf den eisernen Kreis gerichtet, der an der Wand befestigt war.
    »Es erfüllt mich mit Trauer, dass ich diesen Tempel vielleicht zum letzten Mal sehe«, sagte er. »Auch wenn unser Plan gelingt, werde ich Car-Tiatha verlassen müssen. Und doch fühle ich mich in die Zeit zurückversetzt, als ich noch jung war und das Schwert führte. Nun bin ich zu alt, sonst würde ich mit Euch nach Car-Angoth gehen und diesen Kampf bis zum Ende bestreiten.«
    »Ihr werdet in Bergroding eine Zuflucht finden, bis Ihr nach Car-Tiatha zurückkehren könnt«, sagte Sad Eldon. »Und ich bin froh, dass meine Gemeinde nicht ohne Hüter sein wird, während ich in den Westen reise.«
    Nach kurzem Zögern kam ein Seufzen über die Lippen des alten Priesters, und aus einer Kiste zog er das dunkelgraue Gewand eines Tempeldieners hervor, das er Grimstan reichte. Dann machte er sich auf den Weg, um zum vielleicht letzten Mal seinen Tempel zu durchschreiten.
    Einen Moment blickte Grimstan unschlüssig auf das schmucklose Kleidungsstück, dann warf er es hastig über seine Schultern – hoffend, dass Firion diese Anmaßung vergeben würde. Die weiten Falten des Stoffs verbargen den langen Dolch, den er am Gürtel trug. Entschlossen folgte er den beiden Priestern, die bereits durch das gewölbte Portal auf den Tempelplatz hinausgetreten waren.
    Eilig beschritten die drei Männer den Weg, der zur Burg hinaufführte, und bald erreichten sie den kleinen Platz, der vor dem Haupttor der Festung lag. Das mächtige Tor war von einem trutzigen Turm geschützt, vor dem zwei gerüstete Wachen standen. In der Nähe des Burgtors hatte sich ein Bettler niedergelassen, in zerlumpte Kleidung gehüllt und mit einer Kapuze, die tief in sein Gesicht gezogen war. Neben ihm lehnte eine Krücke an der Wand. Ein paar Schritte blieb Grimstan hinter den beiden Priestern zurück, als diese zielstrebig auf die Wachen zumarschierten. Der Bettler blickte kurz zu dem alten Mann auf und nickte mit dem Kopf. Grimstan erwiderte die Geste, während er im Vorübergehen eine Münze in die Schale des Zerlumpten warf, dann beeilte er sich, wieder zu den beiden Priestern aufzuschließen, bevor diese das Tor erreichten.
    Ehrerbietig grüßten die Wachen den alten Priester, und nach einem kurzen Wortwechsel wurde er mit seinen Begleitern durchgelassen. Ihr Weg führte zwischen gut unterhaltenen Häusern hindurch und endete schon bald vor einem weiteren Tor. Auch hier standen Wachen, doch sie ließen Sad Serion und seine Begleiter wortlos passieren. Sie schritten nun durch einen düsteren Tunnel, in dessen Wänden sich eisenbeschlagene Türen abzeichneten. Als der Gang endete, lag der untere Burghof vor den Besuchern. Er war mit einem buckeligen Kopfsteinpflaster bedeckt und eng umstanden von hoch aufragenden Gebäuden. An der westlichen Seite der freien Fläche befand sich die Burgkapelle, im Nordosten führte eine breite Treppe zum oberen Burghof hinauf. Ein prächtiges Gebäude stand dort, von dem mehrere Balkone auf den unteren Hof hinunterblickten.
    Für eine kurze Weile blieb Grimstan auf dem Burghof stehen und sah sich nachdenklich um, versunken in alten Erinnerungen. Schließlich folgte er den beiden Priestern, die ihn am Eingang des Gotteshauses erwarteten. Der Tempel bestand nur aus einer kleinen Halle, an deren Ende der Altar stand. Kaum hatte Sad Serion seinen Platz eingenommen, als die Tür sich erneut öffnete und zwei Bewaffnete den Raum betraten. Sie postierten sich an der

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