Brüder der Drachen
seine Gildenbrüder auch an ihrem Gang.
»Artan, Teris«, wisperte er, und die beiden Drachenritter, gehüllt in die Umhänge und Helme von Gweregons Truppen, kamen rasch zu ihm.
»Verrat«, zischte einer von ihnen. »Die Pforte ist offen, doch dahinter lauern Soldaten. Wir sitzen in der Falle.«
»Wie viele sind es?«, fragte Eldilion. Aus dem Versteck drängten sich die übrigen Flüchtenden um ihn.
»Ich bin mir nicht sicher – vielleicht zehn oder mehr.«
»Aber wie kann das sein?«, fragte Jeslyn. Ihre Stimme klang ruhig und gefasst. »Glaubt Ihr, dass Euer Freund Euch verraten hat?«
»Nein.« Eldilion schüttelte unwillig seinen Kopf. »Doch bald werden alle Soldaten der Stadt hinter uns sein. Wir müssen unseren Weg freikämpfen – oder unserem zweiten Plan folgen.«
»Wir könnten Zuflucht im Tempel suchen«, schlug Sad Serion vor. »Selbst der König hat nicht das Recht, in Firions Haus einzudringen.«
»Nein«, sagte Grimstan. »Wir wären dort gefangen, bis der Krieg entschieden ist. Unsere Flucht duldet keinen Aufschub.«
»Dann müssen wir an einem anderen Ort Unterschlupf finden. Solange der Alarm andauert, können wir nicht hoffen, durch eines der Tore zu entkommen.« Mit grimmiger Miene setzte Eldilion sich in Bewegung, den Weg zurück, den sie zuvor gekommen waren. Da wurde nicht weit entfernt eine Kriegspfeife in einem kurzen, schrillen Signal geblasen. Die Gefährten blickten beunruhigt um sich, während Eldilion plötzlich stehen blieb, ein verwirrtes Lächeln auf seinen Lippen.
»Das klang wie die Fanfare eines Drachenritters«, sagte Artan. »Ich wusste nicht, dass die Stadtwache solche Signale benutzt.«
»Ja, es war die Fanfare eines Drachenritters.« Eldilion lachte leise, doch gleichzeitig schüttelte er seinen Kopf. »Tanolans Signal war es, das wir gehört haben, und es kam vom Osttor. Lasst uns eilen – wir werden erwartet.«
Noch einmal wechselten die Gefährten ihre Richtung, und auf dem schnellsten Weg führte Eldilion seine Begleiter nun zum Osttor. Erst am Rand des Torplatzes stoppte der Ritter und spähte vorsichtig um die letzte Ecke, die zwischen ihnen und dem Tor lag. Nur ein einzelner Mann stand vor dem geöffneten Durchgang, beschienen vom Licht einer kleinen Laterne. Eldilion sah, dass es Valdon war. Allein überquerte der Meister der Drachengilde die freie Fläche vor dem Tor, um auf seinen Freund zuzutreten.
»Was ist geschehen?«, fragte Eldilion.
»Verrat.« Valdon schüttelte traurig seinen Kopf. »Einer meiner Männer hat dich bei unserem Gespräch erkannt und Jotaan informiert. Er wollte mich gefangen nehmen lassen, aber es scheint, dass ich immer noch mehr Freunde habe als Jotaan. Es ist zu einem Kampf gekommen, und ein paar gute Männer wurden getötet. Nun müssen wir eilen – bald werden weitere Truppen kommen.«
»Dann schnell.« Eldilion winkte zu seinen Gefährten hinüber, und sofort setzten sich diese in Bewegung. »Du wirst nun also doch mit uns kommen müssen.«
»Ja, das werde ich – und auch einige meiner Männer; wir alle sind zu Verrätern geworden. Allerdings haben wir keine Reittiere, um uns euch anzuschließen.«
»Ihr braucht keine Reittiere – wir werden mit Booten fliehen. Schnell nun, die Zeit drängt.«
Valdon stieß das Tor nun vollends auf, und die Gefährten durcheilten den Torturm. Eine kleine Schar von Soldaten, die zuvor im Durchgang des Turms gewartet hatten, schloss sich ihnen an. Vor ihnen lag der Beginn der Brücke, die den Grünechsenfluss überspannte, doch die Zugbrücke war hochgezogen. Valdon führte die Gefährten auf eine schmale Treppe, die von der Brücke abzweigte und zur Böschung des Flusses hinunterführte. Eldilion ließ seinen Gefährten den Vortritt, und Sad Eldon geleitete die Königin zu dem Boot, das für sie bereitstand. Grimstan folgte den beiden zusammen mit Ylee und Sad Serion. Valdon und seine Männer bestiegen ein zweites Boot.
Die Gefährten hatten gerade abgelegt, als Rufe von der Brüstung der Stadtmauer laut wurden. Gleich darauf war ein lautes Rasseln zu hören, als die Zugbrücke heruntergelassen wurde. Der Tritt von vielen Stiefeln hallte von der Brücke wider, und Kommandos wurden gerufen. Der scharfe Klang von Armbrustsehnen war zu hören, und gleich darauf regneten die Bolzen auf die Fliehenden herunter. Grimstan hörte das leise Klatschen der Geschosse, die das Boot verfehlten und im Wasser landeten. Ein unterdrückter Schmerzensschrei zeigte ihm allerdings, dass nicht alle
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