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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Bolzen fehlgegangen waren. Teris sank in sich zusammen, und die Federn eines Pfeils schauten aus seiner Schulter hervor. Die Männer ruderten eilig weiter, steuerten die Boote in die Strömung des Flusses. Es dauerte eine Weile, bis Geräusche von Verfolgern zu hören waren. Reiter eilten auf der Straße, die östlich des Flusses verlief, nach Süden. Mehrere Boote wurden zu Wasser gelassen, um die Fliehenden zu verfolgen.
    *
    Noch in der Nacht fanden die Verfolger eines der Boote, das an das östliche Ufer des Flusses getrieben war. Doch erst im Licht des nächsten Tages entdeckten sie den Ort, wo die Fliehenden an Land gegangen waren. Die Füße von vielen Reitechsen hatten dort den Boden zerwühlt und eine deutliche Spur hinterlassen, die nach Westen führte. Die Königin war aus Car-Tiatha entkommen.
    *
    Nachdenklich und traurig saß Danira am Rand des Hafenbeckens von Car-Danaan. Die Mauer, auf der sie saß, war ein Teil der alten Hafeneinfassung, doch nun war sie brüchig und von breiten Rissen durchzogen. Es war offensichtlich, dass die Stadt seit langer Zeit dem Verfall preisgegeben war. Trotzdem war Car-Danaan noch nicht tot, und der Hafen war das Herz, das die Stadt am Leben erhielt. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von kleinen Booten, mit denen die Fischer aufs Meer hinausfuhren, auch wenn größere Schiffe offenbar nur noch selten in diese Stadt kamen.
    Daniras Blick ging nach Norden, zum offenen Meer, und nach Westen, wo am gegenüberliegenden Ufer der Bucht ein felsiger Landstreifen sichtbar war. Zwei Schiffe lagen ein Stück abseits vor Anker – der Seedrache, mit dem sie aus dem Norden gekommen waren, und ein weiteres, das schon bei ihrer Ankunft dort gelegen hatte. Ganze Scharen von Sturmvögeln kreisten um die Schiffe herum, und immer wieder stießen einzelne von ihnen ins Wasser hinunter, um Fische oder andere Meerestiere zu fangen. Raydan hatte seinen Passagieren erzählt, dass das Hafenbecken sich vor langer Zeit gewandelt hatte – der Meeresboden schien sich gehoben zu haben, und nun konnten nur noch kleine Boote die Anlegestege erreichen.
    Obwohl sie nun seit zwei Tagen in Car-Danaan waren, hatten sie noch keinen Hinweis darauf gefunden, ob Jandaldon jemals hier verweilt hatte. Auch heute waren die anderen aufgebrochen, um die Stadt zu durchstreifen, Danira allerdings hatte es vorgezogen, allein ihren Gedanken nachzugehen.
    Car-Danaan war älter als jede Stadt auf dem Nordkontinent – jede Stadt der Menschen zumindest – und die Pracht der Gebäude war überwältigend. Nur wenige Städte hatte Danira zuvor kennengelernt. Car-Tiatha und Car-Niëllath waren beeindruckend gewesen und auch Lornmund – die Stadt, in der sie die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Car-Danaan jedoch war gänzlich anders. Auch wenn weite Bereiche der Stadt in Trümmern lagen und unbewohnt waren, fühlte Danira sich nicht an Car-Elnath erinnert. Car-Elnath war eine Stadt der Geister gewesen, in der die Menschen heimlich durch die Schatten der Dämmerung geeilt waren. Die Bewohner von Car-Danaan erfüllten ihre sterbende Stadt mit Leben, und sie blickten voller Stolz auf ihre Vergangenheit zurück.
    Trotzdem verspürte Danira nicht das Verlangen, die Stadt und ihre Bewohner näher kennenzulernen. Sie fühlte sich einsam und traurig, und doch hatte sie sich von ihren Gefährten zurückgezogen, die sie ohnehin nicht trösten konnten. Einer alten Gewohnheit folgend, hatte sie sich dem Meer zugewandt, wie sie es auch in Car-Elnath getan hatte. Oft hatte sie abends mit ihrem Vater am Hafen gesessen und beobachtet, wie die Sonne im Meer versank. Auch später, als ihr Vater tot war, hatte das Meer sie immer wieder angezogen. Sie hatte einige Freunde in Car-Elnath gehabt – Taric, seine Familie und ein paar andere, doch nur ganz wenige Kinder hatten dort gelebt. Sie kannte kaum jemanden, der im gleichen Alter war wie sie selbst. Als Loridan und Deryn nach Car-Elnath gekommen waren, hatte Danira erstmals den Wunsch verspürt, die Stadt zu verlassen. Besonders hatte sie den jungen Ritter bewundert, der ihr wie eine glänzende Erscheinung aus einer fernen Welt erschienen war – auch wenn er damals nicht die schimmernde Rüstung der Drachenritter getragen hatte. Es war eine Bewunderung gewesen, die an Liebe grenzte, denn von dem Moment an, wo sie zum ersten Mal seine Hand berührt hatte, wusste sie, dass eine seltsame Bindung zwischen ihnen bestand.
    Dann war Timon in ihr Leben getreten, und wieder hatte

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