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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Sänger jemals getroffen«, wandte Timon ein. »Wie sollen wir unseren Geist auf jemanden richten, den wir gar nicht kennen? Und zudem ist Jandaldon wahrscheinlich viel weiter von uns entfernt, als es Danira damals war.«
    »Vielleicht ist es so«, sagte Loridan. »Aber warum sollten wir es nicht trotzdem versuchen? Selina kennt Jandaldon, und auch ich kenne ihn. Ich bin bereit, den Versuch zu wagen.«
    »Also gut«, sagte Timon. »Wir haben nichts zu verlieren. Wollen wir es sofort versuchen?«
    »Wir sollten erst etwas essen«, sagte Loridan. »Es war ein langer Tag, und wir alle sind hungrig.«
    Die Gefährten ließen sich von dem Wirt Speisen und weitere Getränke bringen, und für eine Weile aßen sie schweigend. Noch während sie beisammensaßen, betraten ein paar andere Gäste die Schankstube, verwegen aussehende Seeleute, die eine lautstarke Unterhaltung führten, während sie reichlich dem Bier und anderen Getränken zusprachen.
    »Lasst uns nach oben gehen«, sagte Loridan nach einer Weile, denn ihm waren die neugierigen Blicke nicht entgangen, mit denen die Fremden immer wieder zum Tisch der Gefährten herübersahen. Vor allem Selina schien das Ziel dieser Aufmerksamkeit zu sein. Sie beendeten ihre Mahlzeit, und die vier Auserwählten gingen gemeinsam durch den schmalen Durchgang, der an der Theke vorbei in den hinteren Bereich des Hauses führte. Herubald, Tirandor und Gerric ließen sie in der Gaststube zurück. Eine knarrende Treppe brachte sie hinauf ins Obergeschoss, wo ein weiterer enger Flur vor ihnen lag, von dem mehrere Türen abzweigten. Der Raum, den sie betraten, bot gerade genug Platz für zwei Betten und einen kleinen Tisch mit vier Stühlen. An diesen Tisch setzten sich die Gefährten – Loridan gegenüber von Selina, und Danira gegenüber von Timon.
    »Konzentriert euch auf Jandaldon«, sagte Selina, während sie nach den Händen der Kinder fasste. »Sprecht nun nicht mehr, egal was ihr auch sehen mögt.«
    Loridan schloss den Kreis, indem auch er die Hände von Danira und Timon ergriff. Er versuchte, die Anwesenheit seiner Gefährten zu vergessen und sein ganzes Sinnen und Denken auf Jandaldon zu richten. Seltsame Empfindungen durchströmten ihn, als er sich auf den verrückten Sänger konzentrierte. Er empfand noch einmal die Verwunderung, die er verspürt hatte, als er zum ersten Mal diesem Mann begegnet war, der im Land der Drachen lebte, ohne von diesen furchtbaren Wesen getötet zu werden. Der Sänger war einer der Gründe gewesen, warum Loridan begonnen hatte, über den Sinn seiner Gilde nachzudenken. Das Abbild des Sängers erschien in Loridans Geist, doch es war verschwommen und düster. Trotzdem erkannte der Drachentöter, dass Jandaldons Züge von einem Schrecken entstellt waren, den er nie zuvor in dessen Gesicht gesehen hatte.
    Timon konzentrierte seine Gedanken, während er versuchte, sich den Sänger vor seinem geistigen Auge vorzustellen. Schnell kam er jedoch zu dem Schluss, dass dies nutzlos war, denn er hatte Jandaldon nie gesehen. Er öffnete die Augen und beobachtete Danira, die ihm gegenübersaß. Sie hielt ihre Augen geschlossen, und eine Falte stand auf ihrer Stirn. Aus den Augenwinkeln blickte Timon kurz zu Loridan hinüber, dann konzentrierte er sich auf Selina, die zu seiner Linken saß. Er drückte ihre Hand ein wenig fester und versuchte, ihr etwas von seiner Kraft zufließen zu lassen, um sie in ihrer Suche zu unterstützen.
    Danira hatte ihre Augen geschlossen, und ihr Geist suchte nach einem Widerhall, der ihr etwas über den Sänger verraten konnte. In ihrem Geist erschien das Bild eines Mannes – ein Mann mit schulterlangen blonden Haaren. Nie war sie dem Sänger begegnet, dennoch war sie sich sicher, dass es Jandaldon war, den sie nun erblickte. Gleichzeitig spürte sie, dass sich in ihr die Kraft regte, die sie durch das Drachenblut erhalten hatte. Sie konnte diese Macht nicht lenken, und nicht ihr eigener Wille hatte die Kraft geweckt, sondern ein Anstoß, der von außen auf sie einwirkte. Dann erkannte sie, dass es Selinas Gedanken waren, die sie spürte. Sie fühlte sich an ihre ersten Versuche erinnert, mit Goldschuppe zu reden, denn es war die Sprache der Drachen, die Selina nun verwendete. Danira sah Jandaldon so, wie Selina ihn sich gerade vorstellte, doch langsam änderte sich das Bild, und die Züge des Mannes verzerrten sich. Für einen Moment öffnete Danira ihre Augen, und sie sah Timon, der von einer unbekannten Macht geladen zu sein

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