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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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zumindest kein Freund von mir. Ich kenne ihn nicht einmal. Aber bitte, ich mag jetzt nicht darüber reden.«
    »Natürlich.« Halfas zog den Korken aus seiner Flasche und nahm einen tiefen Schluck. »Ich würde dir auch etwas anbieten«, sagte er. »Doch ich denke, du bist noch zu jung für diesen Fusel. Immerhin – er hilft einem, seine Sorgen zu vergessen.«
    »Welche Sorgen hast du?«, fragte Danira.
    »Zu viele, als dass ich sie dir erzählen könnte, bevor die Sonne untergegangen ist.« Halfas zögerte kurz, bevor er weitersprach. »Es herrscht Krieg im Norden. Ich selbst habe in einer Schlacht mitgekämpft, bis ein plötzlicher Sturm über uns hereingebrochen ist und dem Kampf ein Ende gesetzt hat. Ich habe ein paar meiner Männer verloren, mein Schiff wäre fast zerschellt, ich habe ein paar Wunden davongetragen. Das alles sind Dinge, die einem Seefahrer geschehen können, und ich will mich nicht darüber beklagen. Meine Wunden werden heilen, mein Schiff lässt sich reparieren. Nur meine toten Kameraden werden nicht wiederkehren, doch auch für sie wird es einen Ersatz geben. Trotzdem bin ich voller Sorge, denn dunkle Mächte sind am Werk. Osten und Westen haben schon zuvor ihre Kämpfe ausgefochten, und jedes Mal ist irgendwann der Frieden wieder zurückgekehrt. Nun jedoch streckt das Böse seine Hand nach dieser Welt aus. Ich frage mich, was uns bevorsteht.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Danira. »Wir mussten fliehen vor Soldaten des Königs und doch … ich verstehe kaum, worum es in diesem Krieg geht.«
    »Ja, auch ich verstehe nicht, was geschieht. Zumindest scheinen wir auf der gleichen Seite zu stehen. Mein Schiff gehörte zu der Flotte, die Car-Dhiorath gegen Gweregons Armeen verteidigen sollte. Die einzigen Feinde, die wir trafen, waren allerdings fliegende Dämonen, die uns angegriffen haben. Und in der Verwirrung, die herrschte, haben die Schiffe des Königs Truppen an Land gesetzt. Das ist nun schon vier Wochen her, und keine Nachrichten habe ich seitdem aus dem Norden erhalten. Wer weiß – inzwischen mag Car-Dhiorath bereits gefallen sein. Ich selbst habe drei Tage mit dem Sturm gekämpft, bis mein Schiff an der Küste der Nebelinsel strandete, die zwischen den beiden Kontinenten liegt. Dort konnten wir die gröbsten Schäden des Schiffes beheben – in aller Eile, denn die Insel gehört zum Reich von König Gweregon. Seitdem bin ich hier in Car-Danaan. Mein Schiff ist inzwischen fast wieder intakt, doch ich weiß nicht, wohin ich meinen Bug wenden soll, wenn ich diese Stadt wieder verlasse.«
    Danira hatte aufgemerkt, als der Kapitän von seiner Begegnung mit den fliegenden Dämonen berichtet hatte. Mit wachsender Verwunderung blickte sie Halfas an, während dieser weitersprach. Erst als er eine kurze Pause machte, ergriff sie das Wort.
    »Du hast einen Dämon gesehen?«
    Halfas sah die Verwunderung im Gesicht des Mädchens, und er schüttelte traurig seinen Kopf.
    »Du denkst wahrscheinlich, dass ich dir Märchen erzähle«, sagte er. »Ja, Halfas, der wackere Kapitän, ist bekannt für sein Seemannsgarn. Aber es ist wahr – ich habe in die Augen eines Dämons geblickt, und nie werde ich diesen Anblick vergessen.«
    Der Kapitän nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche, während sich sein Blick aufs Meer hinaus richtete. Geistesabwesend strich seine Hand über die frische wulstige Narbe an seinem Oberarm. Nachdenklich blickte Danira zu ihm hin, dennoch zögerte sie, von ihren eigenen Erlebnissen zu erzählen. Loridan hatte sie gewarnt, zu irgendjemandem über ihre Mission zu sprechen. Eine Weile schwieg sie, bis ihr Blick von der Narbe auf dem Arm des Kapitäns angezogen wurde.
    »War das der Dämon?«, fragte sie, und Halfas schreckte aus seinen Gedanken auf. Erst als er bemerkte, dass ihr Blick auf seinen Arm gerichtet war, schien er den Sinn ihrer Frage zu verstehen.
    »Ja, das war die Klaue des Dämons«, sagte er. »Die Wunde heilt nur langsam, obwohl sie nicht tief war.«
    »Ich weiß.« Danira streifte den Ärmel ihres Kleides nach oben, und sie drehte ihren Arm so, dass Halfas die Narbe sehen konnte, die sich über den Muskel ihres Oberarms zog. »Auch ich bin Dämonen begegnet.«
    »Wir scheinen mehr gemeinsam zu haben als unsere Vorliebe für Sonnenuntergänge.« Von offenkundigem Staunen ergriffen, blickte Halfas in Daniras Augen, dann lächelte er schwach. »Es wundert mich, dass du diese Begegnung überlebt hast. Bist du deshalb in den Süden gekommen – um den Dämonen zu

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