Brüder der Drachen
die Hoffnung, ihn zu treffen, war einer der Gründe gewesen, warum sie noch einmal hierhergekommen war. Irgendetwas an dem Kapitän hatte sie berührt – vielleicht seine seltsame Traurigkeit, die so wenig zu seinem Äußeren zu passen schien. Auch jetzt zeigte er wieder ein müdes Lächeln, als er Danira einladend zuwinkte.
»Sei gegrüßt«, sagte sie und setzte sich neben ihn. »Es sieht so aus, als würden wir heute keinen Sonnenuntergang zu sehen bekommen.«
»Trotzdem bin ich froh, dass du gekommen bist.«
»Warum?«, fragte Danira, auch wenn sie nicht auf eine Antwort hoffte, denn sie konnte selbst nicht sagen, warum sie diesen Mann noch einmal treffen wollte.
»Nun, die einzigen weiblichen Wesen, mit denen ich sonst rede, sind die Schankmägde in den Hafenkneipen, und mit denen rede ich auch nicht viel. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit einem Mädchen wie dir meine Sorgen teilen könnte, und ich wüsste gerne mehr von den Dingen, die dir widerfahren sind. Wie konntest du dem Dämon entkommen, der dich verwundet hat?«
»Ich habe Gefährten, die mir geholfen haben, und einige von ihnen sind jetzt auch hier in der Stadt. Ein Magier und zwei Drachentöter und noch ein paar andere. Und gemeinsam suchen wir nach einem Mann, der mit uns kämpfen soll. Deshalb werden wir morgen abreisen.«
»Ich wünschte, dass ich auch ein so klares Ziel vor Augen hätte und eine Hoffnung, so klein sie auch sein mag. Noch gibt es eine Pflicht, die mich hier in dieser Stadt hält, aber sobald sich die Gelegenheit ergibt, werde ich den Anker lichten.«
»Wohin willst du dann gehen? Zurück in den Norden?«
Für einen Moment blickte Halfas in die Augen des Mädchens, dann schüttelte er langsam seinen Kopf.
»Ich habe einen Passagier, der mein nächstes Ziel bestimmen wird. Falls er sich von seiner Verletzung erholt. Denn er wurde verwundet im Kampf gegen den Dämon, dessen Klauen auch mich gezeichnet haben. Er ist sehr schwach, schon seit Wochen.«
»Ich kenne einen Heiler, der mit mir reist«, sagte Danira. »Vielleicht kann er deinem Freund helfen.«
»Ich habe schon andere Heiler konsultiert.« Halfas schüttelte erneut seinen Kopf. »Doch bisher konnte keiner ihm helfen.«
»Der Heiler, den ich meine, heißt Tirandor. Vielleicht hast du von ihm gehört – er soll in vielen Ländern bekannt sein.«
»Tirandor? Ich habe tatsächlich von ihm gehört. Gerade erst vor ein paar Wochen traf ich einen Mann, der Tirandor kannte. Es war ein Sänger aus dem Norden, der mit mir gereist ist.«
»Ein Sänger?«, rief Danira. »War sein Name Jandaldon?«
»Ja, das war er. Aber woher kennst du ihn?«
»Er ist der Mann, den wir suchen. Bitte, willst du nicht mit mir zu meinen Gefährten kommen?« Impulsiv fasste Danira nach dem Arm des Seefahrers und drückte ihn fest. »Du könntest uns Neuigkeiten über Jandaldon berichten, und vielleicht kann Tirandor deinem Freund helfen.«
»Natürlich, ich werde mit dir kommen. Lass uns sofort gehen.«
Gemeinsam liefen sie durch den Hafen, und Danira war erstaunt über den plötzlichen Wandel, der über Halfas gekommen war. Er schien seinem verwundeten Kameraden sehr zugetan zu sein, wenn die neue Hoffnung auf dessen Heilung ihn so beflügelte. Bald erreichten sie das kleine Gasthaus, und dort saßen Daniras Gefährten bereits zusammen an einem Tisch.
»Danira, wen hast du uns mitgebracht?« Selina ergriff als Erste das Wort, und sie erhob sich, um die Hand des Mädchens zu fassen, während sie neugierig dem Kapitän entgegenblickte.
»Ich bin Halfas, Kapitän aus dem Norden. Und auch wenn Ihr mich nicht kennt, so habe ich doch schon von Euch gehört. Ihr müsst der Engel sein, den Jandaldon in seinem Lied besungen hat.«
»Ihr kennt Jandaldon?« Auch Loridan sprang auf, um an den Kapitän heranzutreten.
»Ja, ich kenne ihn.« Während Halfas die Frage des Ritters beantwortete, blieb sein Blick auf Selina gerichtet. »Ich brachte ihn auf meinem Schiff nach Car-Gonaredh.«
»Wisst Ihr, ob er noch dort ist?«
»Nein – er brach schon vor Wochen ins Landesinnere auf. Er könnte jetzt überall sein – falls er noch am Leben ist. Denn es war sein Wunsch, hier den Tod zu finden.«
»Das ist fürwahr der Jandaldon, den wir suchen.« Bekümmert schüttelte Loridan seinen Kopf. »Dennoch spenden Eure Worte uns Hoffnung, denn bisher hatten wir nur eine vage Ahnung, dass Jandaldon überhaupt hier in diesem Land verweilt.«
»Das Treffen mit Danira war auch für mich mit einer neuen
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