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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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bezwungen. Sie erstarrte, als sie sah, dass einer der Männer reglos am Boden lag, umringt von mehreren Kameraden. Zögernd ging Danira weiter, bis sie Kerols lange blonde Haare erkannte. Dann blickte sie in die Gesichter der Männer, die ihn umringten, und sie sah Kummer und Tränen. Schnell wandte sie sich ab, wollte die Trauer nicht an sich heranlassen, und sie ging den Weg zurück zu Melia und Gerric, die neben dem toten Tarth warteten.
    »Danke«, sagte Danira zu dem jungen Soldaten. »Ich glaube, es war keine gute Idee, dass ich mich in den Weg des Tarth stellen wollte.«
    »Vielleicht«, antwortete Gerric. »Aber es war sehr mutig.«
    Müde erwiderte Danira das Lächeln des jungen Mannes. Sie wunderte sich, dass sie bisher kaum mit ihm geredet hatte, obwohl sie schon so lange gemeinsam reisten.
    »Diese Echsen haben sich ungewöhnlich verhalten«, sagte Melia mit leiser Stimme. »Sie sind eigentlich Einzelgänger, und sie greifen Menschen normalerweise nur nach einem Drohritual an. Ich glaube, dass Ul’ur sie geschickt hat.«
    Wenig später waren auch die beiden Drachentöter bei ihnen, und Loridan legte eine Hand auf Gerrics Schulter.
    »Das war ein gewaltiger Angriff«, sagte er. »Nur wenigen gelingt es, einen Tarth mit einem einzigen Streich zu töten.«
    »Es war wohl Glück«, sagte der Soldat mit einem Schulterzucken.
    »Ein Mann wurde getötet, und ein anderer ist verletzt«, sagte Herubald. »Wir haben ihn in einem Haus versteckt, doch nun sollten wir weitergehen.«
    »Das sollten wir«, bestätigte Melia. »Und wir sollten die Runen bereithalten, denn Ul’ur ist nahe.«
    Sie setzten ihren Weg fort, und das Gefühl, von unfreundlichen Augen beobachtet zu werden, stieg ins Unerträgliche. Melia und die Auserwählten trugen die Runen in ihren Händen, während ihre Begleiter Schwerter und andere Waffen bereithielten, so als rechneten sie jeden Augenblick mit einem Angriff. Sad Olgar hielt seinen langen Stab mit beiden Händen umklammert, auch er kampfbereit und mit grimmigem Blick. Die graue Wolke über der Stadt erschien immer bedrohlicher, und nun war auch die Morgensonne, die zuvor die unheimlichen Ruinen erleuchtet hatte, hinter Dunstschleiern verborgen. Immer wieder blickten die Gefährten zu der Wolke hinauf, die sich jetzt über ihnen befand, und sie sahen, dass sie sich bewegte, langsam wirbelnd und pulsierend, von Zeit zu Zeit beleuchtet von zuckenden Blitzen.
    Vorsichtig gingen die Gefährten weiter – vorsichtig und geladen mit einer bangen Erwartung, so wie auch die Luft um sie herum geladen zu sein schien mit einer finsteren Drohung. Zwischen großen Steinblöcken bewegten sie sich hindurch, Überreste von gewaltigen Bauten, die einst das Zentrum der Stadt gebildet hatten. Schon waren sie in einen trüben Nebel gehüllt, und sie wussten nicht, ob es ein Dunst war, der aus dem feuchten Boden aufstieg, oder ob sie bereits in den Ausläufern der Wolke gefangen waren. Und immer weiter stieg ihr Weg, denn sie hatten den Gipfel noch nicht erreicht. Ein heftiger Wind wehte ihnen entgegen, Donnergrollen lag in der Luft.
    »Vorsicht!« Loridans Ruf war nicht laut, trotzdem blieben die Gefährten abrupt stehen. Beunruhigt blickte Danira an dem Ritter vorbei, um zu ergründen, was er gesehen hatte. Dann erkannte auch sie eine Gestalt – einen schemenhaften Umriss, der sich dunkel gegen den grauen Dunst abhob. Danira ertappte sich selbst dabei, wie sie ihre Hand an den Griff ihres Schwertes führte. Schnell besann sie sich jedoch wieder auf Melias Anweisungen, und sie konzentrierte sich auf die Thrya-Rune in ihrer Hand. Wenigstens standen Herubald und Gerric nicht weit von ihr, die gezogenen Schwerter kampfbereit in den Händen.
    Die schattenhafte Gestalt zeichnete sich nun klarer ab. Es war ein Mann, der sich rasch genähert hatte und nun vielleicht fünfzehn Schritte von den Gefährten entfernt verharrte. Mit einem Schauder sah Danira sein ausdrucksloses Gesicht, das wie eine Maske wirkte.
    »Wer seid ihr, die ihr es wagt, in das Reich von Ul’ur vorzudringen?«, fragte der Mann. »Und was ist der Grund eures Eindringens?«
    »Wir müssen uns nicht vor dir rechtfertigen, Geist des Öden Landes«, sagte Melia. Ihre Stimme klang dünn und schwach gegen das Tosen des Windes. »Doch du sollst uns Rechenschaft ablegen. Du hast unsere Gefährten gefangen in dem Netz deines finsteren Zaubers. Wir fordern sie zurück.«
    »Ihr habt keine Forderungen an Ul’ur zu stellen«, sagte der Mann. Sein Gesicht

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