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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Schlimmeres gesehen.« Daniras Blick war ernst. »Kann er reden?«
    »Nein, ich denke nicht, zumindest nicht in unserer Sprache. Am Beginn seines Wirkens hat Thaur-Angoth es wohl nie angestrebt, dass seine Kreaturen sich mit den Menschen verständigen.«
    Das Wesen blickte den Menschen weiterhin mit seinen ausdruckslosen Augen entgegen. Obwohl seine kräftigen Arme an dem Netz zerrten, konnte es gegen die Männer, die es hielten, nichts ausrichten. Gurgelnde Laute kamen von seinen Lippen. Unter den Menschen, die sich um das Wesen gesammelt hatten, stieg die Erregung, und die wütenden Rufe setzten sich fort.
    »Erschlagt es doch endlich!«
    »Nein, brennen soll es!«
    »Ja, verbrennt es!«
    »Rösten wollen wir ihn, ganz langsam!«
    »Bringt ihn zum Stadttor, dort können wir ihn baumeln lassen.«
    Die Fischer, die die Kreatur festhielten, machten sich daran, ihren Gefangenen wegzuschleppen. Die Gefährten wurden von der Menge weggedrängt und standen bald allein am Strand.
    »Ich möchte nicht, dass sie ihn quälen«, sagte Danira.
    »Diese Wesen haben schon etliche Fischer getötet«, wandte Loridan ein. »Und es ist eine Kreatur der Finsternis.«
    »Wenn sie ihn töten wollen, dann können sie es auch schnell tun«, sagte Danira.
    »Wenn sie reine Kinder Firions wären, dann würden sie dies zweifellos tun.« Sad Olgar nickte ernst. »Es ist Thaur-Angoths Einfluss, der die Menschen Freude empfinden lässt an den Qualen anderer Kreaturen.«
    »Wir dürfen das nicht zulassen.« Danira blickte erwartungsvoll zu dem Priester auf.
    »Du hast recht.« Ein entschlossener Ausdruck trat in Sad Olgars Gesicht. »Ich will zu ihnen sprechen.«
    In der Zwischenzeit hatten die Fischer das Wesen zur Stadtmauer gebracht, wo einst ein Tor das Hafenviertel von der Innenstadt getrennt hatte. Nun war nur ein leerer Durchgang verblieben, denn die Flügel des Tores waren schon vor langer Zeit verschwunden, und auch die Mauer war brüchig und von zahlreichen Rissen durchzogen. Ein paar Männer hatten die Mauer erklommen und ließen ein Seil herunter, das um die Beine des Fischmenschen gebunden wurde. Wenig später hing die Kreatur mit dem Kopf nach unten in dem leeren Durchlass der Mauer. Holz wurde herbeigetragen und unter dem Fischmenschen aufgeschichtet.
    »Macht den Stapel nicht zu hoch!«, rief eine Stimme. »Sonst stirbt er zu schnell.«
    »Gebt ihm noch einmal Wasser, dann hält er länger durch.«
    Inzwischen war die Menge weiter angewachsen, und immer noch drängten weitere Menschen herbei, die durch das Spektakel angelockt worden waren. Die Menge teilte sich nur widerwillig, als Sad Olgar mit grimmiger Miene auf das Tor zuschritt, gefolgt von Loridan, Tirandor und Danira.
    »Haltet ein«, rief der Priester, doch die Blicke, die man ihm zuwarf, waren verständnislos oder gar feindselig. Dicht gedrängt standen die Menschen, und sie schienen nicht gewillt, den Priester durchzulassen. Loridan legte eine Hand auf Sad Olgars Schulter und zog ihn mit sich durch den Rand der Menschenmenge. Ohne größeren Widerstand erreichten sie die Stadtmauer, die sie durch eine schmale Pforte durchquerten. Nahebei fanden sie eine Treppe, die auf den Wehrgang hinaufführte, und Loridan ging nun mit eiligen Schritten voran. Es war ein gefährlicher Weg, denn die Steine der Mauer waren ausgetreten und brüchig. Das hölzerne Geländer, das einst hier gewesen sein mochte, gab es nicht mehr. Schnell erreichten sie auf diesem Weg den Torbau, wo nur wenige Menschen waren. Der gefangene Fischmensch befand sich nun außerhalb ihrer Sicht, doch vor ihnen war das Ende des Seiles, an dem er aufgehängt war. Als Loridan sich kurz umschaute, bemerkte er, dass Danira ihnen nicht gefolgt war. Mit fragendem Blick sah er zu Sad Olgar, denn er erkannte, dass dieser schnell handeln musste, wenn er dem Fischmenschen noch helfen wollte. Schon näherte sich ein Mann mit einer Fackel dem schnell errichteten Holzstapel. Der Priester trat nach vorne und wandte sich von seinem erhöhten Standort aus der Menschenmenge zu.
    »Haltet ein!«, rief er im gleichen Moment, als das Johlen der Menge deutlich lauter wurde. Ein schmaler Rauchfaden kräuselte sich über den Torbau empor.
    »Haltet ein!«, rief Sad Olgar noch einmal, doch keiner der Nahestehenden beachtete ihn, und es war offensichtlich, dass seine Stimme ohnehin nicht zum Rest der Menge vordrang.
    Loridan beugte sich über die Brüstung der Mauer hinweg, und er sah, wie der Fischmensch sich zu winden begann, um den

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