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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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werde. Dieses Schwert ist zu mir gekommen, und ich habe Loridan und Timon getroffen – schon bevor du den Turm betreten hast.«
    »Ja, vielleicht ist es so.« Nachdenklich blickte Jandaldon zu dem Mädchen hin. »Ich frage mich, ob das Ende dieser Geschichte auch schon vorbestimmt ist. Und tatsächlich hoffe ich, dass wir siegen können. Warum hätte der Engel mich zurück ins Leben geführt, wenn wir dann doch scheitern sollen?«
    »Zu mir sagte der Engel, dass das Tor sich öffnen würde. Wenn dies vorausbestimmt ist, dann wird uns das Ende aller Hoffnung bevorstehen.«
    »Der Engel.« Jandaldon zögerte kurz. »Nur uns beiden ist er erschienen. Ich frage mich, wie uns das verbindet. Du hast ein neues Leben gesucht, als du die Stadt der Geister verlassen hast. Ich habe nur den Tod gesucht für viele Jahre. Ich bin auf der Flucht gewesen – erst ins Reich der Drachen, und nun habe ich dieses Land durchwandert. Jetzt sehe ich vieles anders. Es ist meine Aufgabe, meine Fehler wiedergutzumachen. Ich werde alles tun, was ich kann – egal was es mich kostet.«
    Danira blickte zu Jandaldon auf, und erst nach einer kurzen Stille sprach sie wieder.
    »Hast du die Seestadt gesehen, von der Sad Olgar berichtet hat?«
    »Ja, ich habe sie gesehen. Es ist ein faszinierender Ort. Als ich das Drachenland verlassen habe, dachte ich, dass ich keine Stadt mehr ertragen könnte. Durch drei Städte des Westreiches bin ich gewandert auf dem langen Weg nach Süden, und nie habe ich mich lange in einer von ihnen aufgehalten. Aber die Seestadt ist anders – trotz meines Schmerzes hab ich mich dort fast zuhause gefühlt.«
    »Willst du mir erzählen von dieser Stadt?«
    »Es ist wirklich ein Ort voller Wunder«, sagte Jandaldon. »Die Menschen haben diese Stadt aus dem Nichts heraus geschaffen. Sie haben keine imposanten Paläste und Tempel wie in den anderen großen Städten, keine riesigen Bauwerke aus behauenen Steinen. Die ganze Stadt ist aus Holz gebaut und stützt sich auf hölzerne Pfähle. Zwischen den Häusern gibt es eine Unzahl von Brücken. Manche ruhen auf eigenen Pfählen, andere hängen zwischen den Häusern. Viele sind nur einfache Bretter mit einem Seil als Handlauf. Andere sind aufwendige Konstruktionen, verziert mit wunderschönen Schnitzereien. Auch die Häuser sind so – viele haben Fassaden, die mit kunstvollen Ornamenten geschmückt sind. Und die Menschen, die dort leben, sie scheinen freier und glücklicher als die Menschen des Nordens. Sie wissen, dass sie eine Katastrophe überstanden haben, auch wenn dieses Ereignis schon lange Zeit zurückliegt und keiner von ihnen es selbst erlebt hat. Trotzdem hat sich in ihr Gedächtnis geprägt, dass ihre Ahnen die Stadt aus den Überresten einer großen Vernichtung errichtet haben. Sie sind stolz darauf, denn es ist eine reiche Stadt, auch wenn die Bürger wenig Gold und Juwelen besitzen. Der See gibt ihnen alles, was sie brauchen – Fisch für ihre Mahlzeiten und Wasser für ihre Felder. Selten habe ich so glückliche Menschen gesehen.« Jandaldon lächelte. »Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zu lange im Drachenland gelebt habe. Man trifft dort nur wenige glückliche Menschen – und ich war nicht daran interessiert, sie zu finden.«
    »Es muss wirklich eine schöne Stadt sein«, sagte Danira. »Ich würde sie gerne einmal sehen.«
    »Wenn wir den Kampf überstehen, der nun vor uns liegt, dann werde ich dorthin zurückkehren. Auch Sad Olgar und seine Männer werden dorthin zurückkehren, wenn es ihnen vergönnt ist. Du könntest dich uns anschließen.«

»Ich wünschte, ich könnte jetzt gehen. Ohne den Umweg über den Norden.«
    »Das wünsche ich auch.« Mit einem traurigen Lächeln blickte Jandaldon in Daniras Augen. »Aber ich kann es nicht.«
    Danira erwiderte den Blick, und für eine Weile schwieg sie.
    »Ich kann es auch nicht«, sagte sie endlich, dann wandte sie sich mit einer plötzlichen Bewegung der nördlichen Wand des Tempels zu.
    »Sieh dort, das Mosaik – es ist einer der Gründe, warum ich immer wieder hierhergekommen bin.«
    Sie zeigte auf das große Kunstwerk, das viele kleine menschliche Gestalten zeigte, weiße Silhouetten vor einer weiten grauen Fläche. Fünf Menschen standen abseits von den anderen, in der Mitte des Mosaiks, und dort änderte auch der Hintergrund seine Farbe zu immer dunkleren Abstufungen von Grau. Und in dieser Dunkelheit zeichnete sich vage eine große Menge weiterer Gestalten ab, teils menschlich, teils geflügelte

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