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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Schritte von dem riesigen Drachen entfernt waren, blieb er mit zitternden Knien stehen und wandte sich um. Erfreut und gleichzeitig besorgt sah er, dass Elaine ihnen gefolgt war. Seine junge Frau trat neben ihn, und als sie seine Hand fasste, spürte er, dass sie genauso zitterte wie er selbst.
    »Du hättest in Sicherheit bleiben sollen«, sagte er.
    »Nein, ich gehöre an deine Seite. Wo du hingehst, will auch ich hingehen.«
    »Ich liebe dich.« Deryn drückte Elaines Hand. »Was auch geschieht.«
    »Hast du nicht gesagt, dass die Drachen keine Gefahr für uns sind?«
    »Ja, das habe ich. Aber ohne Loridan an meiner Seite scheinen meine eigenen Worte mir nun wenig glaubhaft.«
    Immer noch blickte Eisenklaue den drei Menschen entgegen, die sich ihm langsam näherten. Alles war merkwürdig ruhig, die Siedler verharrten regungslos, und kein Wort wurde gesprochen, bis plötzlich die Stimme eines Kindes zu hören war. Aus dem hohen Gras tauchten die goldenen Haare eines Mädchens auf – es war noch sehr jung, keine fünf Jahre alt, und es sang ein fröhliches Lied. Unbekümmert ging es auf die Drachen zu, doch da ertönte vom Eingang der Höhle her die angstvolle Stimme einer Frau.
    »Mein Kind!«, rief sie und rannte auf die Führer der Gemeinschaft zu. »Rettet mein Kind!«
    Deryn sah, wie Eisenklaues silberne Augen sich ihm zuwandten, und ein seltsames Funkeln lag in ihnen. Als die verängstigte Frau sich ihnen genähert hatte, fasste Prinz Fardhan ihre Schultern und sprach leise auf sie ein.
    »Still«, sagte er. »Eure Tochter ist nicht in Gefahr. Und wir müssen den Drachen unser Vertrauen zeigen.«
    Das Mädchen senkte scheu seinen Blick, als es unter Eisenklaues silbernen Augen hindurchging, dann hatte es den jungen Drachen erreicht. Es streckte ihm seine Hand entgegen, und dieser reckte seinen Hals nach vorne, um das Mädchen sanft zu berühren. Gleichzeitig senkte einer der beiden erwachsenen Drachen seinen Kopf, bis er bedrohlich dicht über dem Mädchen hing. Dieses schien die Gefahr der Situation nicht wahrzunehmen, denn es streckte sich hinauf und versuchte, das riesige Wesen mit seiner kleinen Hand zu erreichen. Die Augen des Drachen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während er seinen Kopf weiter senkte, und endlich berührte die Hand des Mädchens seine ledrigen Nüstern. Ein tiefes Grollen drang aus seiner Kehle, leise und doch durchdringend, aber nicht bedrohlich oder feindselig. Und gleichzeitig bewegte der kleine Drache sich unsicher einen Schritt nach vorne und drückte seinen Kopf gegen den Körper des Mädchens.
    »Eure Tochter hat einen neuen Freund gefunden«, sagte Deryn, und er spürte, dass die Angst der Frau plötzlich verflog, genauso wie seine eigenen Befürchtungen. Dann lachte er, denn er wusste, dass dies der Beginn eines neuen Zeitalters in der Geschichte der Menschen sein könnte. Auch wenn Loridans Mission scheitern sollte – die Hoffnung für die Menschen würde nicht enden. Es konnte eine gemeinsame Zukunft mit den Drachen geben, wenn die Verhandlungen mit der Unbefangenheit der Kinder geführt wurden.
    *
    »Du hast viel gelernt, seit wir Car-Lanadhon verlassen haben.« Sad Olgar stützte sich auf seinen langen Stab, während er mit wohlwollendem Blick beobachtete, wie Jandaldon eine Windhose formte und ein paar Blätter in der Luft tanzen ließ.
    »Ihr alle habt viel gelernt«, fügte der Priester hinzu und wandte sich zu den anderen Gefährten um. Selina und Loridan standen nahebei, und etwas abseits saß Danira, die Thrya-Rune in ihrer Hand. Von den fünf Auserwählten hatte nur Timon sich nicht zu dem Treffen eingefunden. Wie auch an den vergangenen Nachmittagen hatten die Gefährten sich in einem zerfallenen Haus in der Nähe des Hafens gesammelt, um ihre Kräfte zu erproben und die Kontrolle über die Macht der Runen zu üben. Sie hatten das Gebäude gewählt, weil es weit genug abseits der bewohnten Bereiche des Hafens lag, sodass ihre Tätigkeit nicht von den Einheimischen beobachtet werden konnte. Es war ein großes Haus mit zwei Stockwerken, doch nun lag das Dach in Trümmern, und Kletterpflanzen rankten sich über die verbliebenen Mauern.
    »Ihr habt nun gelernt, die Mächte der Elemente freizusetzen«, fuhr der Priester fort. »Ich weiß nicht, wozu dies nutzen mag, denn in einer Schlacht inmitten Eurer Feinde werdet Ihr nicht die Konzentration finden, um die Kraft der Runen zu kontrollieren. Solange die fünf Erwählten allerdings beisammen sind, könnt Ihr die

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