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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Rauschen des Meeres hinweghob, fern und unwirklich. Allerdings wusste Danira, dass die Intensität des Gesanges bald zunehmen würde. Die Seeleute und Fischer hatten sich bereits aus der Nähe des Wassers zurückgezogen, und nur noch wenige Menschen hielten sich im Hafen auf. Danira und Jandaldon schritten zielstrebig auf den Anlegesteg zu, wo sie auf Timon und Sad Olgar trafen, die in ein leises Gespräch vertieft waren. Der Priester stützte sich auf seinen langen Stab, und er lächelte, als er Danira erblickte.
    »Danira, Jandaldon«, sagte er. »Wir haben uns bereits Sorgen gemacht.«
    »Es tut mir leid.« Danira erwiderte das Lächeln. »Wir haben die Zeit vergessen. Ist Loridan schon auf dem Seedrachen.«
    »Ja, und Herubald und Gerric sind mit ihm gegangen. Wir haben sie verabschiedet, doch nun sollten wir in unsere Unterkunft zurückkehren. Schon sind die Kreaturen des Meeres erwacht.« Sad Olgar wies aufs Meer hinaus. »Hört ihr ihren Gesang?«
    »Ja, ich höre ihn«, sagte Danira. »Aber können wir nicht auch auf das Schiff übersetzen? Dort bei Loridan würde ich mich sicherer fühlen.«
    »Sicher?«, fragte Jandaldon. »Inmitten dieser singenden Ungeheuer? Mir sind die Wände des Gasthauses lieber.«
    »Wir alle müssen das Gasthaus aufsuchen«, sagte Timon. »Die Überfahrt ist zu gefährlich, wenn diese Wesen in der Nähe sind. Aber ich denke, dass wir uns um unsere Gefährten auf dem Schiff nicht sorgen müssen. Bisher wurden nur Fischer überfallen, die alleine und ohne Waffen in kleinen Booten gefahren sind.«
    »Dann lasst uns also gehen«, sagte Jandaldon. »Wir wollen morgen im ersten Sonnenlicht aufbrechen.« Der Sänger wollte sich zum Gehen wenden, als plötzlich ein Schrei von dem Schiff herübertönte. Nur schemenhaft erkannten die Gefährten im Schein der Laternen die Silhouetten, die sich auf dem Deck des Schiffes bewegten, die Geräusche waren allerdings unverkennbar: Es fand ein Kampf statt!
    »Wir müssen ihnen helfen«, rief Danira, und sie lief auf den Landungssteg hinaus, um nach einem geeigneten Boot zu suchen. Ihre Gefährten folgten ihr nur zögernd.
    »Danira, komm zurück!«, rief Sad Olgar, doch schon war über den Rand des Steges eine Klaue aufgetaucht, die Daniras Fußgelenk mit hartem Griff umklammerte. Um sich herum hörte sie das Plätschern des Wassers – es war aufgewühlt von vielen Körpern, die dem Ufer zustrebten. Dumpfe Geräusche ertönten von Bootsrümpfen, die gegeneinanderstießen, als die Kreaturen sich an ihnen emporzogen; scharfe Krallen kratzten auf dem Holz des Steges. Die Köpfe mehrerer Fischmenschen glotzten Danira an, ihre silbrigen Augen leuchtend in Eril-Angoths rotem Licht. Sad Olgar rannte auf den Steg zu, dicht gefolgt von Timon und Jandaldon. Mittlerweile hatte Danira ihr Schwert gezogen, und die schimmernde Klinge sauste auf den Fischmenschen nieder, der sie festhielt. Der Angreifer lockerte seinen Griff und fiel ins Wasser zurück, als die Klinge tief in seinen Arm schnitt. Gleichzeitig strauchelte Danira und stürzte zu Boden, aus dem Gleichgewicht gebracht durch das plötzliche Verschwinden ihres Gegners.
    Schon hatten zwei weitere Fischmenschen den Steg erklommen, sie näherten sich Danira, dabei kamen gurgelnde Laute aus ihren Kehlen. Noch bevor das Mädchen reagieren konnte, sauste Sad Olgars Kampfstab durch die Luft und traf eine der Kreaturen am Kopf. Dann drängte sich eine weitere Gestalt an dem Mädchen vorbei. Danira sah, dass es Timon war, den langen Dolch in der Hand, den Loridan ihm einst geschenkt hatte. Mit aller Kraft stieß er die Klinge nach vorne, tief in die Brust des zweiten Fischmenschen. Dieser gab einen schrillen Schrei von sich und wankte zurück, schwer verwundet und überrascht durch den ungestümen Angriff. Sad Olgar ließ seinen Stab herumwirbeln, und ein leichter Schlag genügte, um den geschwächten Gegner ins Meer zurückzustoßen.
    »Ich wusste nicht, dass du auch mit dem Dolch umgehen kannst«, sagte der Priester.
    »Ich wusste es selbst nicht.« Timon lächelte grimmig, ein Funkeln war in seinen Augen. »Doch ich konnte die Macht meiner Rune nicht entfesseln, ohne euch zu gefährden.«
    Ohne etwas zu sagen, trat Danira an Timon heran und drückte ihn fest an sich. Erst als Sad Olgar einen Warnruf ausstieß, löste sie sich von ihrem Gefährten. Mehrere der Fischmenschen hatten inzwischen den Steg erklommen, und mit schrillen Rufen näherten sie sich den vier Menschen, schnitten ihnen den Rückweg aufs feste

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