Brüder der Drachen
umzugehen?«
»Warum willst du das wissen? Du denkst wohl, ich sehe nicht wie ein Ritter aus?«
»Ja, das habe ich wirklich gedacht«, sagte Danira. »Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich gefragt habe. Ich würde auch gerne lernen, wie man gegen einen Drachen kämpft.«
»Wie kommst du zu diesem seltsamen Wunsch?« Die Stimme des Alten klang hart.
»Ich weiß nicht. Vielleicht weil ich mich die letzten Jahre immer verstecken musste. Weil ich mit ansehen musste, wie Menschen starben, denen ich nicht helfen konnte. Mein Vater wurde von einem Drachen getötet.« Danira wunderte sich darüber, dass sie zu diesem unheimlichen Mann so offen über ihre Gefühle sprach. Trotz seiner düsteren Ausstrahlung fühlte sie sich in seltsamer Weise auch zu ihm hingezogen. Seine Stimme, so hart sie auch klang, verriet keine Bosheit.
»Sich zu verstecken ist nicht immer falsch«, erwiderte der Alte. »Viele Menschen vergessen diese Kunst, sobald sie gelernt haben zu kämpfen. Und vergangenes Leid kannst du nicht ungeschehen machen, wenn du jetzt zum Schwert greifst.«
»Vielleicht kann ich wenigstens verhindern, dass weiteres Leid geschieht.«
»Ja, vielleicht – aber hüte dich. Der Wunsch, irgendwann zurückzuschlagen, kann gefährlich anwachsen, wenn man lange Zeit vor übermächtigen Gegnern davonlaufen musste. Dann sucht man förmlich nach einer Gelegenheit, sich zu bestätigen.«
»Du meinst also, ich sollte nicht lernen zu kämpfen?« Daniras Stimme klang traurig.
»Das habe ich nicht gesagt. Du solltest nur nicht glauben, dass du dadurch glücklicher wirst.«
Eine Weile schwieg Danira nachdenklich, und schließlich gelang es ihr, den Alten anzulächeln.
»Danke«, sagte sie.
»Wofür?«
»Du bist der Erste, der mir das Kämpfen nicht ausreden wollte, nur weil ich ein Mädchen bin.«
»Lass dir nicht von anderen erzählen, was sich für ein Mädchen gehört und was nicht. Es ist deine Entscheidung.« Auch der Alte lächelte nun.
»Eine Weile dachte ich, ich wäre dazu auserwählt, zu kämpfen. Seit ich dieses Schwert gefunden habe. Ein Geist hat es mir gezeigt.«
»Ein Geist?«, fragte Grimstan, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Hast du dieses Schwert hier?«
»Ja.« Danira eilte zu ihrem Bündel, das in einem anderen Teil des Stalls lag. Sie zog die schimmernde Klinge aus der Lederscheide hervor und hielt die Waffe dem Alten entgegen. Dieser hatte schon den Arm ausgestreckt, zögerte aber dann und zog seine Hand wieder zurück.
»Wo hast du dieses Schwert gefunden?« Seine Stimme verriet eine Erregung, die Danira verwunderte.
»In Car-Elnath«, antwortete sie. »Es lag in einem zerstörten Haus, in dem ein Geist herumspukte. Er hat mir gesagt, dass ich es nehmen soll. Es war gar nicht gut versteckt. Es wundert mich, dass niemand anderes es zuvor schon gefunden hat.«
»Es ist eine kostbare Waffe«, sagte Grimstan. »Sie ist sehr kunstvoll gefertigt.«
»Weißt du etwas über dieses Schwert?«
»Nein, ich habe nie etwas Ähnliches gesehen. Und das wundert mich, denn ich habe viel gesehen in meinem Leben.«
»Denkst du, das Schwert wurde gemacht, um die Drachen zu bekämpfen?«
»Nein, Firions Macht liegt in ihm. Nicht die Drachen sind Firions Feinde.«
»Aber die Priester sagen doch …«, erwiderte Danira.
»Die Priester wissen auch nicht alles. Und ich frage mich, warum diese Waffe in deine Hände gelegt wurde. Vielleicht bist du wirklich auserwählt. Vielleicht drängt die Macht dieser Klinge dich dazu, den Weg des Schwertes einzuschlagen. Aber vergiss nicht: Es ist immer noch deine Entscheidung, was du tust. Auch dieses Schwert wird dich zu nichts zwingen.«
»Und wenn ich mich für den Weg des Schwertes entscheide, würdest du mir dann zeigen, wie man damit umgeht?«
Eine Weile musterte Grimstan das Mädchen schweigend. Schließlich seufzte er. »Wirst du denn in Zukunft hier leben?«
»Es sieht fast so aus. Loridan hat es mir vorgeschlagen, und ich weiß sonst nicht, wo ich bleiben soll. Ich wollte mir aber erst noch Car-Tiatha anschauen, bevor ich mich entscheide.«
»Also gut«, sagte Grimstan, und er seufzte erneut. »Wenn du hierbleibst, werde ich dir zeigen, wie man kämpft – Schwert gegen Schwert, nicht Schwert gegen Drache. Und ich rate dir, hierzubleiben, denn die Stadt ist nichts für dich. Das ist zumindest meine Meinung – die Entscheidung musst du selbst finden. Und erwarte nicht, dass du hier den ganzen Tag mit dem Schwert verbringen könntest. Ich hätte
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