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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Langsam kam sie auf Danira und Tialan zu, und der kleine Junge lachte, als die fleischige Zunge des Craith sein Gesicht berührte. Als Danira das nächste Mal aufschaute, war Grimstan verschwunden. Nachdem Aldaron sich überzeugt hatte, dass die kleine Echse gesund war, erhob er sich und ging zur Tür.
    »Es ist Zeit für das Abendessen«, sagte er. »Wenn du magst, kannst du später noch einmal wiederkommen«, fügte er zu Danira gewandt hinzu.
    Sie verließen den Stall und überquerten den Hof, wo Aldaron am Brunnen Halt machte, um seine Hände mit dem klaren, kühlen Wasser zu waschen. Die anderen folgten seinem Beispiel, und Loridan nahm den Schöpfeimer und stellte ihn auf den Boden, damit auch Tialan an das Wasser herankonnte. Als alle sich gewaschen hatten, führte Elea ihre Gäste in einen großen Raum im Erdgeschoss des Haupthauses. In dem Speisesaal standen zwei lange Tische, an denen leicht zwanzig Personen hätten sitzen können, doch nur ein einziger Mann hatte bereits dort Platz genommen. Der Duft von Essen lag in der Luft, und Danira sah eine Frau, die an einer Feuerstelle stand und in einem großen Kessel rührte.
    »Das sind Kerina und Orryn«, sagte Aldaron, und er stellte Danira den beiden Bediensteten vor. Elea nahm einen Stapel hölzerner Schüsseln aus einem Regal und ging damit zu Kerina, die die Gefäße mit dampfendem Eintopf füllte. Aldaron führte Danira zu einem Stuhl an einem der langen Tische, und er selbst setzte sich ihr gegenüber, den kleinen Tialan auf seinem Schoß. Loridan half seiner Schwester dabei, die gefüllten Schüsseln zu verteilen, dann setzten auch sie sich. Neugierig sah Danira sich um, während sie den kräftigen Eintopf löffelte.
    »Warum habt ihr so viel Platz hier?«, fragte sie.
    »Zur Erntezeit arbeiten hier mehr Leute, dann ist der ganze Raum voll«, antwortete Elea.
    »Wo ist Grimstan, isst er nicht mit uns?«
    »Nein, er beehrt uns nur selten mit seiner Gesellschaft. Er isst lieber allein.«
    »Ich habe ihr erzählt, dass Grimstan mir das Kämpfen mit dem Schwert beigebracht hat«, erläuterte Loridan. »Und Danira würde auch gerne das Kämpfen erlernen. Wenn du magst, kannst du nach dem Essen zu ihm gehen. Vielleicht zeigt er dir ein paar Tricks.«
    »Ich glaube, er mag mich nicht«, erwiderte Danira. »Er hat mich so komisch angesehen.«
    »Grimstan verhält sich meistens seltsam, wenn Fremde auf den Hof kommen. Trotzdem ist er ein freundlicher Mann, und du musst keine Angst vor ihm haben.« Elea lachte. »Wie lange werdet ihr bleiben?«, fügte sie an Loridan gewandt hinzu.
    »Nicht lange«, sagte Loridan. »Der König erwartet mich. Ich war lange weg, und auf einen Tag mehr kommt es nicht an – doch übermorgen werde ich weiterreiten. Aber vielleicht möchte Danira noch eine Weile bleiben?«
    Danira sah den Drachentöter erstaunt an. »Ich weiß nicht. Ja, es ist schön hier – aber wollten wir nicht zusammen nach Car-Tiatha reisen?«
    »Wenn das dein Wunsch ist, werden wir übermorgen gemeinsam nach Car-Tiatha reiten. Dort können wir jedoch nicht lange zusammen sein, denn ich werde wahrscheinlich bald zu meiner nächsten Reise ins Drachenland aufbrechen, und auch Deryn ist oft unterwegs. Du solltest einen Ort haben, wo du zu Hause bist, daher wollte ich dir vorschlagen, hier zu leben. Ich habe Elea schon gefragt, während du die Echse bestaunt hast, und sie hätte auch nichts dagegen.«
    Für einen Moment war Danira sprachlos. »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte sie schließlich. »Es gefällt mir hier, aber ich würde auch gerne Car-Tiatha sehen. Kann ich mich entscheiden, nachdem ich Car-Tiatha gesehen habe?«
    »Natürlich«, antwortete Loridan lächelnd. »So soll es also sein: Wir werden übermorgen zusammen weiterreiten, und Deryn und ich werden dir Car-Tiatha zeigen. Und dann kannst du entscheiden, ob du dort oder hier leben willst.«
    »Danke. Ich …« Danira verstummte, verwirrt durch das unerwartete Angebot. Sie war immer noch erstaunt über die Selbstverständlichkeit, mit der sie von Loridans Familie aufgenommen worden war. Und auch die Speisen, die man ihr vorsetzte, waren ungewohnt für sie – frisch gebackenes Brot und ein Eintopf, der ihr unbekannte Feldfrüchte enthielt und mit sonderbaren Gewürzen abgeschmeckt war. Sie widmete ihre Aufmerksamkeit dem Genuss der Mahlzeit und war froh, dass Loridan und seine Schwester für eine Weile über andere Dinge redeten. Als sie genug gegessen hatte, sehnte sie sich nach ein wenig

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