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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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mit ebenso dunklen Haaren. Ein sorgsam gestutzter Bart gab ihm ein strenges Äußeres, doch seine Augen blitzten voller Freude, und ein warmes Lächeln lag auf seinen Lippen. Neugierig blickte Danira zu dem stattlichen Ritter auf, der die glänzende Rüstung der Drachenritter trug. Er war älter als Loridan, vielleicht dreißig oder fünfunddreißig Jahre alt, und neben ihm erschienen manche der jüngeren Ritter wie Knaben.
    »Loridan«, sagte er. »Endlich bist du zurück!«
    »Herubald, mein Bruder.« Loridan umarmte seinen Schwertbruder und hielt ihn für einige Augenblicke fest an sich gedrückt, bevor er wieder einen Schritt zurücktrat, um seine Hand auf Daniras Schulter zu legen.
    »Danira, das ist mein Schwertbruder Herubald. Er soll nun auch für dich wie ein Bruder sein.«
    *
    Ziellos lief Danira durch die Straßen von Car-Tiatha, und sie fühlte sich einsam und überflüssig. Den ganzen Vormittag hindurch hatten weder Deryn noch Loridan Zeit für sie gehabt. Und Loridan würde bald zu einer großen Reise aufbrechen, bei der sie auch nicht teilnehmen durfte. Ja, es war wirklich besser, wenn sie nach Ber-Eliath zurückging; dort würde sie wenigstens jeden Tag mit Grimstan verbringen können, um mehr über den Schwertkampf zu lernen. Die letzten beiden Tage waren noch recht angenehm gewesen. Einen Tag hatte sie mit Loridan in der Drachengilde verbracht, und sie hatte sogar den Gildenmeister kennengelernt. Der Meister hatte lange mit ihr geredet und ihr viele Fragen über ihre Erfahrungen mit den Drachen gestellt. Aber Eldilion schien ihre Idee, selbst ein Drachenritter zu werden, nicht ernst genommen zu haben. Danach hatte sie zwei Stunden mit den Drachentötern Teris und Artan im Übungsraum der Gilde zugebracht. Die beiden waren sehr nett gewesen, und vor allem der junge und lebhafte Teris hatte ihr viele Geschichten erzählt. Dafür fühlte sie jetzt auch wieder jeden Muskel in ihren Armen und Schultern – die Übungsschwerter der Drachengilde waren noch schwerer als die Holzkeulen, mit denen Loridan sie unterrichtet hatte. Gestern hatte Deryn sie im königlichen Palast herumgeführt, und sie hatte sogar den König und seine Gemahlin gesehen – allerdings nur aus der Entfernung.
    Später war sie gemeinsam mit Loridan beim Meister der Magiergilde gewesen. Auch Tan-Thalion war freundlich zu ihr gewesen und hatte ihr viele Fragen gestellt – über die Ruinen von Car-Elnath und die Drachen – und ganz besonders hatte es ihn beeindruckt, dass sie manchmal die Anwesenheit der Drachen spüren konnte. Er hatte ihr verschiedene Gegenstände in die Hand gegeben und nach ihren Empfindungen gefragt. Glitzernde Kristalle und metallene Amulette waren es gewesen, aber auch Federn von seltsamen Vögeln und die Schuppen eines Drachen. Schließlich hatte er ihr gesagt, dass sie ein außergewöhnliches Talent für die Magie besitze, und sie gefragt, ob sie die Zauberei von ihm erlernen wolle. Der alte Magier schien wirklich enttäuscht gewesen zu sein, als sie ihm geantwortet hatte, dass sie die Stadt bald wieder verlassen würde. Jetzt fragte sie sich allerdings, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war.
    »Pfannkuchen! Frische, heiße Pfannkuchen! Die besten östlich des Drachenlandes!«
    Die laute Stimme des Mannes rief Danira ins Bewusstsein, wohin ihre ziellose Wanderung sie geführt hatte. Vor ihr lag der Marktplatz der Stadt, auf dem sich Hunderte von Menschen zwischen den langen Reihen der Verkaufsstände hindurchdrängten. Um den Platz herum standen große Häuser, deren hoch aufragende Giebel reich verziert waren. Das Sonnenlicht ließ die frischen Farben der Fassaden hell erstrahlen – weiß und gelb und rot. Ähnliche Gebäude hatte Danira auch in Lornmund gekannt, dort allerdings waren die Farben verblasst gewesen und die Fassaden schmutzig und rissig. Danira war beeindruckt von der Stadt und mehr noch von der großen Zahl der Menschen, die sich auf dem Markt tummelten. Es erschien ihr fremd und fast bedrohlich, auf allen Seiten von Menschen umgeben zu sein. Sie beschloss, den Marktplatz zu meiden und in eine der kleinen Gassen einzutauchen, die nach Süden führten. Dann würde sie ihren Weg zurück zur Drachengilde, die im Südwesten der Stadt lag, schon irgendwie finden. Aber vorher wollte sie sich noch eine kleine Mahlzeit gönnen.
    Sie tauschte bei dem Händler, dessen Stimme sie eben aufgeschreckt hatte, eine kleine Münze gegen einen heißen, mit Fruchtmus bestrichenen Pfannkuchen ein, dann setzte

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