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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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entschlossener Kämpfer konnte einen schnellen Vorstoß wagen, wenn er den richtigen Augenblick erkannte. Der Drache begnügte sich jedoch damit, den Ritter mit Klauenhieben und Vorstößen seines Kopfes vor sich her zu treiben. Carilon führte einige Schläge gegen den knochigen Schädel der Bestie, doch diese konnten die harten Hornschuppen nicht durchdringen. Ein einzelner Kämpfer hatte gegen einen Drachen kaum eine Chance, das wusste Carilon. Vielleicht könnte er sich langsam zum Wald zurückziehen und dort entkommen? Aber wenn Seregon noch geholfen werden konnte, dann sicherlich nur jetzt sofort und nicht irgendwann später, wenn die Drachen sich vielleicht von selbst zurückzogen.
    »Mein Leben für dein Leben.« Leise murmelte Carilon den Treueschwur der Drachentöter. »Mein Schwert für meinen Bruder.«
    In einem verzweifelten Angriff warf der Ritter sich nach vorne, tauchte unter der Klaue des Drachen hindurch und rollte sich unter den gewaltigen Körper. Mit beiden Händen stieß er sein Schwert nach oben, in der Hoffnung, die weichere Haut an der Bauchseite der Bestie zu durchbohren. Der Drache sprang empor, um dem Angriff zu entgehen, unterstützt durch einen heftigen Schlag seiner Flügel. Trotzdem traf Carilons Schwert, doch die Wunde, die es riss, war nicht tief. Durch die überstürzte Aktion aus dem Gleichgewicht geraten, fiel der Drache auf seine Seite und wand sich einen Moment wild am Boden, bevor er wieder auf die Beine kam. Carilon nutzte die Gelegenheit, um selbst wieder aufzustehen. Obwohl seine Rüstung viel leichter war als die Vollrüstung eines Soldaten, ließ der Kampf ihn schnell ermüden. Der Drache startete sofort wieder einen wütenden Angriff, und Carilon wich langsam zurück. Lange würde er nicht mehr durchhalten – sollte er also noch einmal alles auf eine Karte setzen?
    Eine plötzliche Bewegung am Rand seines durch den Helm begrenzten Blickfeldes ließ Carilon alle Kampftaktiken vergessen. Schon wollte er sich verzweifelt zur Flucht wenden, da er annahm, der zweite Drache würde sich wieder in den Kampf einmischen. Doch dann erkannte der Ritter, dass es kein Drache war. Der flackernde Feuerschein der brennenden Bäume leuchtete auf den blonden Haaren eines Mannes, der sich mit eiligen Schritten näherte. Staunend blieb Carilon stehen. Wie jeder Drachenritter kannte er Jandaldon, den verrückten Sänger, der schon seit Jahren im Land der Drachen lebte, trotzdem bot sich ihm nun ein Bild, das allen bisherigen Erfahrungen zuwiderlief.
    Jandaldon hielt einen brennenden Ast in der Hand und stellte sich todesmutig in den Weg des Drachen. Mit einem Schlachtruf auf den Lippen wollte Carilon an die Seite des Sängers eilen, dieser jedoch wandte sich um und bedeutete dem Ritter mit einer herrischen Geste, stehen zu bleiben. Er selbst schritt unerschrocken weiter auf den Drachen zu und schlug mit seiner Fackel gegen den Kopf der Bestie.
    »Frieden!«, rief er mit lauter Stimme und wandte sich dann über seine Schulter zu dem Ritter um. »Beendet den Kampf, dann wird auch der Drache aufhören.«
    Der Drache wandte seinen Blick von dem Ritter ab, um den Sänger anzuknurren. Nur mühsam widerstand Carilon der Versuchung, die Ablenkung seines Gegners für einen Angriff zu nutzen. Zögernd trat er ein paar Schritte zurück. Der Verrückte nutzte dies, um sich nun selbst direkt vor dem Drachen aufzubauen. Bei dem Schlag, den er zuvor geführt hatte, war sein Stock abgebrochen, sodass ihm nur ein wenig eindrucksvoller Stumpf verblieben war. Trotzdem hielt Jandaldon dem Drachen das Stückchen verkohlten Holzes drohend entgegen.
    »Zurück!«, rief er. »Kümmere dich lieber um deine Gefährtin, sie ist verletzt.«
    Der Drache ging ein paar Schritte rückwärts, ohne seine Augen von Carilon abzuwenden, und auch dieser hatte seinen Blick starr auf seinen Gegner gerichtet. Erst nach kurzem Zögern wandte der Ritter sich ab, um zu Seregon zu eilen. Er fand seinen Kameraden reglos am Boden liegen, die Rüstung zerrissen und blutig. Ein letzter Schulterblick zeigte ihm, dass der Drache sich tatsächlich zurückgezogen hatte, dann wandte er seine volle Aufmerksamkeit Seregon zu. Er nahm erst seinen eigenen Helm ab, dann den seines Kameraden. Dieser zumindest war unbeschädigt, soweit dies im Licht Eril-Firions zu erkennen war, und Seregons Kopf schien unverletzt. Carilon beugte sich über seinen Freund und glaubte, ganz schwach dessen Atem zu spüren. Die Hoffnung keimte wieder in ihm, und er machte

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