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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Speerwürfe. Sonoanische Schilde dienten als Ziel, und die scharfen Bronzespitzen bohrten sich mit unglaublicher Treffsicherheit in die festen Oberflächen. Ansa, der seinem Vater oft beim Speerwurf zugesehen hatte, war nicht so überrascht wie die Granianer.
    Die Soldaten wollten sich nicht lumpen lassen und hängten kleine Zielscheiben in die Bäume. Dann trieben sie ihre Cabos in vollem Galopp daran vorbei und stießen mit den Lanzen zu. Die Shasinn verzogen keine Miene. Es war schwer zu sagen, ob die Vorstellung sie beeindruckte, aber Ansa bezweifelte es. Sie wussten genau, dass nicht die Männer, sondern die Cabos die wahren Gegner beim Kampf waren, und als ehemalige Hirten schüchterten Tiere sie keineswegs ein. Ansa überlegte, ob sie beeindruckt wären, wenn er vom Sattel aus die Kunst des Bogenschießens vorführte. Vorsichtshalber widerstand er der Versuchung. Es war besser, wenn die Shasinn überrascht wurden, falls sie jemals auf reitende Steppenkrieger stießen.
    Langsam wanderte er stromaufwärts zur Spitze der Insel. Wenn es nichts zu tun gab, konnte man immer noch fischen gehen. Er durchquerte das Wäldchen, in dem Stille herrschte. Die Tiere schienen sich zu verbergen, solange ihre Insel von Menschen bevölkert war. Das konnte Ansa gut verstehen. Er warf einen Blick über die Schulter und bemerkte zwei Shasinn, die gemächlichen Schrittes in seine Richtung schlenderten. Offenbar überwachte man ihn. Das machte ihm nichts aus. Bei einer so wichtigen Gelegenheit wie bei diesem Treffen überraschte es nicht, wenn sich die Beteiligten misstrauisch im Auge behielten.
    Der Wald endete, und er betrat die felsige Spitze des Eilandes. Hier war die Strömung schneller, und die gefährlichen Klippen, denen die Insel ihren Namen verdankte, waren von Schaumkronen umgeben. Dazwischen lagen ruhige Wasserstellen, die wie verheißungsvolle Fischgründe aussahen.
    Ansa zog eine Schnur und einen Angelhaken aus dem Gürtel und drehte flache Steine um. Unter einem Stein entdeckte er eine winzige Schlange, stieß aber schon bald auf fette weiße Maden, die den einheimischen Fischen sicher gut munden würden. Er befestigte die Beute an seinem Haken und balancierte vorsichtig über die Felsen. Neben einem tiefen Wasserloch ließ er sich nieder und warf die Angelschnur aus. Ansa versank in Tagträumen von Fyana, bis ihm etwas Ungewöhnliches an den Felsen auffiel, die ringsumher verstreut lagen. Sie sahen alle gleich aus, waren jedoch von unterschiedlicher Größe. Winzige Steinchen durchsetzten das einheitliche Grau. Es waren die künstlichen Steine, die Menschen in längst vergangener Zeit herstellten. Genau aus diesem Gestein erhielt sein Vater den kostbaren Stahl aus der Mine. Hier entdeckte Ansa keine Stahlstücke, sondern braune Streifen inmitten der grauen Steine. Also hatte es einst Stahl gegeben, aber er war in dem feuchten Klima verrostet, obwohl irgendwann einmal Menschen die riesigen Brocken zertrümmert hatten, um an das wertvolle Metall zu gelangen.
    Die Schnur in seiner Hand bewegte sich, und er zog. Der Fisch zappelte wie wild und glitt mit silbrig funkelnden Schuppen aus dem Wasser. Ansa packte ihn und schlug ihn gegen einen Felsen, ehe er den Haken herauszog und die Beute zurück ins Wasser warf. Er fragte sich, ob es in der Nähe noch weiteres stahlhaltiges Gestein gab. Was hatte sich an dieser Stelle vor vielen Jahrhunderten befunden? Die Zeit lag so lange zurück, dass nicht einmal mehr Überreste von Städten erhalten waren, und es gab nur wenige Kunstwerke der Ahnen, die an vergangenen Ruhm erinnerten. Wozu hatten die Steinmassen gedient? Hatte hier ein Bauwerk gestanden? Eine Brücke?
    Er wusste, dass an diesem Fluss weit im Norden, in dem Gebiet, das als Zone bezeichnet wurde, gewaltige Ruinen in einer tiefen Schlucht lagen. Legenden besagten, sie hätten einst eine riesige Mauer gebildet, die nur den Zweck hatte, das Wasser aufzustauen. Den Grund dafür wusste niemand. Ansa schüttelte den Kopf. Was für unnütze Gedanken! Sie lenkten ihn von der Gefahr ab, in die er sich begeben hatte.
    Er fing noch zwei Fische, die er ausnahm und zurück zur Insel trug. Dort suchte er Äste zusammen, zündete ein Feuer an und hängte die Beute an spitzen Zweigen über die Flammen. Die beiden Shasinn standen zwischen den Bäumen und rümpften bei dem Anblick die Nase. Ansa grinste, denn er wusste, dass sie Fisch verabscheuten.
    »Kommt und esst mit mir!« rief er. »Es reicht für uns alle!«
    »Das ist verboten«,

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