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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Atem schlich er zwischen den Wachen hindurch, die das Zelt der Königin umstanden. Sie stützten sich auf ihre Speere und wandten nicht einmal den Kopf. So langsam, dass er scheinbar kaum eine Bewegung ausführte, stemmte er die Arme auf den Boden und ließ sich immer tiefer sinken, bis er knapp einen Fingerbreit über der Erde schwebte. Mit Hilfe der Arm-, Schulter- und Rückenmuskeln, die unter der Anstrengung zitterten, glitt er voran. Die Füße bewegte er abwechselnd, und nur die Seiten der Sohlen berührten den Boden, um möglichst wenige Spuren zu hinterlassen. Er verursachte keinerlei Geräusche.
    Alle paar Fuß musste er sich flach auf die Erde legen, damit sich sein Atem beruhigte. Es bestand kein Grund zur Eile. Nach einer Weile wurden Stimmen am Zelteingang laut. Anscheinend verlangte jemand, eingelassen zu werden. Ansa vernahm lautes Flüstern, verstand aber kein Wort. Er musterte den Zeltrand, bis er einen dünnen Lichtstrahl bemerkte, wo die Plane nicht bis auf den Boden reichte. Eine gute Stelle, um zu lauschen. Vorsichtig kroch er weiter und zwang sich zur Ruhe. Es wäre entsetzlich dumm, jetzt zu versagen, da er sich dicht vor dem Ziel befand.
    Als er die Stelle erreichte, legte er sich flach auf den Boden und presste das Ohr an die winzige Lücke, aus der das Licht drang. Noch ehe er lag, hörte er Stimmen. Zuerst sprach Larissa.
    »… da du mich um diese Zeit aufsuchst, gehe ich davon aus, dass du mir etwas sagen willst, das nicht für die Ohren deiner Gefährten bestimmt ist.«
    »Es handelt sich um eine delikate Angelegenheit«, hörte er Floris antworten. Ansa beglückwünschte sich für die Richtigkeit seiner Vermutungen. Er war gespannt, wie Floris’ Verrat aussah.
    »Nenn es, wie du willst, aber verschwende keine Zeit. Ich bin müde.« Die Königin hatte die falsche Freundlichkeit abgelegt und verlangte ein Zeichen des guten Willens zwischen zwei Verschwörern.
    »Ich auch, Majestät. Die Verhandlungen sind für einen Mann meines Alters sehr anstrengend. Ist dir bekannt, dass König Ach’na nicht gesund ist?«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Larissa. Ansa war sicher, dass sie die Wahrheit sprach. »Sprich weiter.«
    »Vor einigen Tagen erkrankte der König nach einem Festmahl. Er brach in einem geheimen Gang zwischen dem Saal und seinen Gemächern zusammen. Deshalb breitete sich die Neuigkeit nur im Palast aus. Seit jener Nacht liegt er gelähmt in seinem Bett, kann nicht sprechen und sich nicht bewegen. Wahrscheinlich ist er bewusstlos.«
    »Und woher kommt diese Krankheit? Ich wusste gar nicht, dass er schon alt ist.«
    »Nein, das ist er auch nicht. Man vermutet eine Vergiftung.«
    Sie kam sofort auf den Punkt. »Wird er sich erholen?«
    »Das weiß ich nicht. Die besten Ärzte des Landes konnten ihm nicht helfen. Jetzt ist eine Dame aus der Schlucht bei ihm …«
    »Eine Schluchtlerin?« unterbrach ihn Larissa.
    »Ja. Sie traf vor wenigen Tagen in Begleitung des jungen Barbaren ein, der sich unserer Gruppe anschloss.«
    »Ich verstehe. Weiter!«
    »Ich sehe, dass dich diese Neuigkeiten interessieren, vielleicht sogar von großem Wert für dich sind?« Floris zögerte, zuviel zu verraten, wenn er keine Gegenleistung erhielt.
    »Interessant auf jeden Fall. Was den Wert angeht, kann ich nichts sagen, ehe ich alles gehört habe. Wie kommt es, dass die Schluchtlerin und der Prinz gerade dann in der Stadt auftauchten, als man sie unbedingt brauchte?«
    »Das weiß ich nicht. Sie kamen aus dem Norden, waren Gäste einer angesehen Dame und wurden von zwei hochrangigen Adligen des Hofes geprüft. Die Königin befahl, sie in den Palast bringen zu lassen. Die Schluchtlerin kennt sich gut mit Arzneien aus und versteht sehr viel von der Bekämpfung einiger Gifte. Bei unserer Abreise hatte sie aber nur herausgefunden, welcher Art das Gift war, das man dem König gab. Er lag noch immer im Sterben.«
    »Wieso reiste sie mit diesem Steppenbewohner?«
    »Scheinbar war es reiner Zufall. Er durchquerte ihr Land, und sie brauchte einen Begleiter. Er ist von guter Herkunft, soweit man das bei diesen Barbaren überhaupt …«
    »Ich bin mit Barbaren vertraut«, unterbrach sie ihn.
    »Natürlich, Majestät, ich wollte keinesfalls sagen …« Ansa hörte die Verlegenheit in seiner Stimme.
    »Schon gut. Also: König Ach’na war vor ein paar Tagen noch schwer krank. Trotz deiner eifrigen Beteuerungen vermag ich nicht zu glauben, dass du die Nachricht nur aus reiner Freundschaft zu mir überbringst.«
    »Nein.

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