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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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der Buckler trug, den sie als Packtier mit sich führte. »Der Krieger begleitet mich zu meinem Schutz.« Sie hatten diese Tarnung gewählt, da Medizinhändler häufig nach Gran zogen, und bei einer allein reisenden Frau war es verständlich, dass sie sich von einem Krieger begleiten ließ. Schluchtarzneien galten überall als begehrte Waren. Außerdem konnten sie vom Verkauf der Medizin ihren Lebensunterhalt bestreiten, während sie sich umhörten, um Neuigkeiten über Gasams Unternehmungen zu erfahren.
    »Sehr gut«, meinte der Beamte. »Wenn du bitte die Bündel öffnen würdest, damit ich den Inhalt notiere. Für Schluchtmedizin besteht kein Einfuhrzoll.«
    Sie legten die Bündel auf den Boden und zeigten dem Mann ihren Inhalt: Päckchen mit getrockneten Kräutern und Pulvern, Flaschen mit verschiedenen Flüssigkeiten, gebündelte Pflanzen, Blätter und Blüten. Der Beamte nickte mit wissender Miene, als wäre ihm völlig klar, wozu die einzelnen Dinge dienten.
    »Scheint alles seine Richtigkeit zu haben«, sagte er endlich. »Natürlich würde ich es merken, wenn ihr etwas Unrechtes vorhättet.« Er stellte zwei Passierscheine aus, mit eigenartiger violetter Tinte auf Papier aus feinen, gepressten Blättern. »Diese Dokumente müsst ihr jederzeit vorzeigen, wenn euch Beamte des Königs anhalten«, erklärte er. »Dort stehen eure Namen, eure Berufe und das Datum eurer Einreise.«
    Fyana studierte den Passierschein eindringlich. »Er ist kaum zu entziffern«, klagte sie. Das Blatt war recht dunkel, und die violette Tinte hob sich kaum vom Hintergrund ab.
    »Jeder Regierungsbeamte wird ihn ohne Schwierigkeiten lesen«, sagte der Mann und war sichtlich stolz, auf die Geheimnisse seiner Zunft hinzuweisen. »Außerdem kann kein Mensch die königliche Tinte fälschen.«
    Er wandte den Kopf und stieß einen leisen Pfiff aus. Ein kleines Tier schoss aus dem Zollhäuschen heraus, umkreiste ihn und rieb den Kopf an seinen Knöcheln. Es hatte kurze Beine, glänzendes Fell und einen buschigen Schwanz. Die lange schmale Schnauze krönte eine kreisrunde, unaufhörlich zuckende Nase. Der Beamte bückte sich und hielt der Kreatur einen der Scheine hin. Das kleine Wesen schnüffelte daran und begann zufrieden zu Schnurren.
    »Wäre der Pass gefälscht oder verändert worden, hätte er es sofort gemerkt. Aus diesem Grund rate ich euch, die Scheine gut einzupacken, damit sie nicht verschmutzen oder nass werden.« Er reichte ihnen die Ausweise. »Haltet euch an die Gesetze, benehmt euch anständig und versucht nicht, Kulte fremder Götter ins Land zu bringen.« Er hob warnend den Finger. »Wenn ihr euch daran haltet, wird euch ein angenehmer Aufenthalt in unserem Land gewiss sein.«
    Nachdem sie die Bündel verstaut hatten, zogen sie weiter und erreichten nach einer Weile ein Dorf, dessen Bewohner an Reisende gewöhnt waren und sie nicht weiter beachteten. Ansa fiel auf, dass ihre Hüte nicht ganz so hoch wie die Kopfbedeckung des Beamten waren, aber dennoch ausgesprochen bizarr wirkten.
    »Verläuft der Grenzübergang immer so?« erkundigte er sich bei Fyana.
    »Vermutlich ja. Obwohl es bedeutend unfreundlichere Beamte geben soll.«
    Sie ließen das Dorf und die Felder hinter sich und gelangten erneut in dichten Dschungel. Der Weg bestand nur aus festgestampfter Erde, war aber recht breit und gut zu erkennen. Von Zeit zu Zeit kamen sie an steinernen Säulen mit Schriftzeichen vorbei. In weniger regelmäßigen Abständen erblickten sie kleine Schreine mit Götterstatuen, wo sich Insekten um Schüsseln mit Essensresten scharten. Die Götter waren männlichen oder weiblichen Geschlechts und unterschieden sich im Aussehen und in ihren Attributen.
    Am Spätnachmittag stießen sie auf eine größere Reisegruppe, die gerade ein Nachtlager aufschlug. Offensichtlich diente der Ort häufig als Lagerplatz. Ein klarer Bach floss ganz in der Nähe, und kleine Steinwälle umgaben die Feuerstellen. Die Fremden bauten Zelte auf und entzündeten Lagerfeuer. Ein bärtiger Mann – offenbar kein Einheimischer – kam ihnen lächelnd entgegen.
    »Willkommen! Verbringt die Nacht mit uns, Freunde. Eine große Anzahl Reisender gewährt mehr Sicherheit, und außerdem wird es uns nicht langweilig.«
    »Sehr gerne«, entgegnete Fyana. Die Fremden sahen wie gewöhnliche Händler aus, denen sich auch ein paar Quacksalber zugesellt hatten.
    »Besteht Gefahr?« erkundigte sich Ansa. »Müssen sich deshalb größere Gruppen zusammenschließen?« Er saß ab und

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