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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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euch kennen zu lernen. Es sind so bedeutende Persönlichkeiten, dass ich ihnen unmöglich absagen konnte.«
    Entweder war das ein weiteres Beispiel dafür, wie schnell sich Neuigkeiten in dieser Stadt ausbreiteten, oder aber die Frau log. Ansa vermutete letzteres. Allerdings schien der Grund dafür in einem Widerwillen zu liegen, irgendetwas unverblümt zu sagen. Ob es sich dabei um eine Sitte der Adligen oder nur um eine Eigenschaft der Gastgeberin handelte, war ihm nicht klar. Auch wusste er nicht, was er sich unter einem Aquarium vorstellen sollte.
    Yasha führte sie in einen Raum, in dem es nicht unangenehm nach feuchtem Gestein und Wasserpflanzen roch. In der Mitte befand sich ein rundes Becken, in dem golden und silbern glänzende Fische schwammen. Als sie näher traten, schwärmten die Tiere mit weit aufgerissenen Mäulern zur anderen Seite des Bassins. Auf einem Podest stand eine Schüssel, aus der Yasha eine Handvoll grünlicher Brocken nahm und den Fischen hinwarf, die sich sofort auf ihr Futter stürzten. Noch einmal griff sie in die Schüssel und überschüttete die schuppigen Kreaturen mit Kosenamen.
    In Ansas Augen war es ein absurdes Spektakel. Aus Erfahrung wusste er, dass Fische sich bestens allein ernähren konnten, und er begriff nicht, weshalb man sie in ein auf einem Berg gelegenes Haus brachte, um sie dort zu füttern. Wahrlich unverständlich! Nach einer Weile fiel ihm auf, dass Fyana gebannt die Wände anstarrte. Er gesellte sich zu ihr und bemerkte mit großem Erstaunen, dass die Fenster den Blick auf Unterwasserszenen freigaben.
    In regelmäßigen Abständen waren glatte Glasscheiben in die Wände eingelassen worden, hinter denen sich verwirrend viele Fische unterschiedlichster Art tummelten. Eine unsichtbare Lichtquelle sorgte für sanfte Beleuchtung.
    »Das ist traumhaft schön!« rief Fyana, deren Zurückhaltung mädchenhafter Begeisterung wich. Gerade schwamm ein zierlicher Fisch vorüber, dessen handtellergroßer Körper von durchsichtigen Flossen eingerahmt wurde. Ihm folgte ein Tier, das in allen Farben des Regenbogens schillerte. Am Boden kroch eine Kreatur mit Fangarmen und Saugnäpfen, die alle paar Sekunden die Farbe wechselte.
    »Wie ist so etwas möglich?« fragte Ansa staunend.
    Yasha gefiel die offensichtliche Verblüffung ihrer Gäste. »Jede dieser Glasscheiben bildet die Seitenwand eines Beckens. Hinter den Wänden liegen schmale Räume, die das eigentliche Aquarium darstellen. Dieser Raum ist nur zur Besichtigung gedacht. Lampen in den kleinen Räumen sorgen für das Licht. Ich besitze Fische aus den verschiedensten Seen, Flüssen und Meeren. In manchen Becken ist Salzwasser, in anderen Süßwasser.« Sie führte die beiden von Fenster zu Fenster und wies sie auf besonders seltene oder schöne Fische hin. Dabei versicherte sie ihnen, dass ihr Aquarium keineswegs das größte der Stadt war. »Die königliche Sammlung enthält sogar Seedrachen und Riesenschildkröten.«
    Nachdem ihre Neugier gestillt war, ließen sie sich an einem mit Wein und Appetithappen gedeckten Tisch nieder. »Kein Fisch«, stellte Ansa belustigt fest.
    »Ich fände es seltsam, im Beisein meiner Lieblinge Fisch zu essen«, erklärte Yasha. »Ich weiß nicht genau, warum ich so fühle, denn sie fressen einander mit Begeisterung auf. Und einige würden uns fressen, wenn sie die Gelegenheit erhielten.«
    »Werte Dame«, meldete sich Fyana zu Wort, »ich hörte bereits von den Aquarien deines Landes, konnte mir bisher aber nichts darunter vorstellen. Ich habe auch von Menagerien gehört, wo es Tiere aus aller Herren Länder gibt. Was ich immer schon wissen wollte: Warum? Warum sammelt man Lebewesen?«
    »Eine schwierige Frage«, meinte Yasha. »Ich denke, ein gelangweilter Adliger hat damit angefangen, weil er nicht länger leblose Dinge um sich scharen wollte. Es ist nicht schwer, sich an Tieren zu ergötzen.«
    Ansa behielt seine Gedanken lieber für sich. Die Oberschicht dieses Landes war viel zu reich, gelangweilt und dekadent. Sie hatte keine Aufgaben und wandte sich unnatürlichen Dingen zu. Sein Vater hatte oft von solchen Menschen erzählt, die er verachtete. Ansa fragte sich, ob seine und Fyanas Anwesenheit ebenfalls nur der Befriedigung einer Laune diente und sie wie seltene Tiere aus einem fremden Land zur Schau gestellt wurden.
    Ein Sklave betrat den Raum und flüsterte Yasha etwas ins Ohr. »Entschuldigt mich einen Moment«, sagte sie und erhob sich. »Meine anderen Gäste sind ein wenig zu

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