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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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erwiderte Yasha. »Aber niemand würde es zugeben. Das gehört sich nicht.«
    »Die Krankheit der Person im Pal …« Jetzt musste Ansa sich zurückhalten, »… im Haus – handelt es sich um eine ernste Sache?«
    »O ja! Hier geht es nicht um Sitten, sondern um das Gesetz.«
    »Nun, morgen werden wir mehr wissen«, sagte Fyana.
    »Stimmt. Wenn dein Kriegergefährte uns einen Augenblick entschuldigt, meine Liebe, würde ich dich gerne in einer höchst privaten Angelegenheit sprechen.« Yasha kicherte verlegen. »Arme Hesta! Ihr Gesicht sprach Bände, als du ihr zur Schwangerschaft gratuliertest!«
    »Vielleicht hätte ich diskreter sein sollen«, meinte Fyana. »Bei meinem Volk ist es jedoch nicht …«
    »Ach, kümmere dich nicht darum. Ich werde diese entsetzte Miene nie vergessen! Jetzt begleite mich bitte.« Sie nahm Fyana bei der Hand und verließ den Raum.
    Ansa, der allein zurückblieb und sich langweilte, trat in den Garten hinaus. Erstaunt bemerkte er, dass zahlreiche Blumen und Ranken im Dunkeln leuchteten. Während der Reise durch den Dschungel waren ihm solche Pflanzen nicht begegnet, und so mussten sie genau wie die Fische aus einem fernen Land stammen. Der Duft der Nachtblüten war überwältigend, und er trat an die Balustrade, um ein wenig frischere Luft einzuatmen.
    Als er über die Türme und hohen Tempel hinwegblickte, spürte er deutlich, wie fremd ihm die Stadt war. Außer dem spärlichen Licht des Viertelmondes gab es keine Helligkeit. Die vereinzelten Lichter der Stadt leuchteten hinter bunten Glasfenstern auf. Er sehnte sich nach der heimatlichen Steppe, schüttelte das Gefühl aber rasch wieder ab. Er war ausgezogen, um fremde Länder und Städte kennen zu lernen.
    Ein Geräusch veranlasste ihn, sich umzudrehen, und er sah die beiden Frauen auf sich zukommen. Im gedämpften Licht der Gartenlaternen und leuchtenden Pflanzen war nicht viel zu erkennen, aber Yasha sah dennoch erleichtert aus.
    Nach einer ausgiebigen Verabschiedung schritten sie zum Tor hinab, wo ein Sklave mit den Cabos wartete. In der linken Hand hielt er einen langen Stab, an dessen Spitze zwei Laternen Haken hingen.
    Sie führten die Cabos zurück zum Gasthaus, während der Sklave vor ihnen hertrabte. Die Laternen schwangen hin und her und warfen unruhige Schatten. Die Cabos schliefen schon halb, hielten die Köpfe gesenkt und stießen leise Schnarchlaute aus.
    In ihrem Zimmer angekommen, unterhielten sich Ansa und Fyana über den ereignisreichen Abend.
    »Was meinst du, ist diese ganze Geheimniskrämerei so harmlos, wie Lady Yasha behauptet?« fragte Ansa seine Gefährtin.
    »Ich glaube ihr. Das heißt aber nicht, dass es keine verwirrenden Machtspiele gibt. Ich hörte, dass an allen Königshöfen Intrigen eine große Rolle spielen.«
    »Wir müssen auf der Hut sein.«
    Fyana gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Ich hätte nie zu hoffen gewagt, so schnell in den Palast zu gelangen. Dafür bin ich überaus dankbar.«
    »Was wollte Yasha von dir?«
    Sie lächelte schläfrig. »Frauensache. Sei nicht so neugierig.«
    Ansa ging in sein Schlafgemach und warf sich auf das Bett. Wenn er an den nächsten Tag dachte, befielen ihn gleichzeitig Aufregung und Besorgnis.

 
KAPITEL ELF
     
    D ie Hosen und Umhänge der Späher waren nach tagelangen harten Ritten über und über mit Lehm bespritzt. Sie standen vor dem Thron des Königs, um Bericht zu erstatten. Larissa saß neben ihrem Gemahl und spielte mit dem kleinen Speer. Trotz ihrer scheinbaren Geistesabwesenheit richtete sich ihr scharfer Blick sofort auf den Sprecher, wenn er etwas Wichtiges von sich gab.
    »Einen Tagesritt vor der Grenze Grans stießen wir auf eine starke Truppe Berittener, mein König«, erzählte der Hauptmann der Späher. »Unser Führer erklärte, sie trügen die Kleidung der Gran. Als wir uns näherten, machten sie kehrt. Sie flohen nicht vor uns, denn es waren mindestens hundert Reiter. Wir waren weniger als Zwölf, und so setzten wir ihnen nicht nach.«
    »Was hat das zu bedeuten, Gebieter?« erkundigte sich Larissa.
    »Kundschafter«, erklärte Gasam. »Entweder schickt sie der König von Gran oder der Kommandant einer Grenzfeste, um den Gerüchten nachzugehen. Seit Wochen strömen Flüchtlinge ins Nachbarland. Selbst die einfältigen Herrscher Grans müssen inzwischen wach geworden sein.«
    »Glaubst du, sie schicken ein Heer, um Huato zu befreien?« fragte sie beunruhigt. Das würde ihre Pläne gefährden. Als sie Gasam ihr Vorhaben mitteilte, hatte er

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