Brüder im Kosmos
zwei Karren über die Rampe in den Laderaum fahren. Bennett zog die Rampe ein und schloß die Luken. In Spences Kopf brüllten Stimmen von dienstlicher Disziplin, Vernunft und Sicherheit. Andere Stimmen mahnten, er solle dieses einemal ein Mensch sein und nicht nur eine seelenlose Maschine. Er blickte flehend zu Bennett, als ob der Geräteoffizier ihm die Entscheidung abnehmen könnte, aber Bennett wich dem Blick aus.
Nach scheinbar endloser Zeit kam Harrisons winzige Gestalt aus dem Förderschacht und rannte auf das Schiff zu.
Am linken Arm, vom Handgelenk bis zum Ellbogen, trug er einen schönen, schimmernden Pelzmuff.
Als Harrison schnaufend durch die Schleusenkammer passierte, rollte das Schiff bereits an. Er hatte noch Zeit, zu seinem Platz zu springen, sich anzuschnallen und seine Last sanft auf seinen Schoß zu betten, bevor die Beschleunigung mit voller Kraft einsetzte und er sich nicht mehr bewegen konnte.
»Zwei Minuten und fünfzehn Sekunden Verspätung«, flüsterte Spence, mehr zu seinem Schiff und sich selbst als zu den beiden Männern. »Nun komm schon. Mach schon.« Es klang wie eine Beschwörungsformel.
Allmählich wurde die Atmosphäre um das Schiff dünner. Die riesige, fleckige Sonne, deren Korona deutlich sichtbar war, glühte drohend durch das Steuerbordfenster. Der Himmel war schwarz. Sie waren im Raum.
Zwölf Minuten später verglühte der Kriecherplanet in der Hitzestrahlung seiner sich explosionsartig aufblähenden Sonne.
Harrison hob das pelzige Bündel und schüttelte es in der Luft. »Ein Junges«, sagte er. »Ich fand es mit seiner Mutter in der Höhle. Niedlich, nicht?«
»Niedlich!« sagte Bennett angewidert.
»Tun Sie es lieber zu den anderen«, sagte Spence. »Unsere Luft bekommt ihm nicht.«
Er war zufrieden mit Harrison. Der Mann war aus dem richtigen Holz geschnitzt. Sie hatten ein paar Kriecher töten müssen, und das war unvermeidlich gewesen, aber Harrison hatte persönlich eins von ihren Jungen samt der Mutter retten können, und das war mehr als ein Ausgleich. Spence wußte, daß der Waffenoffizier nicht mehr an ein Ausscheiden dachte. Wahrscheinlich fühlte er sich jetzt beglückt und befriedigt.
Als er neu im Dienst gewesen war, hatte Spence manchmal ähnliche Gefühle gehabt, erinnerte er sich, und etwas davon war auch jetzt in ihm. In Augenblicken wie diesem war er stolz, einer Organisation anzugehören, deren Aufgabe darin bestand, allen intelligenten Rassen des bekannten Universums Beistand zu leisten. Wir sind einfach ein Schwarm von raumfahrenden Schutzengeln, dachte er ein wenig zynisch. Wir brauchen nur noch Heiligenscheine … Er wurde aus seinen selbstzufriedenen Betrachtungen in die Ernüchterung gerissen, als er Bennett sagen hörte: »Wissen Sie, ich möchte nicht den Job haben, den Kriechern alles dies zu erklären, wenn sie auf ihrem neuen Planeten aufwachen. Nicht um alles in der Welt möchte ich Telepath sein; das wäre mir viel zu gefährlich …«
Zeigt ein Stern die für einen bevorstehenden Novaausbruch charakteristischen Merkmale, so ist sofort festzustellen, ob einer seiner Planeten intelligentes Leben beherbergt. Trifft dies zu, so versammelt das Korps eine ausreichende Zahl von Transporteinheiten und leitet die Evakuierung der bedrohten Bevölkerung ein, nachdem diese von Beauftragten des Kommunikationsdepartements über die drohende Gefahr informiert worden ist.
Sollten zur Zeit der Evakuierung keine geeigneten Telepathen verfügbar sein und keine anderen Möglichkeiten zur Kommunikation bestehen, so ist die Bevölkerung notfalls gewaltsam zu evakuieren und auf den vom Departement für Kolonisierung zugewiesen Planeten zu verbringen, wo sie nach der Wiederbelebung über die Situation aufgeklärt wird.
Aus dem »Handbuch des galaktischen Korps«,
Abschnitt »Sonderaufgaben«.
DER KRIEGER
1.
Von seiner Position sechs Schritte vor der Front der Männer, die in Dreierreihen hinter ihm angetreten waren, beobachtete Dermod aus den Augenwinkeln die langsame Annäherung des geschlossenen Wagens. Gelenkt von einem gelangweilt aussehenden Mann in der dunkelgrünen Uniform der Wache, enthielt er zwei große, raupenähnliche Lebensfonnen: die warmblütigen, Sauerstoff atmenden, vielfüßigen und pelzigen Wesen, die den Planeten Kelgia bevölkerten. Weil sie keine zusätzliche Bekleidung benötigten, trugen sie ihre Rangabzeichen in Form von farbigen Flecken auf ihren glatten, silbergrauen Pelzen.
Dies also, dachte
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