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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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ihn nicht kaufen können. Und aus Liebe zum Herzog kommt er auch nicht zu Ihnen. Er ist nicht an Faktionen interessiert.«
    »Woran dann? Sagen Sie es mir, ich kann alles arrangieren. Was für Schwächen hat er, nur das will ich von Ihnen wissen. Was für Laster?«
    »Er hat keine Schwächen, soweit ich das beurteilen kann. Und Laster hat er mit Sicherheit keine.«
    Laclos war perplex. »Aber jeder hat doch irgendwelche Laster.«
    »In Ihrem Roman vielleicht.«
    »Das schlägt alle Romane«, sagte Laclos. »Wollen Sie mir erzählen, dass der Mann kein Geld braucht? Keinen Posten? Keine Frau?«
    »Über seine Finanzen weiß ich nichts. Wenn er eine Frau bräuchte, wüsste er sich im Zweifel selbst eine zu verschaffen.«
    »Oder ist er – Sie kennen sich ja schon sehr lange, nicht wahr? – ist er möglicherweise andersherum veranlagt?«
    »O nein, Gott bewahre.« Camille stellte seine Tasse hin. »Ganz sicher nicht.«
    »Ja, ich gebe zu, es scheint schwer vorstellbar.« Laclos runzelte die Stirn. Er war gut darin, sich vorzustellen, was in anderer Leute Betten vor sich ging; das gehörte zu seinem Handwerkszeug. Aber den Abgeordneten aus Artois umgab eine merkwürdige Unschuld; Laclos konnte sich nur vorstellen, dass er sein Bett zum Schlafen benutzte. »Lassen wir das vorerst«, sagte er. »So viel der Mühen rechtfertigt M. Robespierre denn doch nicht. Wie steht es mit diesem Metzger, Legendre? Es gibt nichts, was er nicht zu sagen bereit wäre, höre ich, und er hat eine Mordslunge.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass er das Format für den Herzog hat. Orléans muss ziemlich desperat sein.«
    Laclos sah das leere, chronisch abgelenkte Gesicht des Herzogs vor sich. »Wir leben in desperaten Zeiten«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Wenn Sie jemanden aus dem Cordeliers-Distrikt suchen, wüsste ich einen viel besseren Mann als Legendre. Einen Mann, der Übung im Reden hat.«
    »Sie meinen Georges d’Anton. Ja, ich habe ihn in meinen Akten. Er ist der königliche Rat, der letztes Jahr ein Amt unter Barentin abgelehnt hat. Seltsam, dass Sie mir jemanden empfehlen, der sich Barentin empfiehlt. Er hat etwas später noch ein weiteres Angebot abgelehnt – hat er Ihnen das gar nicht erzählt? Sie sollten allwissend sein, wie ich. Und – was gibt es über ihn zu sagen?«
    »Er kennt in dem Distrikt jeden. Er ist extrem eloquent, er hat eine sehr durchsetzungsfähige Persönlichkeit. Seine Ansichten sind – gemäßigt. Sie könnten sich in die richtigen Bahnen lenken lassen.«
    Laclos blickte auf. »Eine sehr hohe Meinung, die Sie da von ihm haben.«
    Camille errötete, als hätte man ihn bei einem Betrugsversuch ertappt. Laclos betrachtete ihn aus wissenden blauen Augen, den Kopf schräggelegt. »Doch, ich erinnere mich an d’Anton. So ein Großer, Ungeschlachter. Eine Art Mirabeau für Arme, nicht wahr? Wirklich, Camille, warum haben Sie einen so eigentümlichen Geschmack?«
    »Ich kann nicht alle Ihre Fragen gleichzeitig beantworten, Laclos. Maître d’Anton hat Schulden.«
    Laclos lächelte, ein kurzes, befriedigtes Lächeln, als fiele eine Last von ihm ab. Es war einer seiner Erfahrungssätze, dass ein verschuldeter Mann sich durch relativ kleine Beträge verführen ließ, während ein Mensch ohne Geldsorgen mit Summen gelockt werden musste, die die Schleusen seiner Habgier öffneten. Die Kasse des Herzogs war gut gefüllt, erst kürzlich hatte er von dem preußischen Botschafter, dessen König immer dazu aufgelegt war, am Thron eines französischen Monarchen zu rütteln, einen Beweis seiner Gewogenheit erhalten. Dennoch, unerschöpflich waren auch seine Mittel nicht; Laclos fand Vergnügen daran, sparsam zu wirtschaften. Er ließ verhaltenes Interesse an d’Anton durchklingen. »Wie viel würde seine Gunst kosten?«
    »Ich verhandle für Sie«, erbot sich Camille eifrig. »Die meisten Leute würden eine Provision wollen, aber zum Zeichen meiner Hochachtung vor dem Herzog wäre ich in diesem Fall bereit, darauf zu verzichten.«
    »Sie sind sehr von sich überzeugt«, sagte Laclos verärgert. »Ich zahle keinen Sou, solange ich nicht weiß, dass der Mann kein Risiko darstellt.«
    »Aber bestechlich sind wir doch alle, oder? Das haben Sie selbst gesagt. Hören Sie, Laclos, handeln Sie jetzt, bevor Ihnen das Heft aus der Hand genommen wird. Wenn der Hof zur Vernunft kommt und zahlt, werden Ihre Freunde scharenweise von Ihnen abfallen.«
    »Man könnte fast den Eindruck gewinnen«, bemerkte Laclos, »dass auch Sie

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