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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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sich Fabre.
    »Oh, das sind alles Picarden.« Fréron tastete nach der kleinen Pistole in seiner Rocktasche. »Sag ihnen, Paris braucht sie. Sag ihnen, sie sollen auf die Straße gehen.«
    »Trotzdem verblüfft mich Antoine«, sagte Camille. »Während ihr dasitzt und nach guter alter Tradition die Ausschreitungen beklagt, ist ihm das Blut dieser Händler –«
    »Genau das, was es dir auch ist, Camille«, unterbrach ihn Fabre. »Milch und Honig. Der Juli wird das Paradies für euch.«

7. Blutiger Ernst
    (1789)
    3.  JULI 1789: De Launay, Kommandant der Bastille, an Monsieur de Villedeuil, Staatssekretär:
     
Ich habe die Ehre, Eurer Exzellenz mitzuteilen, dass wir das Privileg, sich auf den Türmen zu ergehen, welchselbiges Sie die Güte hatten, dem Marquis de Sade zuzugestehen, umständehalber bis auf Weiteres aussetzen mussten; woraufhin der Marquis am gestrigen Mittag an sein Fenster trat und aus voller Kehle, sodass die Vorübergehenden und alle im Umkreis es hören konnten, schrie, er werde ermordet, sämtliche Gefangenen in der Bastille würden dahingemetzelt, die Menschen sollten herbeikommen und ihnen helfen … Ihm Zutritt zu den Türmen zu gestatten, ist unmöglich, da die Kanonen geladen sind und es zu gefährlich wäre. Die gesamte Belegschaft wäre Ihnen hochverbunden, wenn Sie ihrer Bitte stattgeben und den Marquis de Sade umgehend verlegen lassen könnten.
    (gezeichnet) De Launay
     
P.S. Er droht damit, wieder zu schreien.
    In der ersten Juliwoche ging Laclos auf Beute aus. Auf seiner Gehaltsliste fehlten inzwischen nur noch einige wenige Namen.
    Just an dem Tag, als er Camille Desmoulins im Palais Royal gehört hatte, war ein Exemplar seines unveröffentlichten, nur handschriftlich zirkulierenden Pamphlets in die Hände des Herzogs gelangt. Der Herzog erklärte, so ein Gekrakel könne kein Mensch lesen, sagte aber: »Dieser Mann – der Kerl, der das geschrieben hat – den könnte man doch vielleicht brauchen, eh?«
    »Ich kenne ihn«, sagte Laclos.
    »Gut. Bestens. Besuchen Sie ihn doch mal wieder, ja?«
    Laclos fragte sich, wie der Herzog dazu kam, Desmoulins für einen alten Freund von ihm zu halten.
    Im Café du Foy saß Fabre d’Églantine und las aus seinem jüngsten Werk. Es klang nicht sehr vielversprechend. Wird bald Geld brauchen, vermerkte Laclos. Er hielt wenig von Fabre – aber gut, dachte er, für manche Aufgaben ist ein Idiot genau der Richtige.
    Camille trat unauffällig zu ihm und ließ sich von ihm beiseitenehmen. »Und – wird es der 12.?«, fragte er.
    Laclos war entsetzt über so viel Direktheit. Sah er denn nicht die unendliche Geduld, die unendliche Komplexität ihrer …? »Der 12. ist nicht machbar, wir planen jetzt für den 15.«
    »Mirabeau sagt, bis zum 13. sind die deutschen und Schweizer Truppen hier.«
    »Das Risiko müssen wir eingehen. Mir macht eher die Verständigung Sorgen. Die gesamte Bevölkerung eines Distrikts könnte abgeschlachtet werden, und eine halbe Meile weiter würde niemand etwas davon mitbekommen.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Angeblich soll ja eine Bürgerwehr gebildet werden.«
    »Mirabeau sagt, die Ladenbesitzer sorgen sich mehr wegen der Briganten als wegen der Truppen, deshalb wollen sie die Bürgerwehr.«
    »Würden Sie wohl aufhören«, sagte Laclos verdrossen, »mir Mirabeaus Ansichten vorzubeten? Ich brauche sie nicht aus zweiter Hand, wenn er mir in der Versammlung tagtäglich die Ohren damit vollschreit. Sie sind immer gleich so fixiert auf die Leute, das ist das Problem bei Ihnen.«
    Laclos kannte ihn jetzt erst seit ein paar Wochen, aber auch er redete schon von dem »Problem bei Ihnen«. Sollte das nie aufhören? »Sie sind ja nur wütend«, sagte Camille, »weil Sie Mirabeau nicht für den Herzog kaufen konnten.«
    »Oh, wir werden uns schon noch auf einen Preis einigen. Wie dem auch sei, es heißt, dass Lafayette – Potaufeu à la Washington, wie Sie ihn so treffend nennen – dieser Bürgerwehr vorstehen soll. Ihnen ist klar, dass wir das nicht zulassen dürfen.«
    »Natürlich. Lafayette ist so reich, dass er den Herzog kaufen könnte.«
    »Das braucht Sie nicht zu kümmern«, sagte Laclos kalt. »Erzählen Sie mir lieber etwas über Robespierre.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Camille.
    »Oh, in der Versammlung ist er aber durchaus von Nutzen. Gut, noch fehlt ihm der rednerische Schliff. Die Leute lachen über ihn, aber er lernt dazu, er lernt dazu.«
    »Ich sage nicht, dass er nicht von Nutzen ist. Aber Sie werden

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