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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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ich einmal mit der belesensten Kupplerin in ganz Europa verheiratet sein würde?«
    »Apropos, Camille«, sagte Laclos, »Agnès de Buffon war völlig hingerissen von Ihrem neuesten Pamphlet. Diese Prosa! Sie hält sich für eine Expertin. Wir müssen Sie mit ihr bekannt machen.«
    »Und mit Grace Elliot«, sagte de Sillery. Er und Laclos lachten.
    »Sie werden ihn bei lebendigem Leib auffressen«, sagte Laclos.
    Als es dämmerte, öffnete Laclos ein Fenster, lehnte seinen eleganten Oberkörper hinaus über die Stadt und atmete in tiefen Zügen die Luft des Königs. »Niemand in ganz Versailles«, verkündete er, »ist so betrunken wie wir. Lasst euch gesagt sein, meine Mitstreiter, für jeden kommt einmal der Tag, und bald, sehr bald kommt er auch für Philippe – August – September – Oktober …«
    Im September erschien Camilles neues Pamphlet. Es trug den Titel »Rede der Laterne an die Pariser« und hatte folgendes Motto aus dem Matthäusevangelium: »Qui male agit odit lucem.« Vom Autor frei übersetzt: Die Schurken zittern vor der Laterne. Die Eisenstrebe auf der Place de Grève bekundete darin ihre Bereitschaft, weitere Lasten zu tragen. Sie schlug Namen vor. Der Verfasser nannte den seinen nicht; er unterschrieb mit »Generalstaatsanwalt der Laterne«.
    In Versailles überflog Marie Antoinette nur die ersten zwei Seiten. »Wenn es mit rechten Dingen zuginge«, sagte sie zu Louis, »würde dieser Mensch für lange Zeit ins Gefängnis gesteckt.«
    Der König las in einem Geografiebuch. Er blickte kurz auf. »Dann sollten wir vielleicht mit Lafayette sprechen.«
    »Sind Sie nicht mehr ganz dicht?«, fragte seine Frau ihn eisig; sie hatten in diesen Krisenzeiten einen recht normalen Umgangston entwickelt. »Der Marquis ist unser Erzfeind. Er bezahlt Kreaturen wie diese dafür, uns zu verleumden.«
    »Der Herzog auch«, sagte der König leise. Er brachte es nur schwer über sich, Philippes Namen auszusprechen. »Unser roter Vetter«, nannte ihn die Königin. »Welcher von beiden ist gefährlicher?«
    Sie dachten nach. Die Königin war für Lafayette.
    Lafayette las das Pamphlet und summte tonlos in sich hinein. Er legte es Bürgermeister Bailly vor. »Zu gefährlich«, sagte der Bürgermeister.
    »Ganz meine Meinung.«
    »Ich meinte, ihn festzunehmen wäre zu gefährlich. Der Cordelier-Distrikt, Sie wissen ja. Er wohnt jetzt dort.«
    »Bei allem Respekt, M. Bailly, dieses Geschreibsel ist Hochverrat.«
    »Auch nicht schlimmer, General, als dieser offene Brief des Marquis de Saint-Huruge letzten Monat, in dem er mir mit dem Tod drohte, falls ich nicht gegen das königliche Vetorecht stimme. Und als wir den Mann festgenommen haben, machten die Cordeliers einen solchen Aufstand, dass wir ihn wieder laufen lassen mussten. Es schmeckt mir nicht, aber was soll ich machen? Das ganze Viertel scheint auf Streit aus. Kennen Sie diesen Danton, den Präsidenten der Cordeliers?«
    »Ja«, sagte Lafayette. »Allerdings kenne ich ihn.«
    Bailly schüttelte den Kopf. »Wir müssen Vorsicht walten lassen. Noch mehr Aufruhr können wir nicht verkraften. Wir dürfen keine Märtyrer schaffen.«
    »Ja, leider Gottes«, sagte Lafayette, »da ist wohl etwas daran. Wenn all die Leute, die Desmoulins aufzählt, morgen aufgeknüpft würden, wäre das wohl kaum ein Blutbad unter Unschuldigen. Also unternehmen wir nichts. Aber damit wird unsere Lage unhaltbar, weil wir uns nachsagen lassen müssen, dass wir der Herrschaft des Mobs Vorschub leisten.«
    »Was möchten Sie also machen?«
    »Oh, ich möchte …« Lafayette schloss die Augen. »Ich möchte drei, vier kräftige Kerle über den Fluss schicken, die den Herrn Generalstaatsanwalt in einen kleinen roten Fleck an der Wand verwandeln.«
    »Mein lieber Marquis!«
    »Sie wissen, dass ich es nicht so meine«, sagte Lafayette bedauernd. »Aber manchmal wünschte ich, ich wäre nicht gar so ehrenwert. Ich frage mich oft, wie weit wir mit zivilisierten Methoden kommen werden, bei dieser Meute.«
    »Sie sind der ehrenwerteste Mann in ganz Frankreich«, sagte der Bürgermeister hölzern. »Das ist allgemein bekannt.« Universell, hätte er gesagt, wenn er kein Astronom gewesen wäre.
    »Was glauben Sie, warum machen uns die Cordeliers solche Schwierigkeiten?«, fragte Lafayette. »Da ist Danton, und dann dieser Abschaum Marat, und dieses Subjekt …« Er zeigte auf das Pamphlet. »Wenn dieses Subjekt in Versailles ist, wohnt es übrigens bei Mirabeau, was doch einiges über Mirabeau

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