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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Zweck zu betrachten hatten: Wie konnte man das, wenn jemand so nett zu einem gewesen war? Jedes Mal, wenn ihm einer dieser Cordeliers-Stoffel durch die Wohnung trampelte und durch alle Räume plärrte, musste er an Philippes Hochzeitsgeschenk mit den zwölf Zimmern denken. Er hätte heulen mögen.
    »Setz dich, Camille«, sagte Danton.
    »Bleiben Sie nur«, sagte Laclos, »aber halten Sie dicht, oder ich bring Sie um.«
    »Ich glaub’s Ihnen gern«, sagte Danton. »Also, fahren Sie fort.«
    »Meine Auslassungen gliedern sich in drei Teile. Erstens, Philippe ist ein spatzenhirniger, vertrottelter Feigling. Zweitens, Félicité ist eine grindige, grätzige, brechreizerzeugende Schlampe.«
    »Aha«, sagte Danton. »Und Teil drei Ihrer Auslassungen?«
    »Ein Coup d’état«, sagte Laclos. Er sah Danton an, ohne den Kopf zu heben.
    »Na, na. Bleiben wir auf dem Boden.«
    »Wir müssen Philippe das Messer auf die Brust setzen. Ihm klarmachen, was seine Pflicht ist. Ihn in eine Positon bringen, in der …« Laclos’ Rechte vollführte schlaffe Hackbewegungen.
    Danton stellte sich vor ihn hin. »Was genau schwebt Ihnen vor?«
    »Die Versammlung wird beraten und beschließen, Louis wieder auf den Thron zu setzen. Weil sie ihn für ihre hübsche kleine Verfassung brauchen. Weil sie Königstreue sind, Danton, weil dieser Blödling Barnave bestochen ist. Alliteration.« Er hickste. »Wenn nicht vorher schon, dann spätestens jetzt, nach seiner Kutschfahrt Knie an Knie mit der Habsburger Hure. Ich sage Ihnen, sie sind längst dabei, die lachhaftesten Geschichten zu spinnen. Haben Sie Lafayettes Bekanntmachung nicht gesehen? ›Die Feinde der Revolution haben den König in ihre Gewalt gebracht.‹ Sie reden von Entführung « – er drosch mit dem Handballen auf die Armlehne – »sie behaupten, dieser fette Vollidiot sei gegen seinen Willen zur Grenze verschleppt worden. Sie werden alles tun, alles, um ihr Gesicht zu wahren. Also Hand aufs Herz, Danton, wenn dem Volk derartige Lügen verkauft werden, wird es dann nicht Zeit, etwas Blut zu vergießen?«
    Laclos schaute jetzt auf seine Füße. Er klang nüchtern, dozierend. »Die Versammlung sollte, nein, sie muss vom Willen des Volkes geleitet werden. Das Volk wird Louis nie verzeihen, dass er es im Stich gelassen hat. Ergo dignum et iustum est, aequum et salutare, dass die Manege das tut, was wir ihr sagen. Darum werden wir eine Petition einreichen. Irgendein Lohnschreiber kann sie aufsetzen, Brissot vielleicht. Sie wird Louis’ Entthronung fordern. Die Cordeliers werden sie einbringen. Eventuell lassen sich die Jakobiner dazu überreden, sie mitzuunterzeichnen, denkbar wäre es. Am 17. Juli kommt ganz Paris auf dem Marsfeld zusammen und feiert die Erstürmung der Bastille. Wir legen unsere Petition zur Unterschrift aus, Tausende und Abertausende von Namen. Wir ziehen damit zur Versammlung. Wenn ihr dort nicht entsprochen wird, dringt das Volk in die Manege ein, um Seinen Geheiligten Willen durchzusetzen, et cetera. Die dahinterstehende Doktrin können wir später noch ausarbeiten.«
    »Wir sollen also mit Waffengewalt gegen die Versammlung vorgehen?«
    »Ja.«
    »Gegen unsere Abgeordneten?«
    »Abgeordnete, dass ich nicht lache.«
    »Und dabei Blutvergießen in Kauf nehmen?«
    »Verdammt«, sagte Laclos. Röte übergoss sein feinknochiges Gesicht. »Haben wir diesen weiten Weg zurückgelegt, nur um jetzt klein beizugeben und zu winselnden Humanitaristen zu werden – jetzt, wo das Ziel zum Greifen nah ist?« Er spreizte die Finger, die Handfläche nach oben gewendet. »Meinen Sie, es kann eine Revolution ohne Blut geben?«
    »Das habe ich nie behauptet.«
    »Sehen Sie. Nicht einmal Robespierre glaubt das.«
    »Ich wollte nur sichergehen, dass wir uns richtig verstehen.«
    »Ah.«
    »Und dann, wenn es uns gelungen ist, Louis abzusetzen?«
    »Dann, Danton, teilen wir die Beute auf.«
    »Und teilen wir sie mit Philippe?«
    »Gut, er hat den Thron einmal abgelehnt. Aber er wird sich über seine Pflicht klar werden, und wenn ich Félicité dazu eigenhändig erdrosseln muss – was ich mit Wonne täte, glauben Sie mir. Wir regieren zusammen, Danton, Sie und ich. Wir machen Robespierre zum Finanzminister, er soll ehrlich sein, heißt es. Wir repatriieren Marat, sodass seine Flöhe die Schweizer beißen. Wir –«
    »Laclos, jetzt im Ernst.«
    »Oh, ich weiß.« Laclos kam schwankend auf die Füße. »Ich weiß, was ihr vorhabt. Einen Monat nach der Thronbesteigung Philippes des

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