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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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war.
    Camille Desmoulins, Révolutions de France, Nr. 83
Als Louis XVI in seine Gemächer in den Tuilerien zurückkam, warf er sich in einen Armsessel und sprach: »Teuflisch heiß heute.« Und dann: »Was für eine ver---- Reise! Trotzdem, nach so etwas stand mir schon lange der Sinn.« Darauf, mit einem Blick auf die umstehenden Schildwachen: »Es war eine Dummheit, das geb ich gern zu. Aber darf ich nicht töricht sein wie andere Leute auch? Lauft, bringt mir ein Hühnchen!« Ein Kammerdiener kam herein. »Ah, da bist du«, sagte er, »und hier bin ich.« Man brachte das Hühnchen, und Louis XVI aß und trank mit einem Appetit, der dem König der Schlaraffen Ehre gemacht hätte.
    Und Héberts neue Meinung zum Thema Königtum:
Wir stecken dich ins Charenton und deine Hure ins Hôpital.
Wenn ihr dann endlich eingemauert seid, ihr beide, und keine Zivilliste mehr habt, soll man mich mit der Axt totschlagen, wenn ich euch da wieder rauslass.
    Père Duchesne, Nr. 61
    Danton in seinem Sessel saß so, dass er Louise Robert im Blick hatte, die auf ihn einredete; sie verbiss sich nur mit knapper Not das Weinen. Ihr Mann war verhaftet und eingesperrt worden. »Verlangen Sie seine Freilassung«, beschwor sie Danton. »Erzwingen Sie sie.«
    Er sprach quer durchs Zimmer mit ihr. »Nicht mehr viel übrig von der großen, vorlauten Republikanerin, wie?«
    Ihr Blick war so feindselig, dass es ihn überraschte. »Lassen Sie mich überlegen«, sagte er. »Lassen Sie mich überlegen.«
    Durch halb geschlossene Lider sah er durch den Raum. Lucile saß da und spielte an ihrem Ehering herum, ihr kindliches Gesicht angespannt. Er dachte jetzt ständig an sie; ihr Gesicht war das Erste, das er wahrnahm, wenn er ein Zimmer betrat. Zwischendurch machte er sich Vorwürfe deswegen, nannte es schamlos illoyal gegen die Mutter seiner Kinder.
    ( FRÉRON : Ich liebe sie seit vielen Jahren.
    DANTON : Unsinn.
    FRÉRON : Das sagst du so leicht. Was weißt du schon?
    DANTON : Ich weiß, was für ein Mensch du bist.
    FRÉRON : Aber du hast doch selbst ein Auge auf sie geworfen. Zumindest zerreißen sich alle die Mäuler darüber.
    DANTON : Ich komme ihr wenigstens nicht mit Liebesbeteuerungen. Bei mir geht es um etwas sehr viel Primitiveres. Vielleicht bin ich auch einfach nur ehrlicher als du.
    FRÉRON : Wenn du könntest, würdest du dann …?
    DANTON : Natürlich.
    FRÉRON : Aber Camille?
    DANTON : Mit Camille würde ich schon fertig. Man muss sich die Dinge zu verschaffen wissen, die man haben will.
    FRÉRON : Ich weiß.)
    Fréron beobachtete ihn jetzt – versuchte in seinem Gesicht zu lesen, seine Schlüsse zu ziehen. Es ist schiefgelaufen, dachte er. Im Rathaus haben sie von unseren Plänen Wind bekommen; Félicité, die das Gras wachsen hört, hat Lafayette gewarnt; Lafayette lässt um die Tuilerien Truppen aufmarschieren; dieser kreuzbrave blonde Dummbeutel hat nach wie vor die Leute, die Waffen, sprich, die Oberhand. Er hat die Manege abriegeln lassen, um die Deputierten vor Übergriffen zu schützen; er hat die Sturmglocke geläutet, Ausgangssperre verhängt. Die Jakobiner, moderate Hasenfüße, die sie sind, verweigern ihre Unterstützung … Fréron hätte die ganze Sache am liebsten abgeblasen, weshalb er sagte: »Danton, ich glaube, jetzt können wir nicht mehr zurück.«
    »Hast du solche Angst vor deiner eigenen Courage, Karnickel, dass du dich immer wieder neu überzeugen musst?« Alle im Zimmer wandten beim Klang der Stimme den Kopf, strafften die Schultern, rutschten herum. »Camille, geh zurück zu den Jakobinern.«
    »Die wollen nicht zuhören«, sagte Camille. »Sie sagen, das Gesetz erlaubt es ihnen nicht, so einen Antrag zu unterstützen; sie sagen, die Absetzung des Königs ist allein Sache der Nationalversammlung. Was hilft’s also? Robespierre hat den Vorsitz, aber der Club wimmelt von Lafayette-Anhängern, da sind ihm die Hände gebunden. Selbst wenn er uns unterstützen wollte, was alles andere als …« Er brach ab. »Robespierre will auf dem Boden des Gesetzes bleiben.«
    »Und ich lege keinen gesteigerten Wert darauf, es zu brechen«, sagte Danton. Zwei Tage hitzigen Debattierens hatten zu keinem Ergebnis geführt. Die Petition war zwischen der Versammlung, den Jakobinern und den Cordeliers hin und her getragen worden, sie war gedruckt worden, ergänzt (zum Teil unter der Hand), wieder neu gedruckt … Jetzt warteten sie, die drei Frauen, Fréron, Fabre, Legendre, Camille. Wie hatte Mirabeau damals im Rathaus

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