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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Militärkapelle?«
    »Wir haben Verbindungen.«
    »Die haben wir, aber«, fragte Camille in gespielter Bitterkeit, »wo ist Grace Elliot, wenn man sie braucht?«
    »Wir müssen nicht unter eigenem Namen reisen. Ich habe bereits Papiere, ich kann dir auch welche besorgen. Wir geben uns als Geschäftsleute aus – ich weiß so viel übers Baumwollspinnen, da dürfte das nicht weiter schwer sein. Wenn wir dann angekommen sind, nehmen wir Kontakt zu unseren Anhängern auf, tun uns nach einer Bleibe um – für Geld ist gesorgt … Was denn?«
    »Wann hast du dir das alles ausgedacht?«
    »Auf dem Weg hierher.«
    »Aber es scheint längst beschlossene Sache für dich – Herrgott, das war schon immer dein Plan, stimmt’s? Bequem mit dem Strom mitschwimmen, und dann raus, sobald es reißend wird? Willst du als Gutsherr in Hampshire sitzen? Ist das dein neuer Ehrgeiz?«
    »Welche andere Wahl haben wir denn?« Danton tat der Kopf weh, und Camille machte es nur noch schlimmer. Ich hab dich erlebt, hätte er am liebsten gesagt, ich hab dich erlebt, da hast du vor Angst gezittert wie Espenlaub.
    »Ich kann einfach nicht glauben« – Camille sagte es mit bebender Stimme –, »dass du davonläufst.«
    »Aber wenn wir nach England gehen, können wir neu anfangen. Neu planen.«
    Camilles Ausdruck war bekümmert. Nein, noch etwas anderes als bekümmert, aber Danton konnte es nicht einordnen, der Gedanke, wieder von vorn anfangen zu müssen, laugte ihn innerlich zu sehr aus.
    »Dann geh du«, sagte Camille. »Ich bleibe. Ich tauche unter, solange es sein muss. Wenn die Luft wieder rein ist, schicke ich dir Nachricht. Dann hoffe ich, dass du zurückkommst. Ich weiß nicht, ob du dazu bereit bist, aber wenn du jetzt sagst, du bist es, dann muss ich dir glauben. Einen anderen Weg gibt es nicht. Wenn du nicht kommst, werde ich dir wohl oder übel nach England folgen müssen. Ich habe nicht vor, hier ohne dich weiterzumachen.«
    »Ich habe eine Frau und ein Kind, und ich …«
    »Ja, ich weiß. Und bald noch ein zweites Kind.«
    »Weißt du das von Gabrielle?«
    »So nah stehen Gabrielle und ich uns nicht.«
    »Gut. Mir hat sie’s nämlich auch nicht gesagt.«
    Camille wies in Richtung Haus. »Ich geh da jetzt rein und knöpf mir den Haufen da drinnen vor und beschäme sie alle bis ins Mark. Glaub mir, die werden noch heute nach Paris zurückkriechen. Sie können als Ablenkung dienen, dann hast du es leichter – und du bist der, auf den es ankommt. Das sehe ich ein. Ich hätte das vorhin nicht sagen dürfen. Fabre soll Lucile nach Bourg-la-Reine bringen, dann kann er sich eine Woche oder zwei dort versteckt halten.«
    »Ich weiß ja nicht, ob ich Fabre meine Frau anvertrauen würde.«
    »Wem dann? Karnickel? Unserem wackeren Metzgermeister?«
    Sie grinsten beide. Ihre Blicke trafen sich. »Weißt du noch, was Mirabeau immer sagte?«, fragte Camille. »›Wir leben in einer Zeit bedeutender Ereignisse und unbedeutender Männer.‹«
    »Pass auf dich auf«, sagte Danton. »Und dein Testament solltest du trotzdem machen. Oh, und Camille – vermach mir deine Frau.«
    Camille lachte. Danton wandte sich ab. Er wollte ihn nicht gehen sehen.
    Robespierre war gegen ein Absperrgitter gedrängt worden, als die Kämpfe ausbrachen. Der Schrecken war jedoch größer gewesen als der Schmerz. Er hatte Tote gesehen, hatte nach dem Abzug der Truppen zugeschaut, wie die Verwundeten weggetragen wurden, und er hatte die absurden Rückstände des zivilen Schlachtfelds gesehen: blumengeschmückte Hüte, einzelne Schuhe, Puppen und Brummkreisel.
    Seine Füße hatten sich wie von selbst in Bewegung gesetzt. Vielleicht war er viele Stunden gegangen. Auf welchem Weg genau, wusste er nicht, aber es trieb ihn zurück zur Rue Saint-Honoré, zu den Jakobinern, um dort seine Stellung zu behaupten. Er war schon fast da. Aber jetzt vertrat ihm jemand den Weg.
    Er sah auf. Der Mann trug ein Hemd, das am Hals aufgerissen war, eine staubige Mütze und die Überreste der Nationalgardistenuniform.
    Das Seltsame war, dass er lachte. Seine Zähne waren gefletscht wie bei einem Hund.
    Er hielt einen Säbel in der Hand. Um den Knauf war ein blau-weiß-rotes Bändchen gebunden.
    Hinter ihm standen noch drei Männer. Zwei hatten Bajonette.
    Robespierre stand ganz still. Er trug nie eine Pistole bei sich, sooft ihn Camille auch schon dazu ermahnt hatte. »Camille«, pflegte er zu sagen, »ich würde sie ja doch nicht benutzen. Niemals würde ich auf jemanden schießen.«
    Nur

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