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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Männer stand draußen. Sie hatten fast kein Geräusch auf der Treppe gemacht. Einer trat vor. »Antoine Fouquier-Tinville. Zu Danton, wenn ich bitten darf.« Seine Höflichkeit war mechanisch und extrem zackig: die Höflichkeit der Justiz.
    Gabrielle gab die Tür frei. »Muss ich ihn wecken?«
    »Ja, es kann nicht warten. Höchste Zeit.«
    Sie zeigte zum Schlafzimmer hin. Fouquier-Tinville neigte den Kopf vor Lucile. » Ma cousine , guten Morgen.«
    Sie nickte nervös. Fouquier hatte so dichtes dunkles Haar und bräunliche Haut wie Camille, aber bei ihm waren die Haare glatt, die Züge hart, die Lippen schmal und fest zusammengepresst, ein Mund für Krisen, für schlimme Situationen, die sich verschärften. Doch, ja, eine Familienähnlichkeit ließ sich nicht leugnen. Aber wenn man Camille ansah, dann wollte man ihn berühren; sah man seinen Vetter, verspürte man diesen Drang nicht.
    Gabrielle folgte den Männern ins Schlafzimmer. Lucile drehte sich zu Louise Robert um, wollte schon zu einer Bemerkung ansetzen – und erschrak über den Hass in Louises Gesicht. »Wenn François etwas zustößt, steche ich das Schwein eigenhändig ab.«
    Luciles Augen weiteten sich. Den König? Nein, das Schwein, das sie meinte, war Danton. Ihr fiel keine Antwort ein.
    »Haben Sie den Mann da gesehen? Fouquier-Tinville? Camille sagt, alle seine Verwandten sind so.«
    Sie hörten Dantons Stimme abgehackt aus den Stimmen der anderen heraus: »Fouquier – morgen gleich als Erstes – aber WARTET – zur rechten Zeit in die Tuilerien, Pétion sollte wissen – Kanonen auf den Brücken – soll sich unbedingt beeilen.«
    Er kam heraus, schlang sich im Gehen die Halsbinde um, fuhr sich mit den Fingern das bläuliche Kinn entlang. »Georges-Jacques«, sagte Lucile, »wie skrupellos und verwegen du aussiehst. Ein Volksheld durch und durch.«
    Danton grinste. Er ließ die Hand auf ihre Schulter fallen und drückte sie, so herzhaft, so derb, dass sie beinahe aufschrie. »Ich gehe ins Rathaus. Sonst kommen sie ständig hier angerannt.« An der Tür zögerte er kurz. Aber wenn er seine Frau jetzt küsste, würde sie nur zu weinen anfangen. »Lolotte, du kümmerst dich hier um alles. Und macht euch möglichst wenig Sorgen.« Sie hörten ihn die Stufen hinunterpoltern.
    »Alles gut, kleiner Mann?«
    »Gewehrkugeln«, entgegnete Jean-Paul Marat, »prallen an mir ebenso ab wie Ihr Witz.«
    »Um diese Tageszeit sehen Sie womöglich noch verbotener aus als sonst.«
    »Die Revolution schätzt mich nicht meiner ornamentalen Qualitäten wegen, Danton. Und Sie auch nicht, wage ich zu behaupten. Männer fürs Grobe, das sind wir, meinen Sie nicht?« Wie immer schien Marat zutiefst erheitert durch einen Scherz, den nur er verstand. »Holen Sie Mandat her«, sagte er.
    »Ist er immer noch im Palast? Botschaft an Mandat«, sagte Danton über die Schulter. »Meine Empfehlungen an ihn, und die Kommune verlangt ihn dringend im Rathaus zu sehen.«
    Von der Place de Grève drang dumpf das Geschrei der wachsenden Menge. Danton goss sich einen Schuss Branntwein in ein Glas und wölbte die Hand darum. Er lockerte die Krawatte, die er sich daheim an der Cour du Commerce extra noch umgebunden hatte. Eine Ader pochte seitlich an seinem Hals. Sein Mund war trocken. Mit einem Mal war ihm speiübel. Er nahm noch einen Schluck von dem Branntwein. Die Übelkeit flaute ab.
    Die Königin streckte die Hand aus, und Mandat küsste sie. »Wir werden uns nicht wiedersehen«, sagte er. Die rechten Worte zur rechten Zeit. »Ordre an den Kommandeur des Bataillons an der Place de Grève. Er soll von hinten angreifen und den Mob auseinandertreiben, der gegen den Palast vorrückt.« Er kritzelte eine Unterschrift. Sein Pferd wartete. Die Ordre erreichte den diensthabenden Kommandeur innerhalb von Minuten. Im Rathaus begab sich Mandat geradewegs in seine eigene Amtsstube. Ihm war befohlen worden, Meldung zu machen, aber er hätte nicht gewusst, bei welcher Obrigkeit. Er spielte mit dem Gedanken, seine Tür zu verriegeln. Aber das schien ihm zu unsoldatisch.
    »Rossignol«, sagte Danton, »danke.« Er überflog Mandats Ordre, die der Bezirkspolizeihauptmann ihm ausgehändigt hatte. »Gehen wir kurz über den Gang und bitten Mandat, der neuen Kommune zu erklären, warum er mit Waffengewalt gegen das Volk vorgeht.«
    »Ich weigere mich«, sagte Mandat.
    »Sie weigern sich.«
    »Diese Leute sind nicht die Stadtregierung. Sie sind nicht die Kommune. Es sind Rebellen. Verbrecher.«
    »Dann

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