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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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schnitt mir das Bein auf, durch welches ich lahm war und gezwungen, auf unsrer Terrasse zu bleiben, die gegenüber von den Champs Elize und den Thuilerien war, woselbst ich gegen 9 den ersten Coup de Cannon hörte und dann noch mehr Feuer und Tumult. Ich sah das Volk auf den Champs Elize hin und her laufen, das Missaker gewann immer mehr an Schrecken und als der König seine Guarde verließ und zur Nationall-Versammlung ging und die armen Seelen im Stich ließ, welche gekommen waren, ihn zu verteidigen, da hat der Haufe sie misakriert, denn wäre der König geblieben, so hätten fast alle von den Sections ihn verteidigt, da sie aber sahen das er zur Versammlung gegangen war, so huben sie an, die armen Schweitzer zu misakrieren … Viele dieser Menschenfresser liefen auf der Straße vorbei und hielten ihren Schritt an, um uns Teile von misakrierten Schweitzern vorzuzeigen, davon ich nicht wenige in Person kannte … Jeder rühmte sich seiner Thaten und zeigte noch den Toten seine Wut, indem er Teile abtrennte oder ihre Kleider zerriss zum Zeichen des Triunfes, so das man glauben mochte, es wären alle Menschen vom Wahnsinn befallen … Aber es ist unmöglich, alle die Thaten schändlichen Grauens zu beschreiben, die sich an diesem Tage zutrugen …
    »Camille.« Vor ihm stand ein junger Nationalgardist, den er nie zuvor gesehen hatte, glubschend vor Nervosität und ängstlich auf eine Abfuhr gefasst. »Wir haben einen Trupp von Royalisten aufgegriffen, sie trugen unsere Uniformen, sie sind jetzt in unserem Wachraum an der Cour de Feuillants eingesperrt. Das Volk versucht sie uns wegzunehmen. Unser Kommandeur hat Verstärkung angefordert, um den Hof zu räumen, aber es kommt niemand. Wir können sie nicht viel länger zurückdrängen – können Sie nicht mit diesem Haufen reden, können Sie die Leute nicht zur Vernunft bringen?«
    »Wozu?«, fragte Fréron.
    »Menschen sollten nicht abgeschlachtet werden wie Vieh, Monsieur«, antwortete ihm der Junge. Sein Mund bebte.
    »Ich komme«, sagte Camille.
    Als sie den Hof erreichten, zeigte Fréron nach vorn: »Théroigne.«
    »Ja«, sagte Camille gelassen. »Sie wird es nicht überleben.«
    Théroigne hatte das Kommando übernommen; dies hier war ihre Arena, ihre kleine Bastille. Eine feindselige, planlose Meute hatte einen Anführer bekommen, und schon jetzt war es zu spät für die Gefangenen im Wachraum, denn über das Geschrei der Menge und Théroignes Befehle hinweg hörte man Glas splittern und Holz bersten. Sie hatte sie angetrieben, als sie die Tür eintraten und ihre Kräfte, gereizten Käfigtieren gleich, an den eisernen Fenstergittern erprobten. Diese Tiere freilich brachen ein und nicht aus; Bajonette in einem schmalen Durchgang hatten sie einen Moment lang zurückweichen lassen, doch jetzt schlugen sie alles kurz und klein. Es waren steinefressende Tiere, und das Gebäude war nicht für eine Belagerung gemacht; sie hatten Spitzhacken, und sie setzten sie ein. Hinter der vordersten Reihe der Angreifer brodelte der Hof von ihren brüllenden, fäusteschüttelnden, waffenschwenkenden Mitstreitern.
    Beim Anblick der Gardistenuniform, der blau-weiß-roten Schärpen wichen Teile der Menge zur Seite, um sie durchzulassen. Aber ehe sie sich ganz bis nach vorn gekämpft hatten, legte der Junge Camille eine Hand auf den Arm und hielt ihn zurück. »Zu spät«, sagte er.
    Théroigne war in Schwarz; sie trug eine Pistole im Gürtel, einen Säbel in der Hand und ein Leuchten im Gesicht. Ein Schrei brach los: »Die Gefangenen kommen.« Théoigne hatte sich vor dem Eingang postiert, und als die ersten Gefangenen herausgezerrt wurden, winkte sie den Männern an ihrer Seite, die ihre Schwerter und Äxte hochschwangen. »Kann denn niemand sie aufhalten?«, fragte Camille. Er schüttelte die bremsende Hand des Gardisten ab und begann sich durchzuboxen, schrie sich den Weg frei. Fréron drängte hinter ihm her. Er riss ihn an der Schulter zurück; Camille stieß ihn heftig weg. Die Menge machte Platz, abgelenkt durch die Aussicht darauf, einem Kampf zwischen zwei patriotischen Funktionären beizuwohnen.
    Aber die sekundenlange Gnadenfrist war verstrichen, von der vordersten Front tönte Raubtiergebrüll. Théroigne hatte den Arm gesenkt wie ein Scharfrichter, die Äxte und Schwerter waren am Werk, und einen nach dem anderen prügelte und schleifte man die Gefangenen dem Tod entgegen, den die Menge ihnen zudachte.
    Camille war ein Stück vorangekommen, der Nationalgardist dicht auf

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