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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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von den Lippen.
    DANTON : Was machen wir mit unseren ganzen Verschwörern?
    ROBESPIERRE : Das sind diejenigen, die es treffen sollte.
    DANTON : Und wie entlarvt man einen Verschwörer?
    ROBESPIERRE : Man stellt ihn vor Gericht.
    DANTON : Aber wenn man weiß, jemand ist ein Verschwörer, und es fehlen einem die Beweise, um ihn zu überführen? Wenn man es als Patriot einfach nur weiß ?
    ROBESPIERRE : Beweise sollte man schon bringen.
    DANTON : Aber wenn das nicht geht? Wenn man den schlagendsten Beweis nicht verwenden kann? Weil es sich, sagen wir, um ein Staatsgeheimnis handelt?
    ROBESPIERRE : Dann müsste man den Betreffenden laufen lassen. Aber das wäre fatal.
    DANTON : Ja, nicht wahr? Wenn die Österreicher vor den Toren stünden? Und man müsste ihnen die Stadt überlassen, nur weil der Rechtsform Genüge getan werden muss?
    ROBESPIERRE : Dann … nun ja, dann müsste man vermutlich das Procedere bei der Beweisführung ändern. Oder die Definition von Verschwörung ausweiten.
    DANTON : Ja, nicht wahr, das müsste man.
    ROBESPIERRE : Weil es ein kleineres Übel wäre, das ein größeres abwenden soll? Für gewöhnlich bin ich kein Freund dieser schlichten, sehr tröstlichen, sehr kindlichen Logik – aber eine erfolgreiche Verschwörung gegen die französische Bevölkerung könnte in Völkermord münden.
    DANTON : Rechtsbeugung ist in sich ein sehr großes Übel. Sie lässt keinen Raum für eine Berichtigung.
    ROBESPIERRE : Von solchen Fragen verstehe ich nichts, Danton. Ich bin kein Theoretiker.
    DANTON : Das weiß ich. Sie sind Praktiker. Ich weiß Bescheid über diese heimtückischen kleinen Morde, die Sie hinter meinem Rücken anzuzetteln versuchen.
    ROBESPIERRE : Den Tod Tausender nehmen Sie hin, aber den zweier Politiker nicht?
    DANTON : Weil ich sie kenne, nehme ich an. Roland und Brissot. Die Tausend kenne ich nicht. Schreiben Sie’s einem Mangel an Fantasie zu.
    ROBESPIERRE : Wenn die Beweise für einen Prozess nicht ausreichen, könnte man die Verdächtigen ja zur Not ohne Prozess inhaftieren.
    DANTON : Könnte man das? Ihr Idealisten gebt doch die besten Tyrannen ab.
    ROBESPIERRE : Diese Unterhaltung kommt reichlich spät, finden Sie nicht? Ich habe mich jetzt auf Gewalt einlassen müssen, wie auf so vieles andere mehr. Wir hätten dieses Gespräch vor einem Jahr führen sollen.
    Wenige Tage später war Robespierre wieder bei den Duplays. Er hatte seit drei Nächten kein Auge zugetan. Sein Schädel hämmerte zum Zerspringen, die Faust eines Riesen knetete seine Gedärme. Kalkweiß und zittrig saß er mit Mme Duplay in der kleinen Stube, die angefüllt war mit seinen Bildnissen. Er glich keinem davon; er konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder gesund auszusehen.
    »Alles ist so, wie Sie es verlassen haben«, sagte sie. »Ich habe nach Dr. Souberbielle geschickt. Sie brauchen Ihre ganze Kraft, da können Sie sich Unregelmäßigkeiten in Ihren Lebensabläufen nicht leisten.« Sie legte ihre Hand auf seine. »Wir waren das reinste Trauerhaus. Eléonore hat kaum einen Bissen gegessen, und ich habe ihr keine zwei Worte entlocken können. Sie dürfen uns nie wieder verlassen.«
    Charlotte kam, aber sie sagten ihr, dass er einen Schlaftrunk bekommen habe und sie bitte ihre Stimme dämpfen möge. Sie würden ihr Nachricht schicken, sagten sie, wenn er wohlauf genug sei, um Besuch zu empfangen.
    SÈVRES, am letzten Tag im November. Gabrielle hatte die Lampen angezündet. Sie waren allein; die Kinder schliefen drüben bei ihrer Mutter, das Fußvolk war daheim in der Rue des Cordeliers. »Nach Belgien musst du?«, sagte sie. Deshalb war er hier: um ihr Bescheid zu geben und dann aufzubrechen.
    »Du erinnerst dich doch an General Westermann, oder?«
    »Ja. Der Gauner, wie Fabre sagt. Du hast ihn am 10. August mit zu uns gebracht.«
    »Ich weiß nicht, warum Fabre das sagt. Aber was immer Westermann früher war, jetzt ist er ein wichtiger Mann, und er kommt persönlich von der Front, um Dumouriez’ Nachricht zu überbringen. Daran siehst du, wie dringend die Sache ist.«
    »Wäre ein Kurier der Regierung denn nicht genauso schnell gewesen? Hat die Beförderung ihm Flügel aus den Fußgelenken wachsen lassen?«
    »Er kommt selbst, um dem Ernst der Lage Nachdruck zu verleihen. Ich glaube, Dumouriez wäre höchstpersönlich gekommen, wenn er abkömmlich wäre.«
    »Dann lautet die Botschaft also, dass Westermann abkömmlich ist.«
    »Das ist ja, als würde man mit Camille reden«, murrte er.
    »Ja? Weißt du,

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