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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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wir ein gemeinsames Pamphlet!«
    »Nein.«
    »Helfen Sie ein mal mit.«
    »Nur Vieh folgt dem Herdentrieb«, sagte Marat preziös.
    »Schon gut, schon gut, ich mach’s allein. Ich muss nur wissen, ob er etwas gegen Sie in der Hand hat, irgendetwas wirklich Gefährliches.«
    »Ich habe mein Leben stets nach den höchsten Prinzipien geführt.«
    »Sie meinen, niemand weiß etwas über Sie.«
    »Passen Sie auf, dass Sie mich nicht beleidigen«, sagte Marat. Es war ein schlichter, zweckdienlicher Ratschlag.
    »Also weiter«, sagte Camille. »Wir können sein Verhalten vor der Revolution verwenden, das einen bewussten Verrat an zukünftigen alten Kampfgefährten darstellt, seine monarchistischen Verlautbarungen, die ich anhand von Zeitungsausschnitten belegen kann, sein Schwanken im Juli ’89 –«
    »Das worin bestand?«
    »Ach, er hat doch immer so etwas Fahriges, irgendwer wird sich schon an ein Schwanken erinnern. Dann sein Kontakt zu Lafayette, seine Rolle bei dem Fluchtversuch der Familie Capet und danach seine heimliche Verbindung zur Königin und zum Kaiser.«
    »Gut, gut«, sagte Marat. »Bis jetzt sogar sehr gut.«
    »Seine Sabotageversuche im Vorfeld des 10. August und seine unbegründeten Anschuldigungen gegen einzelne Patrioten, an dem Blutvergießen in den Gefängnissen beteiligt gewesen zu sein. Seine Befürwortung destruktiver föderalistischer Tendenzen. Nicht zu vernachlässigen seine anfänglich engen Beziehungen zu einigen Aristokraten – Mirabeau beispielsweise oder Orléans.«
    »Sie haben ein rührendes Vertrauen in die Vergesslichkeit Ihrer Mitmenschen. Zu Recht, nehme ich an. Aber auch wenn Mirabeau tot ist – Orléans sitzt im Konvent neben uns.«
    »Nein, das war jetzt in die Zukunft gedacht – sagen wir, bis zum Frühling. Robespierre ist der Meinung, dass Philippes Position unhaltbar ist. Er leugnet nicht, dass er sich gewisse Verdienste um das Volk erworben hat, aber es wäre ihm lieber, wenn sämtliche Bourbonen Frankreich verließen. Er möchte, dass Philippe mit seiner ganzen Familie nach England geht. Wir könnten ihnen eine Pension zahlen, sagt er.«
    »Wie, wir geben Philippe Geld? Auch mal nett!«, sagte Marat. »Aber natürlich, bis zum Frühling, Sie haben recht. Lassen wir die Brissotisten noch sechs Monate an der langen Leine, und dann – schnapp.« Er machte ein zufriedenes Gesicht.
    »Mit etwas Glück kriegen wir sie alle – Brissot, Roland, Vergniaud – dafür dran, dass sie den Prozess gegen den König behindern und verschleppen. Oder sie stimmen sogar dafür, ihn am Leben zu lassen. Ich greife natürlich wieder vor.«
    »Da könnte es auch noch andere geben, denen Hindernisse oder Verzögerungen ganz recht wären. In Sachen Louis Capet.«
    »Ich glaube, Robespierre kann dazu gebracht werden, seine Scheu vor der Todesstrafe zu überwinden.«
    »Ja, aber Robespierre meine ich gar nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass Danton sich um diese Zeit aus dem Staub macht. Ich könnte mir vorstellen, dass die Aktivitäten von General Dumouriez in Belgien seine Anwesenheit erfordern.«
    »Was für Aktivitäten denn?«
    »In Belgien ist die Krise vorgezeichnet. Befreien unsere Truppen das Land oder annektieren sie es, oder machen sie am Ende beides? Für wen führt General Dumouriez seine Eroberungen durch? Für die Republik? Oder die ehemalige Monarchie? Oder am Ende für sich selbst? Jemand wird hinfahren und durchgreifen müssen, und es muss jemand mit größtmöglicher Autorität sein. Ich kann mir nicht denken, dass Robespierre sich von seinem Papierkram losreißt, um sich mit den Soldaten im Schlamm zu wälzen. Danton dagegen dürfte da in seinem Element sein – Gaunereien im großen Stil, Plünderungen, Militärkapellen und alle Weiber der besetzten Gebiete.«
    Der schleppende asthmatische Tonfall, in dem Marat all dies vorbrachte, war in sich von beklemmender Wirkung. »Ich richte es ihm aus«, sagte Camille.
    »Tun Sie das. Und was Brissot betrifft – aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet, zeigt sich klar und deutlich, dass er von Anfang an gegen die Revolution konspiriert hat. Und doch sitzen er und seine Kumpane fest im Sattel, und es wird einiges an Druck erfordern, um sie aus dem öffentlichen Leben zu entfernen.«
    Er war mit Marats Gedankengängen inzwischen vertraut genug, um misstrauisch aufzuschauen. »Sie meinen aber nichts weiter als das, oder – sie aus dem öffentlichen Leben entfernen? Sie meinen damit nichts Schlimmeres?«
    »Und eben hatte ich

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