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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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gespuckt, weil ich die Ministeriumsbücher nicht vorlegen konnte.«
    Fabre drängelte sich heran. Er hatte die Lage bereits sondiert. »Das Tribunal spaltet die Gironde. Brissots Stimme hast du, die von Vergniaud auch. Roland und seine Freunde sind dagegen.«
    »Sie sind dem Republikanertum untreu geworden«, sagte Danton. »Sie verwenden ihre Energie stattdessen darauf, mich zu vernichten.«
    Noch immer umschwärmten ihn die Deputierten von allen Seiten. Fabre verbeugte sich nach rechts und links, als würde der Beifall ihm gelten. Collot, der Schauspieler, rief: »Bravo, Danton, bravo!«; sein sonst so griesgrämiges Gesicht leuchtete. Robespierre hatte sich entfernt. Der Applaus wollte nicht aufhören. Draußen schrie das Volk seinen Namen. Er stand ganz still, strich sich über die Wange. Camille hatte sich bis zu ihm durchgekämpft. Danton legte ihm den Arm um die Schultern. »Camille, gehen wir einfach heim, ja?«, sagte er.
    Louises Ohren waren jetzt immer gespitzt. Sobald sie von seiner Rückkehr hörte, ging sie hinunter und gab Marie und Catherine ihre Anweisungen. Die Kinder waren bei Victor Charpentier, und vielleicht war es ohnehin besser, wenn er sie noch nicht sah. Sie würde ein Abendessen für ihn bereithalten, egal wann er zu Hause eintraf; es ging schließlich nicht an, dass er in eine Wohnung heimkam, in der ihn nur die Dienstboten erwarteten. Ihre Mutter kam fünfmal heruntergerannt, um sie zu holen. »Was fällt dir ein«, sagte sie, »diesem Unmenschen nachzulaufen? Du bist ihm nichts schuldig!«
    »Unmensch oder nicht, ich weiß, was Gabrielle gewollt hätte. Sie hätte gewollt, dass er so gut wie nur möglich umsorgt wird.«
    Sie saß in Gabrielles Sessel, wie um ihren Geist zu bannen. Von hier, dachte sie, hatte Gabrielle Regierungen stürzen sehen. Von hier aus hatte sie den Thron wanken und zu Fall kommen sehen. Sie war schlicht und ungekünstelt in ihrer Art gewesen, eine ruhige Hausfrau und sonst nichts. Sie hatte unter diesen blutrünstigen Männern gelebt.
    Es schlug Mitternacht. »Jetzt kommt er nicht mehr«, sagte Catherine. »Wir möchten gern ins Bett, ob du aufbleibst oder nicht. Er wird um die Ecke sein. Er kommt heute nicht mehr heim.«
    Am nächsten Morgen um sechs kam Bürger Danton leise zur Tür herein, um sich umzuziehen. Sie versetzte ihm einen Schrecken, dieses blasse Kind, das da anmutlos zusammengesackt in Gabrielles Sessel saß. Er hob sie auf und trug sie zum Sofa. Er warf eine Decke über sie. Sie wurde nicht wach. Er holte, was er brauchte, und verließ das Haus wieder.
    Nebenan war Lucile schon auf und kochte Kaffee. Camille schrieb, das Gerüst der Rede, die Danton heute im Konvent halten würde. »Ein Bild stillen häuslichen Eifers«, sagte Danton. »So hab ich’s gern.« Er legte die Arme um Luciles Taille und küsste sie auf den Nacken.
    »Freut mich zu sehen, dass du wieder der Alte bist«, sagte Camille.
    »Die Kleine hat drüben auf mich gewartet, Gélys Tochter, könnt ihr euch das vorstellen? Sie war im Sessel eingeschlafen.«
    »Wirklich?« Lucile und ihr Mann tauschten einen schwarzäugigen Blick. Es bedurfte fast keiner Worte mehr zwischen ihnen. Sie verständigten sich mit anderen Mitteln.
    10. März. Ein bitterkalter Tag, die Luft stach so, dass man sie kaum atmen mochte. Claude Dupin machte seine Aufwartung und hielt in aller Form um sie an. Ihr Vater antwortete ihm, trotz Louises Jugend seien sie bereit, einer Hochzeit binnen Jahresfrist zuzustimmen; es lägen schwierige Zeiten hinter ihnen, und, wie er Claude Dupin im Vertrauen erklärte: »Wir hätten es gern, wenn sie in eine andere Umgebung kommt. Sie sieht und hört zu viel für ein Mädchen ihres Alters. Und dann hat sie natürlich ihre Freundin verloren, das war eine schlimme Erfahrung für sie. Die Hochzeitsvorbereitungen werden eine gute Ablenkung sein.«
    Sie antwortete Claude Dupin: »Es tut mir sehr leid, aber ich kann Sie nicht heiraten. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wären Sie bereit, noch ein Jahr zu warten? Ich habe meiner verstorbenen Freundin mein Wort gegeben, dass ich mich ihrer Kinder annehmen werde. Wenn ich Ihre Frau wäre, hätte ich andere Verpflichtungen, und ich müsste in eine andere Straße ziehen. Wie ich Bürger Danton kenne, wird er sich recht bald eine neue Frau suchen. Wenn sie eine Stiefmutter haben, lasse ich sie gern hier zurück, aber vorher nicht.«
    Claude Dupin war fassungslos. Er hatte gedacht, es sei alles abgemacht. »Ich kann das nicht glauben«, sagte

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