Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
Vom Netzwerk:
Präsidenten und all diejenigen Mitglieder anzuführen, die mir den Mund zu verbieten versuchen. Ich erkläre, dass ich Verräter in Person zu bestrafen gedenke, und ich verspreche, dass ich jeden Verräter als meinen persönlichen Feind ansehen werde …«
    Ismard, Girondist, Präsident des Konvents: »Sollte ein gleichwie gearteter Anschlag auf die Vertreter der Nation verübt werden, so erkläre ich im Namen des ganzen Landes, Paris würde vom Erdboden getilgt, dass die Menschen die Seine-Ufer nach einem Beweis dafür absuchen müssten, dass es die Stadt jemals gab.«
    »Kaum jemand wagt noch zu Hause zu schlafen«, sagte Buzot. »Es ist nicht sicher. Erwägen Sie eventuell die Abreise?«
    »Nein«, sagte Manon, »die erwäge ich nicht.«
    »Sie haben ein Kind.«
    Sie lehnte den Kopf in das Kissen zurück, sodass er die glatte weiße Linie ihres Halses bewundern konnte. »Das« – sie schloss die Augen – »darf nicht mein Handeln beeinflussen.«
    »Bei den meisten Frauen täte es das.«
    »Ich bin nicht die meisten Frauen. Wie Sie sehr wohl wissen.« Sie öffnete die Augen wieder. »Denken Sie, ich hätte keine Gefühle? Im Gegenteil. Aber es steht mehr auf dem Spiel als meine Gefühle. Ich gehe nicht aus Paris fort.«
    »Die Sektionen befinden sich im Aufruhr.«
    »Haben Sie Angst?«
    »Ich schäme mich. Dass es dazu kommen konnte. Nach allem, was wir erstrebt und erhofft haben.«
    Der Augenblick der Mattigkeit war vorüber, sie setzte sich aufrecht hin, ihre Augen glänzten. »Sie dürfen nicht aufgeben! Warum reden Sie so? Wir haben die Mehrheit im Konvent. Was glaubt Robespierre gegen unsere Stimmen ausrichten zu können?«
    »Robespierres Macht sollte man nicht unterschätzen.«
    »Und zu denken, dass ich ihm Zuflucht unter meinem Dach angeboten habe, damals nach dem Marsfeld! Ich hatte die höchste Achtung vor ihm. Ich habe ihn für den Inbegriff der Logik, der Vernunft, des Anstands gehalten.«
    »Sie sind nicht die Einzige, die sich von ihm hat irreführen lassen«, sagte er. »Robespierre kann seinen Freunden weder das Unrecht verzeihen, das er ihnen angetan, noch die Wohltaten, die er von ihnen empfangen hat, oder die Gaben, die manche von ihnen besitzen und er nicht. Sie haben die falsche Wahl getroffen, meine Liebste, Sie hätten Danton die Hand reichen sollen.«
    »Nicht mit der Feuerzange würde ich diesen Widerling anfassen.«
    »Ich habe es nicht wörtlich gemeint.«
    »Soll ich Ihnen sagen, was Danton denkt? Warum scheint keiner außer mir das zu wissen? Für Danton seid ihr alle, Sie, mein Mann, Brissot, nichts als eine Versammlung wohlerzogener, verkopfter Schwächlinge. Die Männer, die ihm taugen, sind hartgesottene Zyniker, Schöntuer, Raubtiere – Männer, die um des Zerstörens willen zerstören. Euch verachtet er nur.«
    »Das stimmt nicht, Manon. Er hat Verhandlungen angeboten. Er hat Waffenruhe angeboten. Wir haben ihn abgewiesen.«
    »Das sagen Sie jetzt, aber in Wahrheit wissen Sie selbst, dass sich mit ihm nicht verhandeln lässt. Er legt die Bedingungen fest und erwartet, dass man darauf eingeht. Letzten Endes setzt er sich immer durch.«
    »Ja, möglicherweise haben Sie recht. Damit bleibt nicht viel übrig, oder? Und wir, Manon – wir hatten nichts.«
    »Das Gute an Nichts«, sagte sie, »ist, dass Danton es uns nicht wegnehmen kann.«
    Bewaffnete Demonstrationen vor dem Konvent, während im Saalinnern Delegierte der Sektionen eine Liste von Abgeordneten vorlegen, deren Ausschluss und Ächtung sie verlangen. Die Mehrheit wankt dennoch nicht. Robespierre ist so weiß wie das Blatt Papier, das ihm aus den Händen gleitet; er muss sich am Rednerpult festhalten und nach jedem seiner Sätze erst einmal Atem schöpfen. »Machen Sie Schluss, Mann!«, ruft Vergniaud. Robespierre wirft den Kopf in den Nacken: »Ja, Schluss mit Ihnen!«
    Zwei Tage später ist der Konvent von einer gewaltigen, größtenteils bewaffneten Menschenmenge umstellt; hastige Schätzungen beziffern sie auf rund achtzigtausend. An ihrer Spitze stehen Nationalgardisten mit aufgesteckten Bayonetten und Kanonen. Die Menge verlangt den Ausschluss von neunundzwanzig Deputierten. Darunter sind Buzot, Vergniaud, Pétion, Louvet, Brissot. Offenbar beabsichtigen die Gardisten und die Sansculotten, die Abgeordneten so lange gefangenzusetzen, bis sie klein beigeben. Hérault de Séchelles, der den Vorsitz hat, führt seine Schäfchen in Zweierreihen aus dem Saal ins Freie, eine Geste, von der man hofft, sie wird die

Weitere Kostenlose Bücher