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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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bewiesen.«
    »Aber keiner von uns sollte doch Angst davor haben, dass sein Verhalten unter die Lupe genommen wird? Jedenfalls hoffe ich, Sie denken nicht, ich würde Sie kritisieren, Danton.«
    »Das würden Sie wohl kaum wagen.«
    »Tatsächlich habe ich gedacht, dass ein strategisches Bündnis zwischen uns –«
    »Davon wäre ich ungefähr so überzeugt wie von einem strategischen Bündnis mit einem Schwamm.«
    »Nun, denken Sie mal darüber nach«, sagte Hébert ohne Groll. »Übrigens geht es Camille ja gar nicht gut, oder? Diese Ohnmacht …«
    »Ich werde ihm von Ihrer Anteilnahme berichten.«
    »Er hat sich wirklich den unpassendsten Moment ausgesucht. Die Leute behaupten – verständlicherweise, würde ich sagen –, dass er seine Mitwirkung an Brissots Sturz bereut. Weichherzig, wie der gute Marat zu sagen pflegte. Wobei das in krassem Widerspruch zu seinem früheren Verhalten steht. ’89. Die Lynchmorde. Hm. Wir sind da. Nun – wie soll ich es sagen? Bürger Robespierre ist diesen Monat schlüpfrig wie ein Fisch. Schwer handhabbar. Machen Sie es gut.«
    »Danke fürs Mitnehmen, Hébert.«
    Danton schwang sich aus der Kutsche. Héberts weißes Gesicht erschien neben ihm. »Überreden Sie Camille, mal Urlaub zu machen«, sagte er.
    »Vielleicht«, sagte Danton, »würde er sich für Ihre Beerdigung einen Tag freinehmen.«
    Das ölige Lächeln erstarrte. »Ist das eine Kriegserklärung?«
    Danton zuckte die Achseln. »Wenn Sie wollen«, sagte er. »Fahren Sie los!«, rief er dem Kutscher zu. Wie er dort auf der Straße stand, hätte er den Père Duchesne am liebsten übel beschimpft, wäre ihm nachgelaufen und hätte ihm die Faust ins Gesicht gerammt. So beginnen Feindseligkeiten.
     
    »Und, wie gefällt Ihrer kleinen Schwester das Eheleben?«, fragte Danton Eléonore.
    Eléonore lief tiefrot an. »Gut, nehme ich an. Philippe Lebas ist kein sehr bedeutender Mann.«
    Du arme, gehässige, enttäuschte Kuh, dachte Danton. »Ich weiß schon, wo’s langgeht«, sagte er.
    Als er klopfte, kam keine Reaktion. Er stieß die Tür auf und marschierte geradewegs in Robespierres aggressiven Blick hinein. Robespierre saß mit Tinte, Federhalter und einem kleinen Notizbuch an seinem Schreibtisch.
    »Sie tun wohl so, als wären Sie nicht da?«
    »Danton.« Robespierre stand auf. Er war leicht errötet. »Es tut mir leid, ich dachte, es wäre Cornélia.«
    »Na, behandelt man denn so seine Freundin! Setzen Sie sich, entspannen Sie sich. Was schreiben Sie da? Einen Liebesbrief an eine andere?«
    »Nein, ich … ach, egal.« Robespierre klappte das Büchlein zu. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und legte die Hände aneinander wie zu einem nervösen Gebet. »Vor ein paar Wochen hätte ich Sie gebrauchen können, Danton. Chabot ist bei mir vorbeigekommen. Ich … Sagen Sie mal, was haben Sie eigentlich von Chabot gehalten?«
    Der Gebrauch der Vergangenheitsform fiel Danton auf. »Meiner Ansicht nach ist er ein rotgesichtiger Hanswurst mit einer Freiheitsmütze auf dem Kopf und sehr wenig Gehirn darunter.«
    »Diese Heirat, wissen Sie … Die Gebrüder Frei sollen morgen verhaftet werden. Die Heirat war sein Stolperstrick.«
    »Die Mitgift«, sagte Danton.
    »Genau. Die sogenannten Brüder sind Millionäre. Und Chabot gefällt das alles – er ist da sehr empfänglich. Wie auch nicht? Er hat zu viele eisige Fastenzeiten durchgestanden.«
    Danton musterte Robespierre. Wurde er weich? Möglicherweise.
    »Wer mir leid tut, das ist das Mädchen, die kleine Jüdin.«
    »Ja«, sagte Danton. »Andererseits heißt es, sie sei in Wirklichkeit gar nicht die Schwester von einem der beiden. Angeblich kommt sie aus einem Wiener Bordell.«
    »Die Leute reden doch, was ihnen gerade in den Kram passt. Eins weiß ich jedenfalls: Chabots Bedienstete hat sein Kind geboren, nachdem er sie verlassen hat. Und das ist derselbe Mann, der letzten September bei den Jakobinern so anrührend über die Rechte unehelicher Kinder gesprochen hat.«
    Man weiß nie, was Robespierre am meisten aufbringt, dachte Danton. Verrat, Veruntreuung oder Triebhaftigkeit. »Also, Sie sagten gerade, Chabot sei bei Ihnen gewesen.«
    »Ja.« Amüsiert über die Condition humaine, schüttelte Robespierre den Kopf. »Er hatte ein Päckchen dabei, das angeblich 100000 Francs enthielt.«
    »Sie hätten es nachzählen sollen.«
    »Wahrscheinlich war es bloß Altpapier. Er hat wie üblich von Verschwörern gesprochen, und ich habe ihn gefragt, ob er stichfeste

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