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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Faktionen als vor Brissots Vernichtung. Ich versuche sie voneinander fernzuhalten, zu verhindern, dass sie sich gegenseitig vernichten.«
    »Wie viele Unterstützer hätten Sie im Ausschuss, wenn Sie die Hinrichtungen beenden wollten?«
    »Robert Lindet auf jeden Fall, wahrscheinlich auch Couthon und Saint-André. Vielleicht Barère – bei Barère weiß ich nie, was er denkt.« Er zählte sie an den Fingern ab. »Collot und Billaud-Varennes wären gegen jegliche Politik der Mäßigung.«
    »Mein Gott«, sagte Danton versonnen. »Bürger Billaud, der große, harte Mann im Ausschuss. ’86, ’87 ist er oft zu mir in die Kanzlei gekommen, und ich habe ihn die Rohfassungen von Plädoyers erarbeiten lassen, damit er sich einigermaßen über Wasser halten konnte.«
    »Ja. Das wird er Ihnen sicher niemals verzeihen.«
    »Und was ist mit Hérault? Den haben Sie vergessen.«
    »Nein, nicht vergessen.« Robespierre wich seinem Blick aus. »Sie wissen, glaube ich, dass er unser Vertrauen nicht mehr besitzt. Ich hoffe, Sie werden die Beziehungen zu ihm abbrechen?«
    Nicht darauf eingehen, dachte Danton. Gar nicht darauf eingehen. »Saint-Just?«
    Robespierre zögerte. »Er würde es als Schwäche betrachten.«
    »Können Sie nicht auf ihn einwirken?«
    »Vielleicht. Er war in Straßburg außerordentlich erfolgreich. Er wird der Ansicht sein, dass er die richtige Richtung verfolgt. Und für die Leute, die bei der Armee waren, zählen so ein paar Menschenleben in Paris gar nichts. Die anderen – die kann ich vermutlich auf Linie bringen.«
    »Dann schaffen Sie sich Collot und Billaud-Varennes vom Hals.«
    »Unmöglich. Die werden von Héberts Leuten unterstützt.«
    »Dann schaffen Sie sich Hébert vom Hals.«
    »Womit wir wieder bei einer Politik des Terrors wären.« Robespierre blickte auf. »Danton, Sie haben noch nicht gesagt, wo Sie in alldem stehen. Sie müssen doch eine Meinung haben.«
    Danton lachte. »Wenn Sie mich besser kennen würden, wären Sie davon nicht so überzeugt. Ich werde mir Zeit lassen. Ich schlage vor, Sie tun das Gleiche.«
    »Sie wissen, dass man Sie attackieren wird, sobald Sie sich in der Öffentlichkeit zeigen? Hébert hat gewisse Andeutungen über Ihre Unternehmung in Belgien gemacht. Ich fürchte, Ihre Krankheit wurde als mehr oder weniger fingiert angesehen. Es wurde gemunkelt, Sie hätten sich mit Ihrem unrechtmäßig erworbenen Geld in die Schweiz abgesetzt.«
    »Etwas Solidarität wäre also vonnöten.«
    »Ja. Ich werde mich natürlich bei jeder Gelegenheit für Sie verwenden. Vielleicht bringen Sie Camille dazu, etwas zu schreiben? Um ihn abzulenken? Ich habe ihm gesagt, er soll sich von den Gerichtsverhandlungen fernhalten. Er ist sehr emotional, oder?«
    »Sie sagen das, als würde es Sie überraschen. Als hätten Sie ihn erst gestern kennengelernt.«
    »Mich überrascht wohl immer wieder das Maß seiner Emotionalität. Camilles Gefühle wirken völlig unbeherrschbar. Wie Naturkatastrophen.«
    »Das kann nützlich sein oder auch lästig.«
    »Das klingt zynisch, Danton.«
    »So? Na ja, vielleicht ist es das.«
    »Betrachten Sie seine Zuneigung auch so zynisch?«
    »Nein, ich bin dankbar dafür. Ich nehme, was kommt.«
    »Ja, diesen Zug haben wir bei Ihnen schon zur Kenntnis genommen«, sagte Robespierre voller Interesse.
    »War das der Pluralis Majestatis?«
    »Nein, ich meinte Camille und mich.«
    »Sie beide reden über mich?«
    »Wir reden über alle. Über alles. Aber das wissen Sie. Wir stehen uns außerordentlich nahe.«
    »Ich akzeptiere den Rüffel. Sowohl Ihre als auch meine Freundschaft zu Camille ist von besonderem Rang. Ach, wären doch nur all seine Freundschaften so gewesen!«
    »Ich weiß nicht, wie das hätte gehen sollen.«
    »Nein, Sie sind gern etwas begriffsstutzig.«
    Robespierre stützte das Kinn in die Hand. »Das bin ich wohl. Ich musste eine Menge Kompromisse eingehen, um mir Camilles Freundschaft zu erhalten. Und das gilt auch für mein restliches Leben. Von morgens bis abends rufe ich: ›Erzählt mir das nicht‹ oder ›Kehrt es unter den Teppich, bevor ich komme.‹«
    »Ich wusste nicht, dass Sie das über sich selbst wissen.«
    »Aber ja. Ich bin kein Heuchler. Aber ich veranlasse andere zur Heuchelei.«
    »Zwangsläufig. Robespierre lügt nicht, betrügt nicht, stiehlt nicht, trinkt nicht, treibt keine Unzucht – das ist einfach zu viel des Guten. Er ist kein Hedonist, kein Opportunist, keiner, der Versprechen bricht.« Danton grinste. »Aber wozu die

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