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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Lage noch nie.
    Georges-Jacques ging zu M. Charpentier und legte die Karten auf den Tisch. »Ich habe ein uneheliches Kind«, sagte er. »Einen Sohn, er ist vier. Ich hätte es Ihnen wohl schon früher sagen sollen.«
    »Warum denn?« M. Charpentier fasste sich wieder. »Die freudigen Überraschungen sollte man sich stets bis zum Schluss aufsparen.«
    »Ich komme mir vor wie ein Heuchler«, sagte d’Anton. »Dabei habe ich gerade erst dem kleinen Camille ins Gewissen geredet.«
    »Bitte sprechen Sie weiter, Georges-Jacques. Ich bin ganz Ohr.«
    Sie hätten sich in der Kutsche kennengelernt, erzählte er, auf seiner ersten Fahrt nach Paris. Sie habe ihm ihre Adresse gegeben, er habe sie ein paar Tage später besucht, und dann – nun ja, M.Charpentier könne sich wahrscheinlich vorstellen, wie es weitergegangen sei. Nein, er sei nicht mehr mit ihr liiert, es sei vorbei. Das Kind sei auf dem Land bei einer Amme.
    »Sie haben ihr natürlich angeboten, sie zu heiraten?«
    D’Anton nickte.
    »Und warum wollte sie nicht?«
    »Wahrscheinlich hat ihr mein Gesicht nicht mehr gefallen.«
    Vor seinem inneren Auge sah er, wie Françoise in ihrem Schlafzimmer getobt hatte, entgeistert, dass sie den gleichen Gesetzen unterworfen war wie andere Frauen: Wenn ich heirate, soll es sich lohnen, ich will nicht irgendeinen kleinen Kanzlisten, einen Niemand, und du mit deinen Gefühlsausbrüchen und deinem Eigendünkel, du läufst doch dem nächstbesten Rock hinterher, ehe ein Monat vergangen ist. Selbst als das Kind in ihrem Bauch schon strampelte, war ihm das Ganze wie eine vage Eventualität vorgekommen, etwas, das passieren konnte oder eben auch nicht. Es gab Totgeburten, es kam vor, dass ein Säugling nach ein paar Tagen starb; er hoffte natürlich nicht, dass das geschehen würde, aber er wusste, dass es möglich war.
    Doch das Kind wuchs und kam zur Welt. »Vater unbekannt«, ließ sie auf der Geburtsurkunde vermerken. Jetzt hatte Françoise den Mann gefunden, den sie heiraten wollte – einen gewissen Maître Huet de Paisy, einen königlichen Rat. Maître Huet erwog, sein Amt zu verkaufen – er hatte etwas anderes vor, d’Anton hatte nicht nachgefragt, was. Und er hatte d’Anton sein Amt zum Kauf angeboten.
    »Was will er denn dafür?«
    D’Anton sagte es ihm. Nachdem er den zweiten Schock des Abends verwunden hatte, sagte Charpentier: »Das ist doch ganz und gar ausgeschlossen.«
    »Ja, ich weiß, der Preis ist völlig überhöht, aber er ist zugleich die Vergleichssumme für das Kind. Maître Huet wird die Vaterschaft anerkennen, es wird alles in der korrekten rechtlichen Form vollzogen, und dann liegt das Ganze hinter mir.«
    »Ihre Familie hätte sie zwingen sollen, Sie zu heiraten. Was sind das nur für Leute?« Er hielt inne. »In gewisser Hinsicht liegt das Ganze dann hinter Ihnen, aber was ist mit Ihren Schulden? Ich wüsste gar nicht, wie Sie diesen Betrag überhaupt auftreiben könnten.« Er zog ein Blatt Papier heran. »Das kann ich Ihnen geben – nennen wir es vorerst ein Darlehen; wenn der Heiratsvertrag unterschrieben ist, erlasse ich Ihnen die Schuld.« D’Anton neigte den Kopf. »Ich möchte, dass Gabrielle gut versorgt ist, sie ist meine einzige Tochter, und ich möchte sie anständig behandeln. Und Ihre Familie kann wie viel beisteuern? Gut, aber sehr weit reicht das nicht.« Er notierte die Beträge. »Wie können wir den Fehlbetrag decken?«
    »Über einen Kredit. Das würde Calonne sagen.«
    »Ich sehe keine andere Lösung.«
    »Also, es gibt noch einen weiteren Aspekt bei dieser ganzen Sache, und ich fürchte, er wird Ihnen nicht gefallen. Françoise hat mir nämlich angeboten, mir das Geld selbst zu leihen. Sie ist wohlhabend. Wir haben die Einzelheiten noch nicht besprochen, aber ich nehme an, der Zinssatz wird nicht zu meinen Gunsten ausfallen.«
    »Das ist ja perfide. Meine Güte, was für ein Miststück! Würden Sie sie nicht am liebsten erwürgen?«
    D’Anton lächelte. »O doch.«
    »Ich nehme an, Sie sind sich sicher, dass das Kind von Ihnen ist?«
    »Sie hat mich bestimmt nicht angelogen. Das hätte sie nicht gewagt.«
    »Das denken Männer immer gern …« Ein Blick auf d’Antons Gesicht zeigte ihm, dass er so nicht weiterkam. Also gut – das Kind war seins. »Es ist eine gewaltige Summe«, sagte er. »Und für das Werk einer einzigen Nacht vor fünf Jahren scheint sie unverhältnismäßig. Das könnte Sie auf Jahre blockieren.«
    »Sie will mir abringen, soviel sie nur irgend kann.

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