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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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sprechen?«
    »Nein, nicht deshalb«, sagte Saint-Just sanft. »Sondern weil er selbst eine emotionale Bindung zu ihm hat. Er stellt seine persönlichen Gefühle anscheinend über das Wohl der Republik.«
    »Camille hält Sie schon viel zu lange zum Narren«, sagte Billaud.
    Robespierre blickte auf: »Das ist Verleumdung, Saint-Just. Ich stelle nichts über das Wohl der Republik. Dazu wäre ich gar nicht imstande.«
    »Lassen Sie mich eins sagen.« Vadiers gelbe Finger streckten sich wieder. »Niemand, nicht einmal der bewundernswerte, patriotische Robespierre, darf sich gegen den Willen des Volkes stellen. Wir sind alle gegen Sie. Sie sind allein. Sie müssen sich der Mehrheit beugen, sonst ist hier und jetzt, an Ort und Stelle, Ihre Karriere an ihrem Ende angelangt.«
    »Bürger Vadier«, sagte Saint-Just, »unterzeichnen Sie den Haftbefehl und lassen Sie ihn herumgehen.«
    Vadier griff nach einem Federhalter. Doch Billauds Hand schoss vor wie eine Schlange aus ihrem Loch, schnappte das Dokument und unterschrieb schwungvoll.
    »Er wollte der Erste sein«, erklärte sein Freund Collot.
    »War Danton so ein tyrannischer Dienstherr?«, fragte Robert Lindet.
    Vadier zog das Blatt wieder zu sich, unterzeichnete und schob es über den Tisch. »Rühl?«
    Rühl vom Polizeiausschuss schüttelte den Kopf.
    »Er ist senil«, meinte Collot. »Er sollte aus der Regierung entlassen werden.«
    »Vielleicht ist er bloß schwerhörig.« Billaud klopfte mit dem Zeigefinger auf das Blatt. »Unterschreiben Sie, alter Mann.«
    »Nur weil ich alt bin, wie Sie sagen, lasse ich mich noch lange nicht von Ihnen einschüchtern, auch wenn Sie mir mit dem Ende meiner Karriere drohen. Ich halte Danton nicht für einen Verräter. Deshalb unterschreibe ich nicht.«
    »Ihre Karriere ist vielleicht schneller zu Ende, als Sie denken.«
    »Das ist mir einerlei«, sagte Rühl.
    »Dann reichen Sie das Blatt weiter«, sagte Lebas grimmig. »Verschwenden Sie nicht die Zeit der Republik.«
    Carnot nahm das Dokument entgegen. Er betrachtete es nachdenklich. »Ich unterzeichne um der Einigkeit der Ausschüsse willen. Einzig und allein aus diesem Grund.« Er tat wie angekündigt und schob das Blatt Lebas hin. »In ein paar Wochen, meine Herren, spätestens in drei Monaten, werden Sie sich wünschen, Danton könnte die Bevölkerung für Sie gewinnen. Indem Sie gegen ihn vorgehen, leiten Sie eine neue geschichtliche Phase ein, auf die Sie, glaube ich, schlecht vorbereitet sind. Ich sage Ihnen, meine Herren: Sie werden noch Nekromanten zu Rate ziehen.«
    »Los«, sagte Collot. Er riss das Blatt einem Mitglied des Polizeiausschusses weg und kritzelte seinen Namen darauf. »Bitte schön, Saint-Just – los, los.«
    Robert Lindet war an der Reihe. Ohne einen Blick auf den Haftbefehl zu werfen, reichte er ihn weiter. Saint-Justs Augen verengten sich zu Schlitzen. »Nein«, sagte Lindet knapp.
    »Warum nicht?«
    »Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen meine Gründe darzulegen.«
    »Was uns nötigt, das auf die schlimmstmögliche Weise zu deuten.«
    »Tut mir leid, dass Sie sich zu irgendetwas genötigt fühlen. Sie haben mich mit der Organisation der Nahrungsversorgung betraut. Ich bin hier, um die Ernährung der Patrioten sicherzustellen. Nicht um sie zu ermorden.«
    »Einstimmigkeit ist nicht vonnöten«, sagte Saint-Just. »Auch wenn sie wünschenswert gewesen wäre. Machen wir weiter. Ich glaube, von den verweigerten Unterschriften abgesehen, fehlen noch zwei. Bürger Lacoste, Sie sind der Nächste – wären Sie dann bitte so gut, das Dokument an Bürger Robespierre weiterzureichen und ihm die Tinte hinzustellen?«
     
Der Wohlfahrtsausschuss und der Sicherheitsausschuss verfügen hiermit, dass Danton, Lacroix (aus dem Département Eure-et-Loire), Camille Desmoulins und Philippeaux, allesamt Mitglieder des Nationalkonvents, festgenommen und ins Luxembourg verbracht werden mögen, wo sie in strenger Einzelhaft zu halten sind. Der Bürgermeister von Paris ist angewiesen, der vorliegenden Verfügung unmittelbar nach Erhalt Folge zu leisten.
     
    COUR DU COMMERCE , neun Uhr morgens: »Augenblick«, sagte Danton. »Darf ich vorstellen –«
    »Danton –«
    »Darf ich vorstellen: Das, meine Liebe, ist Fabricius Pâris, ein alter Freund von mir und Urkundsbeamter des Tribunals.«
    »Sehr erfreut«, sagte Pâris eilig. »Ich habe meinen Posten Ihrem Mann zu verdanken.«
    »Deshalb bist du jetzt hier. Siehst du, Louise, man bringt mir Loyalität entgegen. Also?«
    Pâris

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