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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Ansicht nach unser Trumpf?«
    »Die Zeit, Bürger.«
    »Genau. Die Zeit arbeitet für uns. Seit dem Prozess gegen Brissot kann eine Gerichtsverhandlung, sofern die Geschworenen zufriedengestellt sind, nach drei Tagen beendet werden. Was schließen wir daraus, Liendon?«
    »Dass wir die Geschworenen sorgfältig auswählen müssen.«
    »Sie verstehen Ihr Handwerk mittlerweile beide gut, das muss ich sagen. Also, dann wollen wir mal sehen.« Fouquier zog eine Liste der verfügbaren Geschworenen für das Revolutionstribunal hervor. »Trinchard, der Tischler, Deboisseaux, der Schuster – zwei treue Vertreter des einfachen Volkes.«
    »Zuverlässige Männer«, sagte Fleuriot.
    »Und Maurice Duplay – auf den ist Verlass.«
    »Nein. Bürger Robespierre hat sein Veto gegen Duplays Teilnahme an der Jury eingelegt.«
    Fouquier biss sich auf die Lippe. »Ich werde diesen Mann nie verstehen. Na gut – Ganney, der Perückenmacher, der ist immer kooperativ. Und wahrscheinlich kann er Arbeit gebrauchen – nach Perücken dürfte derzeit keine große Nachfrage bestehen. Und Lumière.« Er hakte einen weiteren Namen ab. »Dem müssen wir vielleicht ein bisschen auf die Sprünge helfen. Aber daran soll es nicht scheitern.«
    Liendon linste dem öffentlichen Ankläger über die Schulter.
    »Was ist mit Zehnter-August-Leroy?«
    »Ausgezeichnet«, sagte Fouquier. Er markierte den Namen des Mannes, der einmal Leroy de Montflobert, Marquis de France gewesen war. »Und jetzt?«
    »Wir werden nicht an Souberbielle vorbeikommen.«
    »Er ist sowohl mit Danton als auch mit Robespierre befreundet.«
    »Aber ich glaube, er hat die richtigen Grundsätze«, sagte Fleuriot. »Oder wird sich zu ihnen verhelfen lassen.«
    »Zum Ausgleich«, sagte Fouquier, »nehmen wir noch Renaudin, den Geigenbauer, mit dazu.«
    Fleuriot lachte. »Sehr gut. Ich habe miterlebt, wie er Camille damals abends im Jakobinerclub niedergeschlagen hat. Was war eigentlich der Grund für diese Auseinandersetzung? Das habe ich nie herausgefunden.«
    »Weiß der Himmel«, sagte Fouquier. »Renaudin ist ja nun nachweislich verrückt. Könnten Sie daran denken, meinen Vetter vor Gericht nicht beim Vornamen zu nennen?« Er blickte mit gerunzelter Stirn auf die Liste. »Ich weiß nicht, wer sonst noch absolut verlässlich ist.«
    »Er?« Liendon deutete auf einen Namen.
    »O nein. Nein. Der argumentiert gern, und das können wir nicht gebrauchen. Nein, ich fürchte, wir werden mit sieben Geschworenen arbeiten müssen. Na ja, sie werden ohnehin nicht in der Lage sein, groß zu diskutieren. Ich rede die ganze Zeit so, als stünde hier eine Art Wettkampf an, aber Verlieren ist in diesem Spiel für uns keine Option. Wir sehen uns um elf im Gericht.«
     
    »Ich heiße Danton. Mein Name ist in der Revolution leidlich bekannt. Ich bin in Arcis im Département Aube geboren und von Beruf Anwalt. In ein paar Tagen wird meine Wohnung im Nichts sein und mein Name im Pantheon der Geschichte.«
    Der erste Tag.
    »Das klingt ja ausgesprochen pessimistisch«, sagt Lacroix zu Philippeaux.
    »Wer sind all diese Leute?«
    »Fabre kennen Sie natürlich; das ist Chabot – freut mich, Sie gesund und munter anzutreffen, Bürger – Diedrichsen, das ist Philippeaux – das sind Emmanuel Frei und Junius Frei – angeblich haben Sie mit ihnen konspiriert.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Bürger Philippeaux«, sagt einer der Gebrüder Frei. »Was haben Sie denn getan?«
    »Ich habe den Ausschuss kritisiert.«
    »Aha.«
    Philippeaux zählt die Anwesenden. »Wir sind vierzehn. Und die komplette Betrugsaffäre um die Ostindien-Kompanie wird verhandelt. Gäbe es so etwas wie Gerechtigkeit, dann würde das Gericht dafür drei Monate brauchen. Wir haben drei Tage.«
    Camille Desmoulins ist aufgesprungen. »Ablehnung«, sagt er und deutet dabei auf die Geschworenen. Er fasst sich so kurz wie möglich, in der Hoffnung, nicht zu stottern.
    »Nur über Ihren Anwalt«, sagt Hermann barsch.
    »Ich verteidige mich selbst«, versetzt Desmoulins. »Ich erhebe Einspruch gegen Renaudin.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Er hat mein Leben bedroht. Ich könnte mehrere hundert Zeugen anführen.«
    »Der Einwand ist ungerechtfertigt.«
     
    Der Bericht des Polizeiausschusses zur Ostindien-Affäre wird verlesen. Zwei Stunden. Die Anklagen werden verlesen. Eine weitere Stunde. Hinter den hüfthohen Absperrungen am Ende des Gerichtssaals steht eine dicht gedrängte Zuschauermenge, die sich durch die Tür und bis weit auf

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