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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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wirst meinem Kleinen von mir Lebwohl sagen müssen, und meinen Eltern und Adèle. Richte Mme Danton herzliche Grüße aus und sag ihr, dass ich ihr mehr Glück wünsche, als ihr bisher zuteil wurde. Eine Hausdurchsuchung können Sie sich wirklich sparen«, sagte sie zu den Männern. »Sie haben bereits alles mitgenommen, was für den Ausschuss von irgendeinem Interesse sein könnte, und vieles andere außerdem. Gehen wir.«
    »Madame, Madame.« Jeannette hängte sich an den Arm des Polizisten. »Lassen Sie mich ihr rasch noch eines erzählen, bevor Sie sie mitnehmen.«
    »Aber schnell.«
    »Eine junge Frau war hier. Aus Guise. Schauen Sie.« Sie lief zur Kommode. »Sie hat das hier dagelassen, da steht drauf, wo sie untergekommen ist. Sie wollte sich mit Ihnen treffen, aber jetzt ist es zu spät.«
    Lucile nahm die Karte. »Bürgerin du Taillard«, stand in einer energischen, eckigen Schrift darauf. Und in Klammern hastig daruntergesetzt: »Rose-Fleur Godard«.
    »Sie war in einem erbärmlichen Zustand, Madame. Der Vater ist krank, sie ist allein aus Guise hierhergereist. Sie hat gesagt, sie hätten gerade erst von den Verhaftungen erfahren.«
    »Sie ist also gekommen«, sagte Lucile leise. »Rose-Fleur. Zu spät.«
    Sie legte sich ihren Umhang über den Arm. Es war ein warmer Abend, und vor der Tür wartete eine geschlossene Kutsche, aber vielleicht würde es im Gefängnis kalt sein. Man sollte doch annehmen, dass es im Gefängnis kalt ist, oder? »Lebwohl, Jeannette«, sagte sie. »Pass auf dich auf. Vergiss uns.«
     
    Ein Brief an Antoine Fouquier-Tinville:
     
Réunion-sur-Oise, ehemals Guise
15. Germinal, im Jahr II
     
Bürger und Landsmann,
     
Camille Desmoulins, mein Sohn, ist in seinem ganzen Wesen und seinen Grundsätzen Republikaner, gleichsam instinktiv. Er war schon vor dem 14. Juli 1789 in seinem ganzen Wesen und aus voller Überzeugung Republikaner und ist es seither im täglichen Leben in Wort und Tat …
Ich bitte nur um eines, Bürger: Stellen Sie Nachforschungen über das Verhalten meines Sohnes an und veranlassen Sie eine Untersuchungsjury, ebensolche Nachforschungen anzustellen.
Gesundheit und Brüderlichkeit von Ihrem Landsmann und Mitbürger, der die Ehre hat, Vater des ersten und standhaftesten Republikaners überhaupt zu sein –
     
Desmoulins
    »He, Lacroix. Wenn ich Couthon meine Beine vermache und Robespierre meine Eier, dann kommt der Ausschuss noch mal richtig in Schwung.«
    Der vierte Tag.
    Die Vernehmung der Gebrüder Frei schreitet fort. Zehn Uhr, elf Uhr. Hermanns Hand liegt auf dem Erlass des Nationalkonvents. Er beobachtet die Gefangenen, die Gefangenen beobachten ihn. Ihre Gesichter sind von der vergangenen Nacht gezeichnet. Hermann hat einen ermutigenden Brief zu lesen bekommen, einen Brief vom Nationalkonvent an den Kommandeur der Nationalgarde:
    »Verhaften Sie keinesfalls – wir wiederholen: keinesfalls – den öffentlichen Ankläger und den Präsidenten des Tribunals.«
     
    Es geht auf Mittag zu, da spricht Fouquier Danton und Lacroix an: »Ich habe zahlreiche Zeugen an der Hand, die gegen Sie beide aussagen könnten. Doch ich werde sie nicht aufrufen. Das Urteil gegen Sie wird allein auf der Grundlage von urkundlichen Beweisen gefällt werden.«
    »Was zum Teufel soll das heißen?«, will Lacroix wissen. »Was für urkundliche Beweise? Wo sind sie?«
    Er bekommt keine Antwort. Danton steht auf.
    »Seit gestern dürfen wir nicht mehr erwarten, dass die formalen Verfahrensregeln befolgt werden. Aber Sie haben mir versprochen, dass ich meine Verteidigungsrede fortsetzen darf. Das ist mein Recht.«
    »Ihre Rechte, Danton, sind außer Kraft gesetzt.« Hermann wendet sich den Geschworenen zu. »Haben Sie genug gehört?«
    »Ja, wir haben genug gehört.«
    »Dann ist die Verhandlung hiermit geschlossen.«
    »Geschlossen? Was soll das heißen, geschlossen? Sie haben unsere Aussagen nicht verlesen. Sie haben nicht einen einzigen der von uns benannten Zeugen aufgerufen. Die Verhandlung hat noch nicht einmal richtig begonnen.«
    Neben ihm erhebt sich Camille. Hérault greift von hinten nach ihm, um ihn festzuhalten, doch er weicht zur Seite aus. Macht zwei Schritte auf die Richter zu. Er hält seine Unterlagen hoch. »Ich bestehe darauf, zu sprechen. Während dieses gesamten Verfahrens haben Sie mir das Recht verweigert, zu sprechen. Sie können nicht Menschen verurteilen, ohne sie zu ihrer Verteidigung sprechen zu lassen. Ich verlange, meine Aussage vorlesen zu

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