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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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1795:
     
Selbst Fouquier und sein werter Kollege Fleuriot, so grausam sie waren, schienen in Ehrfurcht erstarrt vor diesen Männern, und der Zeuge konnte sich nicht vorstellen, dass sie den Mut aufbringen würden, sie zu opfern. Er wusste nichts von den widerwärtigen Ränken, die zu diesem Zwecke geschmiedet wurden, und dass man eine Verschwörung im Luxembourg ersonnen hatte, was dazu führte … dass der Nationalkonvent seine Skrupel ablegte und den Erlass formulierte, der die Angeklagten außerhalb des Rechtes stellte. Dieser fatale Erlass wurde von Amar und Voulland [vom Polizeiausschuss] gebracht. Der Zeuge war anwesend, als sie eintrafen: Ihnen standen Angst und Schrecken ins Gesicht geschrieben, so sehr schienen sie zu befürchten, dass ihre Opfer dem Tode entrinnen könnten. Sie begrüßten den Zeugen. Vouland sagte: »Jetzt haben wir sie, diese Schufte, sie haben im Luxembourg konspiriert.« Sie schickten nach Fouquier, der im Gerichtssaal war. Er erschien sofort. Amar sagte zu ihm: »Hier ist etwas, was Ihnen das Leben erleichtern wird.« Fouquier antwortete lächelnd: »Er hat es ja so gewollt.« Mit triumphierender Miene ging er wieder in den Gerichtssal zurück.
     
    »Die wollen meine Frau ermorden!«
    Camilles Entsetzensschrei übertönt den Lärm im Gerichtssaal. Er will auf Fouquier losgehen, doch Danton und Lacroix halten ihn zurück. Er wehrt sich, ruft Hermann etwas zu und bricht dann schluchzend zusammen. Vadier und David vom Polizeiausschuss flüstern mit den Geschworenen. Von den Angeklagten abgewandt, beginnt Fouquier den Erlass des Nationalkonvents zu verlesen:
     
Der Vorsitzende möge jedwedes rechtmäßige Mittel einsetzen, um seiner Autorität sowie der Autorität des Tribunals Geltung zu verschaffen und jeglichen Versuch seitens der Angeklagten zu unterdrücken, die öffentliche Ordnung zu stören oder die Justiz zu behindern. Es wird hiermit verfügt, dass alle der Verschwörung angeklagten Personen, die die nationale Justiz behindern oder beleidigen, außerhalb des Rechts zu stellen und ohne Beachtung weiterer Formalitäten zu verurteilen sind.
    »Großer Gott«, flüstert Fabre. »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet«, sagt Lacroix sachlich, »dass sie den weiteren Verlauf der Verhandlung uneingeschränkt diktieren können. Wenn wir eine Zeugenanhörung fordern, ins Kreuzverhör genommen werden wollen oder auch nur das Wort verlangen, wird das Verfahren umgehend eingestellt. Um es etwas drastischer auszudrücken: Der Nationalkonvent hat uns ans Messer geliefert.«
    Als er fertig gelesen hat, hebt der öffentliche Ankläger den Kopf und schaut vorsichtig zu Danton hinüber. Fabre ist auf seinem Stuhl vornübergesunken. Er atmet schwer, und frisches Blut breitet sich in Flecken auf dem Handtuch aus, das er sich vor den Mund hält. Hérault legt ihm von hinten die Hand auf die Schulter und zieht ihn in eine einigermaßen aufrechte Position. Die Miene des Adligen ist verächtlich, er hat sich seine Gefährten nicht ausgesucht, aber er gedenkt sie seinen Maßstäben anzupassen, soweit es irgend geht.
    »Wir müssen dem Gefangenen wohl Hilfe leisten«, sagt Fouquier zu einem Gerichtsdiener. »Auch Desmoulins scheint kurz vor dem Zusammenbruch zu sein.«
    »Die Sitzung wird vertagt«, sagt Hermann.
    »Die Geschworenen«, sagt Lacroix. »Es gibt noch Hoffnung.«
    »Nein«, sagt Danton. »Jetzt gibt es keine Hoffnung mehr.« Er steht auf. Zum letzten Mal an diesem Tag hallt seine Stimme durch den Saal, und selbst jetzt noch scheint es unmöglich, ihn umzubringen. »Ich bin Danton und bleibe es bis zu meinem Tod. Morgen werde ich in den Armen des Ruhms entschlummern.«
     
    RUE MARAT : Sie hatte noch einmal an Robespierre geschrieben. Als sie die Patrouille draußen hörte, riss sie den Brief in Fetzen. Sie trat ans Fenster. Ein stählernes Scheppern – sie stellten sich auf. Was soll das bloß, fragte sie sich: Meinen die, dass ich meine kleine Armee hier drinnen habe?
    Als sie vor der Tür standen, hatte sie ihre gepackte Tasche mit den paar Habseligkeiten, die sie womöglich brauchen würde, bereits in der Hand. Die kleinen Tagebücher hatte sie vernichtet, die wahre Chronik ihres Lebens ausgelöscht. Die Katze strich um ihre Beine, und sie beugte sich hinunter und fuhr dem Tier mit dem Finger über den Rücken. »Ganz ruhig«, sagte sie. »Mach keinen Ärger.«
    Jeannette schrie auf, als die Männer den Haftbefehl hochhielten. Lucile schaute zu ihr hinüber und schüttelte den Kopf. »Du

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